Die Thrombozytenanzahl, oder einfach Thrombozytenzahl bezeichnet die Menge der Thrombozyten (Blutplättchen) in einer Blutprobe eines bestimmten Volumens.
Als Normwerte gelten bei Männern und Frauen gleichermaßen: 150.000 - 400.000/µl
Die Thrombozyten werden im Rahmen der Routineblutuntersuchung kleines Blutbild oder großes Blutbild ermittelt. Die Blutplättchen sind keine echten Zellen, sondern lediglich Abschnürungen von Riesenzellen, den Megakaryozyten des Knochenmarks. Von einem Megakaryozyten schnüren sich ungefähr 4000 Thrombozyten ab. Die Blutplättchen sind für die Blutgerinnung und Blutstillung sehr wichtig. Sie helfen Blutungen zu stoppen, indem sie sich an der lädierten Stelle zusammenlagern. In der Medizin nennt man das Thrombozytenaggregation. Unter ihrer Mithilfe bildet sich so ein Blutgerinnsel. Die Thrombozyten haben nur eine geringe Lebenszeit von 8 bis 12 Tagen und werden dann in der Milz abgebaut.
Es gibt viele Gründe die Blutplättchenzahl zu bestimmen. Prinzipiell wird
Dies in jedem Routineblutbild gemacht. Speziell wird die Zahl aber dann gemessen, wenn beispielweise der Verdacht einer Thrombose besteht. Bei einer Thrombose wird ein Gefäß durch ein Thrombus (Blutklümpchen) verschlossen. Sehr häufig tritt so etwas in den Beinvenen auf. Je nachdem, ob eine tiefe, oder oberflächliche Vene verstopft wird, nennt man das Ganze dann tiefe, oder oberflächliche Beinvenenthrombose.
Auch bei einer Thromboembolie wird die Thrombozytenzahl untersucht. Wenn sich ein Thrombus im Gefäß löst, durch den Blutstrom in die Lunge weitergetragen wird und dort wiederum ein Gefäß verschließt, liegt eine Embolie vor, in der Lunge entsprechend Lungenembolie. Der ehemalige Thrombus heißt jetzt Embolus. Patienten, die lange im Krankenhaus liegen müssen und sich wenig bewegen, sind dazu prädestiniert eine Thrombose zu entwickeln. Um dies zu vermeiden, bekommen sie regelmäßig blutverdünnende Medikamente, wie Heparin. Um diese Heparinbehandlung zu kontrollieren, wird auch hier die Thrombozytenzahl regelmäßig gemessen.
Dies geschieht ebenso bei Knochenmarkserkrankungen. Wenn dabei die Megakaryozyten in Mitleidenschaft gezogen werden, kann unter Umständen keine ausreichende Thrombozytenzahl mehr zur Blutstillung produziert werden. Genauso verhält es sich auch bei einer Behandlung mit Zytostatika und bei Strahlentherapien im Rahmen einer Krebsbehandlung.
Regelmäßig wird die Zahl der Blutplättchen auch dann bestimmt, wenn diese übermäßig gebildet, oder verbraucht werden. So etwas kann verschiedene Ursachen haben, u.a. Infektionen und Gefäßerkrankungen kommen dabei in Frage. Ein Schock kann begünstigend darauf wirken, dass die Thrombozyten im Rahmen einer gesteigerten Blutgerinnung verbraucht werden. Aus diesem Grund sollte bei jedem Schock die Zahl der Blutplättchen überprüft werden. Dasselbe gilt für Patienten mit einer hämmorrhagischen Diathese. Dabei handelt es sich um verschiedene Krankheitsbilder, denen eine hohe Blutungsneigung mit spontan auftretenden und schwierig zu unterbindenden Blutungen gemeinsam ist.
Liegt der gemessene Wert für die Thrombozytenzahl unter den Normwerten, spricht man in der Medizin von einer Thrombozytopenie. So etwas kann zum einen auftreten, wenn die Lebenszeit der Blutplättchen herabgesetzt ist. Dafür kommen verschiedene Ursachen in Frage.
Grund kann eine Thrombozytolyse (Zerstörung der Blutplättchen im Blut) sein. Aber auch, wenn mehr Blutplättchen verbraucht werden, wie im Rahmen einer starken Thrombose, kann es dazu kommen, dass die Zahl der Blutplättchen stark vermindert wird. Zum anderen kann es aber auch sein, dass zu wenig Blutplättchen produziert werden. Meistens sind solche Bildungsstörungen erworben. Ein Beispiel hierfür ist die Myelofibrose, bei der die blutbildenden Knochenmarkszellen durch Gewebe ersetzt werden, das diese Funktion nicht übernehmen kann.
