Das Auge besitzt eine vordere und eine hintere Augenkammer, die beide mit Flüssigkeit gefüllt sind. Die Bezeichnungen „vordere" und „hintere" beziehen sich auf ihre Lage zur Augenlinse, die zwischen diesen beiden Kammern steht. Die beiden Kammern stehen über die Pupillenöffnungen miteinander in Verbindung. Die Flüssigkeit wird im Ziliarkörper der hinteren Kammer gebildet. Der Ziliarkörper besteht hauptsächlich aus einem Geflecht von Venen und produziert das Kammerwasser, indem Blutflüssigkeit (ohne Blutkörperchen) durch die Venenwände gepresst wird. Die entstanden Flüssigkeit durchfließt dann erst die hintere Kammer, bevor sie die vordere erreicht und dort wieder aus der Kammer entfernt wird. Am Übergang zwischen Regenbogenhaut (Iris) und Hornhaut befinden sich Trabekelwerk (Maschenwerk) und Schlemm-Kanal. Diese Strukturen sorgen für den kontinuierlichen Abfluss des Kammerwassers.
Zu- und Abfluss der Flüssigkeit befinden sich normalerweise im Gleichgewicht, so dass ein konstanter Augeninnendruck von 10 bis 21 mmHg herrscht. Wenn dieses Gleichgewicht gestört ist, kommt es zur Erhöhung des Augeninnendrucks, was dann im schlimmsten Fall zu Erblindung führen kann, da der Sehnerv durch den erhöhten Druck geschädigt wird. Diese Druckerhöhung wird als Glaukom oder „Grüner Star" bezeichnet.
Das Glaukom zählt auch heute noch zu den häufigsten Ursachen der Erblindung. Das Risiko, an einem Glaukom zu erkranken, ist altersabhängig. Ab dem 75. Lebensjahr liegt das Risiko noch bei ungefähr 7 bis 8 Prozent, ab dem 80. steigt es schon auf bis zu 15 Prozent.
Die Entstehung des Glaukoms kann durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst werden. Deshalb werden auch verschiedene Formen des Glaukoms unterschieden.
Diese Form des Glaukoms ist mit über 90 Prozent die häufigste Form des Glaukoms. Die Ursachen sind nicht vollständig geklärt, es wird jedoch angenommen, dass in den meisten Fällen Ablagerungen im Trabekelwerk den Abfluss stören. Dadurch staut sich das Kammerwasser an, was eine mäßige Druckerhöhung nach sich zieht. Der Sehnerv wird langsam über mehrere Jahre geschädigt. Eine Sonderform des Offenwinkelglaukoms ist das Normaldruckglaukom, bei dem der Sehnerv geschädigt wird, obwohl der Augeninnendruck im Normalbereich liegt. Die Diagnose dieses Glaukoms ist sehr schwierig.
Diese Form des Glaukoms entsteht aufgrund einer angeborenen Verschmälerung der vorderen Augenkammer. Der Durchfluss des Kammerwassers von der hinteren in die vordere Kammer durch die Pupillenöffnung wird behindert, was eine Erhöhung des Drucks in der hinteren Kammer nach sich zieht. Durch die Druckerhöhung in der hinteren Kammer wird die Regenbogenhaut nach vorne gedrückt und kann so unter Umständen den Abfluss der Flüssigkeit behindern. Es kommt zur schnellen Augeninnendruckerhöhung, was häufig als „Glaukomanfall" bezeichnet wird. Dieser Anfall kann außerdem durch Erweiterungen der Pupille ausgelöst werden (durch Stress, Dunkelheit oder Medikamente). Die Druckwerte können bis zu 50 mmHg betragen und den Sehnerv innerhalb einiger Tage oder sogar nur Stunden dauerhaft schädigen. Diese Glaukomform stellt einen augenärztlichen Notfall dar.
Hierbei handelt es sich meist um angeborene Glaukome, die häufig weitervererbt wurden. Meist versperrt eine Membran, die sich normalerweise zurückbilden sollte, den Abfluss des Kammerwassers.
Neben den primären gibt es auch sekundäre Glaukome. Sie werden meist durch eine andere Erkrankung ausgelöst.
Hier wird die Verlegung des Trabekelwerks meist durch bestimmte Stoffe hervorgerufen. Typisch sind hier rote Blutkörperchen (bei Blutungen), Eiweiß (bei Entzündungen) oder herausgelöste Pigmente der Regenbogenhaut. Auch eine länger andauernde Cortison-Behandlung kann den Augeninnendruck erhöhen.
Der Glaukomanfall kann auch durch andere Erkrankungen ausgelöst werden. Im Rahmen der diabetischen Retinopathie kommt es häufig zu Gefäßneubildungen (Neovaskularisationen) in der Regenbogenhaut. Diese Erscheinung wird als Rubeosis iridis bezeichnet und kann einen Verschluss des Kammerwinkels hervorrufen.
Die verschiedenen Glaukomformen unterscheiden sich nicht nur in der Entstehung, sondern auch in den Symptomen.
Der Betroffene bemerkt seine Erkrankung meist längere Zeit nicht, da sie sich sehr langsam entwickeln kann. Bisweilen können unspezifische Symptome wie Kopfschmerz, Augenbrennen oder verschwommenes Sehen auftreten. Wenn das Glaukom ein gewisses Entwicklungsstadium erreicht hat, kommt es zu Ausfällen einiger Gesichtsfelder. Die Krankheit wird oft erst bemerkt, wenn schon mehrere oder größere Gesichtsfelder ausgefallen sind.
