Der Rhesusfaktor ist ein Merkmal an der Oberfläche unserer Erythrozyten (rote Blutkörperchen), das neben den Blutgruppenmerkmalen ebenfalls von großer medizinischer Bedeutung ist. Der Name kommt daher, dass der Rhesusfaktor als erstes beim Rhesusaffen entdeckt wurde.
Das Rhesusmerkmal wird von drei Genpaaren vererbt. Die Gene sind die Träger der Erbinformation in unseren Zellen. Entweder man besitzt ein C- Paar, D-Paar, oder E-Paar.
Trägt man das Antigen (Stoff, der die Bildung von Antikörpern anregt) D, ist man rhesuspositiv. Es handelt sich hierbei also um eine "alles-oder-nichts-Entscheidung". Ist das Antigen D nicht vorhanden, ist das Blut rhesusnegativ.
Der Rhesusfaktor wird meistens mit der Blutgruppe zusammen angegeben, beispielsweise im Blutspenderausweis. Hat der Patient die Blutgruppe AB und ist rhesuspositiv, dann steht dort einfach "AB positiv".
In der weißen europäischen Bevölkerung sind nur 15 Prozent der Menschen rhesusnegativ.
Der Rhesusfaktor wird i.d.R. im Rahmen der Blutgruppenbestimmung mituntersucht.
Dies ist wichtig, weil gegen den Rhesusfaktor Antikörper gebildet werden können. Antikörper sind Eiweiße, die den Körper unterstützen Fremdstoffe, auch Fremdblut im Körper abzuwehren bzw. zu zerstören.
Die Antikörper gegen den Rhesusfaktor, also die Anti-D-Antikörper, werden gebildet, wenn rhesuspositives Blut in den Kreislauf eines rhesusnegativen Individuums gelangt. So etwas ist beispielsweise im Rahmen einer Bluttransfusion möglich. Die neu gebildeten Antikörper werden allerdings erst dann zum Problem, wenn es ein zweites Mal dazu kommt, dass dem rhesusnegativen Patienten rhesuspositives Blut zugeführt wird. Dann nämlich binden die Anti-D-Antikörper an die Rhesusmerkmale auf den transfundierten roten Blutkörperchen, was zu ihrer Zerstörung führt.
Dies kann für den rhesusnegativen Patienten tödliche Folgen haben. Es ist somit von großer Wichtigkeit, dass Spenderblut und Empfängerblut auch hinsichtlich des Rhesusmerkmals kompatibel sind.
Die Rhesus-Blutgruppenbestimmung kommt bei einer Schwangerschaft v.a. dann besonderer Bedeutung zu, wenn die Mutter rhesusnegativ und ihr Kind rhesuspositiv ist. Bei der Geburt kann es dazu kommen, dass Blut des Kindes in den Kreislauf der Mutter gelangt. Wenn dies geschieht, werden vom Körper der Mutter nun Antikörper gegen das Antigen D gebildet. Dieser Umstand kann bei einer weiteren Schwangerschaft mit einem rhesuspositiven Kind lebensbedrohlich werden. Die von der Mutter gebildeten Anti-D-Antikörper können durch die Plazenta (Mutterkuchen) in den Blutkreislauf des Kindes eindringen und zerstören dann die Erythrozyten des Kindes, die Träger der Rhesuseigenschaft sind. So ein Zwischenfall ist für das Kind akut lebensbedrohlich.
Um eine solche Komplikation zu vermeiden, kann man der Mutter nach der Geburt des ersten rhesuspositiven Kindes künstliche Anti-D-Antikörper zuführen. Das hat den Zweck, dass diese gleich an die rhesuspositiven Erythrozyten des Kindes binden, die in den Kreislauf der Mutter gelangt sind.
Daraufhin werden von der Mutter nämlich keine zusätzlichen Antikörper gegen den Rhesusfaktor des Kindes produziert.
Als Untersuchungsmaterial dient eine Erythrozytensuspension aus venösem Blut. Die Untersuchung des Rhesusfaktors unterscheidet sich leicht, je nachdem, ob es sich um Empfänger-, oder Spenderblut handelt. Zu der Suspension an roten Blutzellen des Empfängers werden zwei bestimmte Antiseren gegeben.
Klumpt das Blut nach Zugabe der Seren, kann man davon ausgehen, dass es sich um rhesuspositives Blut handelt. Die Anti-D-Antikörper im Serum haben dann an den Rhesusfaktor D auf den roten Blutzellen des Patienten gebunden. Andersherum ist der Patient rhesusnegativ, wenn das Blut ganz flüssig bleibt.
Es kann vorkommen, dass sich die Ergebnisse beim ersten und zweiten Antiserum unterscheiden, oder das Ergebnis nicht ganz eindeutig ist. In diesem Falle wird dann der Patient zunächst als rhesusnegativ bezeichnet und das Blut noch einmal untersucht.
Das Erythrozytengemenge des Spenders wird ebenfalls mit zwei Antiseren getestet. Bilden sich sofort nach der Zugabe der Seren kleine Klumpen im Untersuchungsmaterial, ist das Blut rhesuspositiv.
Bleibt das Blut flüssig, oder ist das Ergebnis beider Ansätze unterschiedlich, wird das Blut mittels eines weiteren Testverfahrens untersucht, bis sich ein eindeutiges Ergebnis ermitteln lässt.
Das benötigte Blut für die Bestimmung des Rhesusfaktors, etwa im Rahmen einer Blutspende, wird dem Patienten in der Regel direkt in der Ellenbeuge abgenommen. Dazu wird die Hautstelle, die durchstochen werden soll, zunächst mit einem geeigneten Desinfektionsmittel behandelt. Am Oberarm wird ein Stauschlauch angelegt und fest angezogen, so dass das Blut nicht mehr aus dem Arm abfließen kann. Die Venen werden dadurch meist sehr gut sichtbar. Dann kann eine Vene mit geeignetem Blutabnahmematerial, beispielsweise einem Butterfly (spezielle Nadel zur Blutentnahme), angestochen und das benötigte Blut entnommen werden.
Es kommt nicht selten einmal vor, dass Patienten bei, oder auch nach einer Blutabnahme schwindelig wird, oder sich bei ihnen Übelkeit einstellt. Seltener kann es auch einmal zu einer Ohnmacht kommen. Das ist abhängig von Anlage und körperlichem Zustand. Begünstigt wird so eine Komplikation dadurch, dass sie zu schnell nach der Abnahme versuchen aufzustehen. Es sollte daher darauf geachtet werden, dass die Patienten nach der Entnahme wenigstens einige Minuten ruhig sitzen bleiben.
Letzte Aktualisierung am 29.11.2021.