Angeborene Bildungsstörungen sind eine bestimmte Art der Anämie (Blutarmut), die sogenannte Fanconi-Anämie, oder auch das Wiskott-Aldrich Sydrom. Diese Erkrankung geht mit einem unzureichendem Immunsystem und einer schlechten Gerinnung einher, was durch die zu niedrige Anzahl an Thrombozyten hervorgerufen wird:
Wenn die Anzahl der Thrombozyten bei einem gesunden Menschen erhöht ist, nennen Mediziner das Thrombozytose. Dazu kann es kommen , wenn wir uns körperlich sehr angestrengt haben, zum Beispiel nach einem Marathonlauf. Auch stärkere Blutungen und größere Operationen führen häufig dazu, dass die die Zahl der Blutplättchen stark ansteigt.
Dies kann man sich damit erklären, dass der Körper versucht den Verlust an Blut zu kompensieren, indem er vermehrt Blutzellen bildet. Dabei kann die Blutplättchenzahl auch kurzzeitig die Normalwerte übersteigen. Ebenso können aber auch entzündliche Prozesse im Körper eine Vermehrung der Thrombozyten nach sich ziehen.
Eine krankhafte, anhaltendende stark erhöhte Zahl der Blutplättchen wird von Medizinern als Thrombozythämie bezeichnet. Häufige Ursache sind myeloproliferative Krankheiten, also Krebs im Knochenmark. Dieser führt dazu, dass sich die blutbildenden Zellen im Mark übermäßig vermehren, was die Zahl der einzelnen Blutzellenarten und damit auch die Zahl der Thrombozyten ansteigen lässt.
Als Untersuchungsmaterial für die Bestimmung der Thrombozytenanzahl wird venöses Blut des Patienten benutzt. Um zu verhindern, dass die Blutprobe gerinnt und damit nicht mehr untersucht werden kann, wird ihr ein Gerinnungshemmer beigemengt. Dafür wird EDTA (Ethylendiamintetraacetat) verwendet. Fortan wird das Blut dann EDTA-Blut genannt. Für die Bestimmung der Thrombozytenzahl genügt die geringe Menge von 2ml.
Es gibt zwei Möglichkeiten im Labor die Zahl der Blutplättchen zu messen. Die eine Methode ist die Durchflusszytometrie, die folgendermaßen funktioniert: die Blutzellen, also unsere Probe, wird durch eine Messkammer geschickt und dabei mit Laserlicht angeleuchtet. Jede Zelle verursacht u.a. je nach Größe ein ganz eigenes Streulicht. Dieses Streulicht kann registriert werden und macht den Rückschluss auf die jeweilige Zellart und Zellzahl möglich.
Die zweite Methode ist die konventionelle Art mithilfe des Lichtmikroskops.
Dabei werden zunächst die Erythrozyten mit einer speziellen Substanz, 1%iger Ammoniumoxalatlösung, zerstört. Dann werden die Thrombozyten in Zellkammern, beispielsweise in der sogenannten Neubauer-Kammer ausgezählt.
Allgemein gilt, dass die automatisierte Methode der konventionellen Art aufgrund der höheren Genauigkeit vorzuziehen ist. Dies trifft in besonderem Maße bei einer starken Thrombozytopenie zu.
Es kann vorkommen, dass der Wert für die Zahl der Blutplättchen falsch bestimmt wird.
Falsch hohe Werte sind möglich, wenn Patienten sich direkt vor der Blutabnahme körperlich intensiv betätigt haben. Hierbei können die Werte bis zu 50 Prozent erhöht sein. Eine Pseudothrombozytopenie (falsche oder unechte Thrombozytopenie) kann auftreten, wenn die Thrombozyten in der Probe Aggregate gebildet haben. Hier wird die Thrombozytenzahl also falsch niedrig bestimmt.
Wie oben beschrieben wird als Material für die Bestimmung der Blutplättchenzahl venöses Blut verwendet, das dem Patienten meistens aus dem Arm abgenommen wird. Beliebte Blutabnahmestelle ist die Ellenbeuge, da an dieser Stelle die Venen häufig am besten zu sehen sind und über ein relativ großes Lumen verfügen. Bevor die Blutprobe entnommen wird, sollte die Hautstelle, die durchstochen werden soll, desinfiziert werden. Dann wird ein Stauschlauch am Oberarm angebracht. Nun kann die Vene mit sterilem Blutabnahmebesteck (Butterfly, oder konventionelle Kanüle) punktiert und die Blutabnahmeröhrchen befüllt werden.
Komplikationen, die bei Patienten während/nach der Blutabnahme sehr oft auftreten, sind Schwindel und Übelkeit. In selteneren Fällen kommt es auch zu Ohnmachtsanfällen. So etwas tritt insbesondere dann auf, wenn Patienten zu schnell nach der Behandlung aufstehen. Daher sollte ihnen geraten werden nach der Entnahme eine kleine Weile sitzen zu bleiben. Schwindel und Übelkeit verfliegen meist schon nach sehr kurzer Zeit. Auch die Gefahr einer Ohnmacht kann dadurch gemindert werden.
Letzte Aktualisierung am 29.11.2021.