Dieses Glaukom entwickelt sich meist sehr schnell und heftig. Der Betroffene verspürt oft schon früh starke Schmerzen, die häufig ausstrahlen und auch als Kopfschmerz fehlinterpretiert werden können. Beim Betasten des Augapfels fällt auf, dass dieser steinhart ist. Auch die Bindehaut ist gerötet. Durch die plötzliche Druckerhöhung quillt die Hornhaut auf und führt zu einer Verschlechterung der Sehfähigkeit. Durch den Druck auf den Sehnerv kommt es zu Wahrnehmungsstörungen, die sich meist in Farbringen äußern, die am Rand des Gesichtsfeldes wahrgenommen werden.
Im schlimmsten Fall kann es bei allen Formen des Glaukoms zur dauerhaften Schädigung des Sehnervs kommen, was dann in Blindheit resultiert.
Es ist wichtig, ein Glaukom frühzeitig zu diagnostizieren, um eine Erblindung zu vermeiden.
Zuerst wird der Arzt den Patienten befragen (Anamnese). Dabei wird vor allem auf die Beschwerden eingegangen (Zeitpunkt des Auftretens). Außerdem sollte noch ein Sehtest durchgeführt werden.
Eine Spiegelung des Augenhintergrunds wird durchgeführt, um die Austrittsstelle des Sehnervs und den Zustand der Netzhaut zu beurteilen. Dabei blickt der Untersucher durch ein spezielles Gerät, das sowohl eine Lupe als auch eine Lichtquelle enthält. Normalerweise müssen für diese Untersuchung die Pupillen erweitert werden. Da dadurch jedoch der Abfluss des Kammerwassers behindert werden kann, sollte ein Einsatz der pupillenerweiternden Augentropfen gut überlegt sein.
Die Messung des Augeninnendrucks wird auch als Tonometrie bezeichnet. Diese Messung kann mit verschiedenen Geräten und Methoden durchgeführt werden und ist eine der wichtigsten Untersuchungen bei Verdacht auf ein Glaukom. Der Augendruck kann entweder direkt am Auge durch Kontakt gemessen werden (wie bei der Goldmann-Applanationstonometrie), oder er kann „aus der Ferne" ermittelt werden (durch einen Luftstoß bei der Non-contact-Tonometrie). Es sollte auch in Betracht gezogen werden, dass der Augendruck tageszeitlichen Schwankungen unterworfen ist. Daher ist es unter Umständen sinnvoll, den Augendruck mehrmals am Tag zu messen, um ein Tagesprofil zu erstellen.
Hierbei wird eine spezielle Linse direkt auf das Auge gesetzt. Damit können dann der Kammerwinkel und mögliche Abflusshindernisse beurteilt werden.
Zuerst wird der Bereich ermittelt, in dem ein Patient, ohne die Augen zu bewegen, sehen kann. Dann werden an verschiedenen Orten des Raumes nacheinander optische Reize gesetzt, die der Patient sehen sollte. So kann ermittelt werden, ob schon bestimmte Bereiche des Gesichtsfeldes ausgefallen sind. Diese Untersuchung ist sehr wichtig, um den Verlauf der Erkrankung zu beobachten.
Die Therapie des Glaukoms kann entweder medikamentös oder operativ erfolgen. Wenn der Sehnerv schon geschädigt ist, kann die Schädigung meist nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Es gibt viele verschiedene Medikamente, die zur Behandlung des Glaukoms eingesetzt werden. Welches der folgenden Medikamente am besten hilft, muss individuell entschieden werden.
Die operative Behandlung des Glaukoms kann bei allen Glaukomformen durchgeführt werden. Beim Glaukomanfall erfolgt normalerweise immer eine Operation.
Eine Laseroperation (Argon-Laser-Trabekuloplastik) hat zum Ziel, den Kammerwasserabfluss zu verbessern. Dazu wird der Laserstrahl über ein Kontaktglas auf dem Auge in das Trabekelwerk gelenkt. An bestimmten Stellen wird das Gewebe verbrannt, was dazu führt, dass es sich zusammenzieht. Durch den Zug wird dann der Kammerwinkel erweitert und der Abfluss verbessert.
Bei den filtrierenden Operationen wird ein künstlicher Kammerabfluss geschaffen, indem ein Stück der Lederhaut und ein Teil der Regenbogenhaut (Iris) entfernt werden. Unter dem Überbegriff „filtrierende Operationen" werden verschiedene Vorgehensweisen zusammengefasst (Goniotrepanation, Trabekulektomie, Ventil-Operation).
Verschiedene Operationen können entweder mit einem Skalpell oder einem Skalpell durchgeführt werden. Bei einem Glaukomanfall kann die Regenbogenhaut eingeschnitten werden, so dass wieder eine Verbindung zwischen vorderer und hinterer Augenkammer besteht.
Bei kindlichem Glaukom wird die Membran, die den Abfluss stört, komplett entfernt oder eingeschnitten.
Auch bei schon behandeltem Glaukom kann es jederzeit zum erneuten Auftreten der Erkrankung kommen. Deshalb müssen Betroffene lebenslang häufig kontrolliert werden.
Letzte Aktualisierung am 07.09.2021.