Ein Herpes ist eine Erkrankung der Haut, Schleimhäute und auch Nerven, die durch die Herpes-Simplex-Viren Typ 1 und Typ 2 ausgelöst werden kann. Herpesviren verursachen beim Menschen sehr unterschiedliche Krankheitsbilder. Im alltäglichen Sprachgebrauch hat sich die Bezeichnung Herpes für eine bläschenbildende Entzündung der Lippen und des Genitalbereich eingebürgert.
Tritt ein Herpes im Genitalbereich auf, wird er als Herpes genitalis bezeichnet. Der Genitalherpes gehört zu den häufigsten sexuell übertragenen Erkrankungen. Herpes-Infektionen können entweder neu und akut auftreten oder als sogenannte reaktivierte Infektion erneut wieder aufblühen.
Bei der Erkrankung an Herpes unterscheidet man zwischen Beschwerden, die im direkten Zusammenhang mit einer frischen Infektion stehen und solchen, die sich erst eine gewisse Zeit nach der Virusinfektion zeigen.
Der erste Kontakt mit einem Herpes-Virus entsteht meist schon im Säuglings- oder Kleinkindalter als Tröpfcheninfektion, meist über Speichel. Die Herpes Simplex-Virus Typen zeichnen sich durch eine sehr hohe Ansteckungsrate aus. Typ 1 und 2 sind biologisch sehr nahe miteinander verwandt. Mindestens drei von vier Menschen haben sich in Deutschland im Laufe ihres Lebens mit dem Herpes-Simplex-Virus Typ 1 angesteckt, mit dem Typ 2 zwischen 10 und 30 Prozent.
Das Virus verbleibt im falle eines Lippenherpes nach einer Infektion lebenslang in den Zellen des Trigeminusnerves. Dort sind sie für den Organismus und das Immunsystem nicht sichtbar. Dieser Nerv leitet sensible Gefühlsempfindungen im Gesicht zum Gehirn. Die "schlafenden" Viren können durch Reizungen wie beispielsweise UV-Licht, Operationen oder Infekte erneut in den Nasen-, Ohren- oder Zahnbereich gelangen und dort wieder eine Infektion auslösen.
Für Herpes-Infektionen im Genitalbereich ist meist der Herpes-Simplex-Virus Typ 2 verantwortlich. Diese Erkrankung wird in der Regel durch Geschlechtsverkehr übertragen.
Ist eine Schwangere zum Zeitpunkt der Geburt frisch mit einem Herpes-Simplex-Virus im Genitalbereich infiziert, kann das Virus im Geburtskanal auf das Kind übertragen werden. Bei sonst gesunden Babys ist dies jedoch in der Regel unproblematisch.
Säuglinge und Kleinkinder nehmen eine Infektion mit de Herpes-Virus meist gar nicht wahr. Bei Jugendlichen oder Erwachsenen, deren Haut oder Schleimhäute mit dem Virus infiziert sind, kommt es jedoch oft zu schmerzhaften Entzündungen, die häufig auch von Fieber begleitet sind. In den meisten Fällen bilden sich kleine, flüssigkeitsgefüllten Bläschen auf geröteter Haut und Juckreiz. Die Lymphknoten in der Umgebung können dabei anschwellen.
Bei einer Reaktivierung der Infektion sind ähnliche Symptome zu bemerken, meistens ist der Verlauf schwächer. Die Ansteckung mit dem Herpes-Simplex-Virus Typ 2 (HSV-2) ist in der Regel harmlos und dauert nur einige Tage an. Meist entwickeln sich dabei schmerzhafte Rötungen und Bläschen am Penis oder der Vaginalschleimhaut. Eine Infektion begünstigt allerdings das Auftreten anderer sexuell übertragbarer Erkrankungen (sexual transmitted disease STD), da das Immunsystem durch das HSV-2 geschwächt ist. Außerdem kann beispielsweise eine frische Pilzinfektion den darunter liegenden Herpes verdecken, der unerkannt bleibt. Man nimmt an, dass ungefähr ein Drittel der von Genitalherpes Betroffenen an wiederkehrenden Reaktivierungen leiden, deren Abstände aber viele Monate betragen können. Eine Infektion mit Herpes genitalis kann außerdem verschiedene Erkrankungen nach sich ziehen. Hierzu zählen vor allem:
Eine Herpesinfektion ist in ihrem Erscheinungsbild meist so charakteristisch, dass sie allein durch ihr Aussehen und ihre Symptome diagnostiziert werden kann. Entzündete Bläschen an den Genitalien geben direkte Hinweise auf eine Herpesinfektion.
Es gibt keine sichtbaren Unterschiede zwischen Herpes simplex Typ 1 und Typ 2. Zur genauer Ermittlung des Erregers muss dieser aus Bläscheninhalt, Schleimhaut- beziehungsweise Hautabstrichen oder Gewebeproben gewonnen und mikroskopisch oder über den Nachweis der viralen DNA nachgewiesen werden.
Schmerzhafte Entzündungen können auch durch andere Krankheitserreger ausgelöst werden. Dies ist besonders häufig der Fall, wenn das Immunsystem des Betroffenen geschwächt ist. Als Auslöser kommen dann häufig Pilzinfektionen in betracht, die durch eine Entnahme von Abstrichen aus dem erkrankten Gewebe genauer bestimmt und sicher behandelt werden können.
Das meist eingesetzte Arzneimittel zur Therapie einer Herpes-Infektion ist Aciclovir. Aciclovir ist ein sogenanntes Virostatikum, das die Virusvermehrung in den Körperzellen stoppt.
Beim Genitalherpes werden in der Regel Cremes mit diesem Antivirenmitteln oder ähnlichen Wirkstoffen eingesetzt. Hilfreich sind oft auch Zinksulfat-Salben, die die Bläschen austrocknen lassen. Hausmittel wie Zahncreme, Honig oder Zitronensaft, die beim Lippenherpes wirken sollen, sind für den Genitalbereich absolut ungeeignet, da sie die empfindlichen Schleimhäute reizen. Nur in ausgeprägten Fällen oder bei häufigen Reaktivierungen werden die Anti-Virus-Mittel als Tablette genommen, nur in Kliniken diese als Infusion verabreicht.
Betroffene mit sehr häufigen Schüben leiden sehr unter ihrem Genitalherpes. Da es aufgrund der Möglichkeit der Reaktivierung keine vollständige Heilung gibt, muss man versuchen, das Immunsystem zu stärken. Im günstigen Fall wird damit die nächste Reaktivierung verzögert oder verläuft schwächer. Bekannte alternative Verfahren sind die Eigenbluttherapie, die Gabe von Herpes-Nosoden (Homöopathie) oder Thymus-Extrakten (Komplementärmedizin).
Um Übertragung des Erregers zu vermeiden, sollten bei einer Herpesinfektion Berührungen der entzündeten Stellen vermieden werden oder nach Berührung in jedem Fall die Hände gewaschen werden.
Da es sich bei Herpes genitalis um eine sexuell übertragbare Erkrankung handelt, besteht eine wirksame Vorbeugung in geschütztem Geschlechtsverkehr und der Verwendung von Kondomen.
Eine Herpesinfektion sowohl im Lippen- als auch Genitalbereich heilt meist auch ohne Behandlung innerhalb von ein bis zwei Wochen folgenlos wieder aus. Erneute Krankheitsschübe sind zwar häufig, werden jedoch mit der Zeit immer milder. Auch schwerer Verlaufende Infektionen und der Neugeborenenherpes können durch eine frühe und rechtzeitige Medikamenteneinnahme sehr gut therapiert werden.
Letzte Aktualisierung am 05.08.2021.