Die Eileiter- und Eierstockentzündung, auch Adnexitis genannt, ist eine Entzündung der Anhangsgebilde der Gebärmutter, die als Adnexe bezeichnet werden. Sie wird im englischsprachigen Raum zu den „pelvic inflammatory disease", also den Unterleibsentzündungen gezählt.
Von der Adnexitis sind vorwiegend Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter zwischen dem 20. und 35. Lebensjahr betroffen. Man geht davon aus, dass etwa zehn Prozent aller Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane Entzündungen der Adnexen sind.
Die Adnexitis kann einseitig oder auf beiden Seiten auftreten. Meistens wird sie durch eine bakterielle Scheidenentzündung ausgelöst. Die Adnexitis ist häufig die Ursache für eine Unfruchtbarkeit der Frau.
Man spricht von einer Adnexitis, da es in der Regel nicht zu einer isolierten Entzündung des Eierstocks (Oophoritis) kommt, sondern in der Regel Entzündungen in Zusammenhang mit einer Eileiterentzündung entstehen.
Die beiden Eileiter sind etwa 0,5cm dick und gehen seitlich von der Gebärmutter ab. Mit ihrem freien trichterförmigen Ende liegen sie den Eierstöcken an. Von dort nehmen sie die Eizelle auf und transportieren sie zur Gebärmutter. Eine Befruchtung der Eizelle findet bereits im Eileiter statt.
Eine alleinige Entzündung des Eileiters wird als Salpingitis bezeichnet, eine alleinige Entzündung des Eierstocks als Oophoritis. Da eine isolierte Entzündung des Eierstocks so gut wie nie vorkommt, sondern vorwiegend infolge einer Eileiterentzündung entsteht, wird allgemein nur von Adnexitis gesprochen.
Sie entsteht meist durch eine Infektion mit Bakterien, Viren sind als Auslöser einer Adnexitis eher selten.
Etwa 30 Prozent aller Entzündungen in diesem Bereich werden durch Gonokokken, den Erregern der Gonorhoe (Tripper) verursacht. Meist liegt jedoch eine Mischinfektion vor, an denen häufig das Bakterium Chlamydia trachomatis beteiligt ist. Als weitere Erreger kommen außerdem Staphylokokken, Streptokokken, Coli Bakterien oder Clostridien in Betracht.
Eine Adnexitis kann in seltenen Fällen auch durch Mykobakterium tuberkulosis im Rahmen einer Tuberkulose ausgelöst werden.
Die Bakterien können auf verschiedenen Wegen zu den Adnexen gelangen. Man unterscheidet zwischen:
Die Adnexitis wird auch als das Chamäleon unter den gynäkologischen Erkrankungen bezeichnet, da sich die Symptome von Frau zu Frau sehr stark unterscheiden können. Sie kann nur auf einer Seite oder auch beidseitig auftreten und verursacht zunächst meist Bauchschmerzen.
Man unterscheidet zwischen einem akuten und einem chronischen Stadium der Erkrankung:
Wird eine Eileiter- oder Eierstockentzündung nicht behandelt, kann die Krankheit lange, auch unbemerkt, andauern und beeinträchtigt oft das private und berufliche Leben - und nicht zuletzt besteht die Gefahr einer bleibenden Unfruchtbarkeit.
Die Diagnose einer Adnexitis kann von erfahrenen Gynäkologen oft schon durch eine ausführliche Befragung (Anamnese) der Betroffenen gestellt werden.
Charakteristische Beschwerden, wie eine druckschmerzhafte Gebärmutter, Schmerzen beim Bewegen des Muttermundes (Portioschiebeschmerz) sowie ein Ausfluss aus der Scheide können ebenfalls Hinweise auf eine bestehende Entzündung der Adnexen geben.
In der gynäkologischen Untersuchung wird dann ein Abstrich vom Gebärmutterhals entnommen, um die Erreger zu erkennen und nachzuweisen. Außerdem können die Bakterien in einer Kultur angezüchtet und eine Resistenzbestimmung vorgenommen werden, um das geeignete Antibiotikum zu ermitteln.
In einer Blutuntersuchung können außerdem eine erhöhte Zahl an weißen Blutkörperchen (Leukozytose) nachgewiesen werden.
In einer Ultraschalluntersuchung kann der behandelnde Arzt erkennen, ob sich aufgrund der Entzündung Flüssigkeit oder Eiter hinter der Gebärmutter (Douglas´scher Raum) angesammelt haben.
Die wichtigste Differentialdiagnose zur Adnexitis ist die Appendizitis (Blinddarmentzündung) sowie die Eileiterschwangerschaft (Tubargraviditiät), die ähnliche Beschwerden verursachen können. Charakteristisch für die Adnexitis ist, dass diese mit plötzlich einsetzenden Schmerzen im Unterbauch beginnt und das Allgemeinbefinden stark beeinträchtigt ist. Häufig besteht zudem ein eitriger Ausfluss aus der Scheide und, im Gegensatz zur Appendizitis und zur Tubengravidität, tritt die Adnexitis häufig beidseitig auf. Die Gebärmutter ist dabei vergrößert und druckschmerzhaft.
Die Behandlung einer Eileiter- oder Eierstockentzündung (Adnexitis) erfolgt in erster Linie konservativ, also mit Medikamenten und physikalischer Therapie. Operative Verfahren werden dagegen erst angewandt, wenn konservative Methoden versagen beziehungsweise wenn Komplikationen auftreten.
Die konservative medikamentöse Therapie besteht zunächst in der Verabreichung eines geeigneten Antibiotikums. Meist wird ein sogenanntes Breitband-Antibiotikum, dass gegen mehrere Erreger wirksam ist.
Neben Antibiotika werden Medikamente eingesetzt, die entzündungshemmend (antiphlogistisch) wirken und schmerzlindernde Eigenschaften haben. Dazu werden zum einen Steroide wie Kortison eingesetzt oder Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht steroidalen Antiphlogistika. Zu diesen zählen beispielsweise Acetylsalicylsäure (Aspirin), Ibuprofen oder Paracetamol. Die Behandlung dauert in der Regel zehn bis 14 Tage und sollte auch nach Abklingen der akuten Beschwerden nicht unterbrochen werden, um die Erkrankung auszuheilen. Dies ist zum einen wichtig um einer Unfruchtbarkeit vorzubeugen und um Resistenzen der Erreger gegen das Antibiotikum zu vermeiden. Zur Behandlung von Unregelmäßigkeiten der Regelblutung können zudem Hormonpräparate eingesetzt werden. In der akuten Phase ist es sinnvoll auf Geschlechtsverkehr zu verzichten, auch nach der Einnahme schmerzlindernder Medikamente. Im akuten Stadium sollte außerdem Bettruhe eingehalten werden. Dabei wirkt ein Eisbeutel auf dem Unterbauch oft schmerzlindernd.
Außerdem sollten die Betroffenen viel trinken und leichte Kost zu sich nehmen. Wenn sich ein chronisches Stadium der Erkrankung entwickelt hat, kann ein Kuraufenthalt beantragt werden.
Wird die akute Adnexitis rasch behandelt, können sowohl akute Komplikationen als auch der Übergang in ein chronisches Stadium verhindert werden.
Bei einer schnellen Behandlung der akuten Form der Eileiter- und Eierstockentzündung ist die Prognose deshalb sehr gut. Doch sobald die Erkrankung chronisch geworden ist oder weitere Komplikationen aufgetaucht sind, ist eine Operation erforderlich
Letzte Aktualisierung am 05.08.2021.