Die Cholinesterase (Abkürzung CHE) ist ein Enzym, das den Neurotransmitter Acetylcholin und andere Cholin-Verbindungen spaltet.
Die Cholinesterase wird von der Leber in den Leberzellen (Hepatozyten) produziert und an das Blut abgegeben. Über den Blutkreislauf verteilt sich das Enzym im gesamten Körper und spaltet freies Acetylcholin, um dieses zu deaktivieren. Außerdem kann das Enzym auch Butyrylcholin, Acylchonline und Thiocholine spalten.
Da die Cholinesterase nur von den Leberzellen hergestellt wird, ist sie gut geeignet, um den Verlauf von Lebererkrankungen zu überwachen. Zu diesen Erkrankungen gehören die Hepatitis (Leberentzündung) und die Leberzirrhose.
Mithilfe eines Labortests kann die Aktivität der Cholinesterase im Blut bestimmt werden. Sinkt dieser Wert mit der Zeit ab, ist dies ein Hinweis darauf, dass die Leberfunktion eingeschränkt ist und die Leberzellen nicht mehr ausreichend Enzyme produzieren können.
Unbedingt zu beachten ist jedoch, dass die Aktivitätsbestimmung nicht zur Erkennung von Leberschäden verwendet werden kann, sondern nur zur Verlaufskontrolle bereits diagnostizierter Lebererkrankungen.
Der Grund hierfür ist, dass die Werte von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sind. Sehr hohe oder sehr niedrige Ergebnisse können also auch normal sein. Deshalb ist nur eine Veränderung des ursprünglichen Werts aussagekräftig. Außerdem ist die Cholinesterase im Blut sehr langlebig, weshalb der Wert bei einer Erkrankung der Leber erst nach etwa zwei Wochen absinkt. Akute Leberschäden können also nicht erkannt werden.
Der Referenzbereich, das heißt der normale Wert für die Enzymaktivität, liegt für die Cholinesterase bei 37°C für Männer bei 4,6 bis 11,5 kU/l. kU/l steht für Kilo-Units pro Liter (Units = englisch für Einheiten, Kilo = 1000) und ist die Einheit für die Aktivität von Enzymen.
Die Referenzwerte können sehr unterschiedlich sein und sind abhängig von der Art des angewendeten Tests, vom Alter und Geschlecht der Patienten.
Die Aktivität der Cholinesterase wird auch vor Operationen bestimmt, um die notwendige Menge an Narkosemitteln zu errechnen. Bei manchen Menschen kann es vorkommen, dass die Funktion der Cholinesterase eingeschränkt ist, auch wenn keine Lebererkrankung vorliegt. Diese verminderte Aktivität ist genetisch veranlagt und hat meist keinen Krankheitswert, ist aber problematisch bei bestimmten Narkosemitteln, die von dem Enzym gespalten werden müssen. Bei betroffenen Patienten kann das Betäubungsmittel nur langsam abgebaut werden und die Dosis muss daher angepasst werden.
Bei einem Verdacht auf eine der oben genannten Krankheiten müssen immer zusätzlich noch weitere diagnostische Test durchgeführt werden, um das Ergebnis abzusichern.
Letzte Aktualisierung am 19.11.2021.