Die so genannte Kandidose ist eine Infektion mit dem Hefepilz Candida albicans. Sie wird auch als Soor bezeichnet, wenn Haut oder Schleimhäute, beispielsweise in der Scheide, von der Kandidose betroffen sind (mukokutane Kandidose). Sind die inneren Organe ebenfalls von der Pilzbesiedlung betroffen, wird von einer systemischen Kandidose gesprochen.
Der Hefepilz Candida albicans gehört bei etwa 30 bis 50 Prozent der Menschen zur physiologischen Hautflora, das heißt, er ist dort immer vorhanden und verursacht keinerlei Beschwerden.
Jeder Mensch besitzt in seinem Darm und teilweise auch auf der Haut geringe Mengen von Hefepilzen. Gelegentlich besiedeln diese auch in nicht auffälligem Maße die Mundhöhle. Wenn Mund- oder Darmflora aus dem Gleichgewicht geraten können sich diese Pilze jedoch rasch vermehren und den Mundraum, Speiseröhre und Darm besiedeln. Diese Besiedlung kann beispielsweise durch eine gestörte Immunabwehr (bei Antibiotikagabe, Zytoststikatherapie, Alkoholsucht oder Infektionskrankheiten) verursacht werden. Im Normalfall dringen die Pilze nicht tief in die Schleimhäute ein, sondern verbleiben an der Oberfläche. Durch ihren Stoffwechsel können sie jedoch die Verdauung des Betroffenen beeinflussen, was zu Blähungen und Durchfall führen kann.
Die Besiedlung der Schleimhäute und des Darms mit dem Hefepilz Candida albicans ist ein eher lästiges als gefährliches Krankheitsbild.
Auch so genannte Genitalmykosen, also ein Befall der Geschlechtsorgane mit dem Hefepilz, ist möglich. Vor allem Frauen sind von diesem Pilzbefall häufig betroffen. Dieser äußert sich vor allem durch einen Juckreiz im Intimbereich, vermehrtem weißlichem Ausfluss oder Brennen beim Wasser lassen.
Etwa drei von vier Frauen erkranken irgendwann einmal im Leben an einer Pilzinfektion der Scheide. Frauen sind besonders anfällig für eine solche Infektion, wenn die Scheidenflora durch innere oder äußere Faktoren aus dem Gleichgewicht gerät. Dann kann es zu einer Vermehrung der Pilze kommen und in Folge dessen zu einer Infektion.
Nur bei schwer abwehrgeschwächten Personen, wie AIDS-Patienten, Krebspatienten oder Personen, die eine Kortisontherapie erhalten, können die Pilze in tiefere Gewebsschichten eindringen. Diese Patienten entwickeln als Folge der Infektion häufig ein körperliches Unwohlsein, das durch die Stoffwechselprodukte der Pilze ausgelöst wird.
Beim sogenannten Hautsoor entwickeln sich auf der Haut hellrote, entzündliche Pusteln, die am Rand schuppig auslaufen. Diese roten Herde können leicht einreißen und gelegentlich bluten. Begünstigend für die Entstehung von Hautsoor wirken neben den bereits erwähnten Risikofaktoren auch Übergewicht, mangelnde Hygiene und feuchte Haut.
Beim Mundsoor hingegen, befällt der Pilz Candida albicans die Zunge und die Mundschleimhaut. Die Infektion kann sich bis in den Hals und die Speiseröhre (Ösophagus)ausbreiten, was als Soor-Ösophagitis bezeichnet wird. Der Pilz bildet einen cremig weißen, stecknadel- bis münzgroßen abwischbaren Belag.
Der Genital-Soor äußert sich auf der Schleimhaut, ähnlich wie beim Mundsoor, durch weißliche, ablösbare Beläge. Hinzu kommen Juckreiz und Brennen. Bei Frauen ist häufig nur die Schleimhaut der Scheide betroffen. Dann entsteht kein Juckreiz und die Frau merkt oft nicht, dass sie eine Pilzinfektion hat. In diesem Fall wird durch Geschlechtsverkehr unbemerkt Genitalsoor auf den Geschlechtspartner übertragen. Die Genital-Kandidose befällt vor allem Frauen im mittleren Alter.
Bei Männern wird der Genital-Soor meistens früher festgestellt. Er äußert sich in einer Rötung, später in einem weißen, schuppigen Belag der Eichel. Starke Entzündung im Bereich des Penis können folgen, ebenso wie die Verengung und Verklebung der Harnröhre (Phimose).Bei Entfernung der Beläge entstehen rötliche leicht blutende Erosionen.
Als Komplikation all dieser Pilzinfektionen kann es dann zur so genannten Fungämie kommen, wenn die Pilze in die Blutbahn eindringen und innere Organe besiedeln. Die Betroffenen leiden dann zusätzlich unter Fieber und sepsisartigen Beschwerden.
Bei Diabetikern kann eine Pilzinfektion an den Füßen zu schweren chronischen Wunden führen. Deshalb ist eine regelmäßige Inspektion der Haut, besonders an den Füßen bei Patienten mit Diabetes mellitus unbedingt erforderlich.
Die Mitbeteiligung der Wangenschleimhaut und der Zunge ist sehr charakteristisch für eine Infektion mit Candida albicans. Der Nachweis des Erregers erfolgt durch eine Anzucht der Hefepilze aus Abstrichmaterial der betroffenen Region. Ein Wachstum in tiefere Hautschichten (invasives Wachstum) kann nur durch die Entnahme von Gewebsproben sicher diagnostiziert werden. Wenn der Verdacht besteht, dass sich der Pilz über die Blutbahn ausgebreitet und somit eine Sepsis verursacht hat, werden Blutkulturen entnommen, um die genaue Art der Pilzgattung Candida zu bestimmen.
Treten nur Magen-Darm-Beschwerden auf, müssen andere Erreger als Auslöser ausgeschlossen werden. Dabei kommen sowohl verschiedene Bakterien, als auch Viren oder Parasiten in Frage. Diese können durch eine Stuhluntersuchung nachgewiesen werden.
Zur Behandlung einer Kandidose werden in der Regel sogenannte Antimykotika, wie Nystatin oder Fluconazol eingesetzt. Diese Arzneimittel unterbinden den Stoffwechsel der Hefepilze und töten sie somit ab.
Sind jedoch auch die Speiseröhre oder gar des gesamte Organismus befallen, muss das Antimykotikum systemisch als Tabletten oder Infusionen verabreicht werden.
Hat sich der Pilz außerdem auch im Genitalbereich ausgebreitet, sollte der Partner mitbehandelt werden.
Eine Kandidose ist bei abwehrgesunden Personen ein eher harmloses Krankheitsbild, das im Normalfall auch unbehandelt komplikationslos verläuft. Ist die ursprüngliche Ursache der Infektion beseitigt, bessern sich die Symptome in der Regel von selbst. Die Erkrankung heilt in der Regel folgenlos wieder aus.
Letzte Aktualisierung am 06.08.2021.