Unter einer Nebenhodenentzündung (Epididymitis) versteht man eine akute und fieberhafte Entzündung des Nebenhodens. Sie ist die häufigste Erkrankung im Bereich der Nebenhoden. Die Hodenhüllen sind dabei gerötet und stark geschwollen.
Die Epididymitis ist die häufigste Ursache für Sterilität beim Mann. Sie wird meist durch eine am Samenleiter aufsteigende Entzündung ausgelöst.
Typische Erreger der Epididymitis sind Neisseria gonorrhoeae und Chlamydia trachomatis, aber auch alle Bakterien, die Blasenentzündungen verursachen, kommen in Frage.
Bei Männern unter 35 Jahren wird die Nebenhodenentzündung meist durch sexuell übertragbare Erreger verursacht. Die Betroffenen infizieren sich also beim Geschlechtsverkehr mit den Bakterien.
Die Ursache einer Epididymitis bei älteren Männern sind dagegen häufig Harnwegsinfektionen, wie beispielsweise Blasenentzündungen oder Blasenentleerungsstörungen.
Husten, häufiges und starkes Pressen beim Stuhlgang oder schwere körperliche Arbeit wirken sich für eine Entzündung des Nebenhodens ebenso fördernd aus, wie eine Vergrößerung der Prostata.
Die Nebenhodenentzündung kann auch iatrogen, das heißt durch pflegerische oder ärztliche Eingriffe, verursacht werden. Sie ist dann meist die Folge einer unsachgemäßen Blasenkatheterisierung oder eines endoskopischen Eingriffes.
Die Erkrankung ist die häufigste Ursache für akute Schwellungen des Hodens,
Bei der Epididymitis kann es innerhalb weniger Stunden zu einer enormen Schwellung einer Skrotumhälfte um das vier- bis fünffache ihrer eigentlichen Größe kommen. Der Hoden ist sehr schmerzhaft und druckempfindlich. Die äußere Haut des Skrotums ist hochrot und stark überwärmt.
Typisch ist außerdem eine Ausstrahlung der Schmerzen entlang des Samenstranges in die Leistenregion und den Unterbauch.
Die Nebenhodenentzündung wird meist von hohem Fieber begleitet. Dazu kommt häufig ein so genannter Wasserbruch. Das ist eine Ansammlung von heller, seröser Flüssigkeit im Bereich des Hodensacks.
Beim Anheben des Hodens lässt der Schmerz oft ein wenig nach (Prehn-Zeichen), was typisch für die Epididymitis ist und oft hilft, sie von anderen Erkrankungen des Hodens zu unterscheiden.
In der klinischen Untersuchung ist der Tastbefund des Hodens meist schon Wegweisend um die Diagnose einer Epididymitis stellen zu können. Der Nebenhoden ist dabei vom Hoden nicht mehr abgrenzbar. Der Hoden ist sehr warm und stark vergrößert, die Betroffenen klagen über stärkste Schmerzen. Auch das plötzliche Auftreten und die rasante Entwicklung sind typisch für die Nebenhodenentzündung.
In der Blutuntersuchung sind außerdem eine hohe Zahl an weißen Blutkörperchen wegweisend für eine Entzündung.
Außerdem sollte ein Abstrich aus der Harnröhre entnommen und untersucht werden. Dort setzen sich häufig Erreger fest, die zu Harnwegsinfektionen und Entzündungen der Harnröhrenschleimhaut führen und deshalb auch auslösend für eine Nebenhodenentzündung sein können.
Bei plötzlich einsetzenden Schmerzen im Bereich des Hodens sollte immer eine Hodentorsion ausgeschlossen werden. Diese Erkrankung stellt einen urologischen Notfall dar und muss operativ behandelt werden.
Hebt man den Hoden an, lässt der Schmerz im Falle einer Entzündung oft ein wenig nach, was als Unterscheidungskriterium zur Hodentorsion herangezogen werden kann.
Auch eine Ultraschalluntersuchung des Hodens und eine Überprüfung der Durchblutung kann zur Diagnosefindung beitragen.
In ihrem klinischen Erscheinungsbild sind eine Hodentorsion und eine Epididymitis jedoch nicht immer sicher zu unterscheiden. Deshalb muss der Hoden im Zweifelsfall immer eröffnet und freigelegt werden, um einen Organschaden zu vermeiden.
Außerdem sollte sichergestellt werden, dass beim Betroffenen keine Gonorrhoe vorliegt. Diese Geschlechtskrankheit wird durch Gonokokken ausgelöst und kann ebenfalls zu Schmerzen im Bereich des Hodens führen.
Bei der Epididymitis ist es zunächst wichtig, die Beschwerden des Betroffenen so gut wie möglich zu lindern. Dies wird oft durch eine Hochlagerung des Hodens durch Mullkissen oder einem Handtuchverband erreicht.
Der stark vergrößerte und schwere Hoden sollte etwa auf der Höhe der Oberschenkel gelagert werden. Hängt der Hoden nach unten, verursacht dies einen Zugschmerz am Samenstrang und der Lymphabfluss wird behindert.
Bei starken Schmerzen kann ein Lokalanästhetikum in den Samenstrang injiziert oder kühlende Umschläge und Salbenverbände angelegt werden.
Parallel zu diesen symptomatischen Maßnahmen muss mit einer hoch dosierten Antibiotikatherapie begonnen werden. Dies ist von großer Bedeutung um das Keimgewebe des Hodens abzuschirmen und eine Narbenbildung innerhalb der Samenleiter zu verhindern. Meist werden dazu Cephalosporine oder Doxicyclin verwendet.
Nur in seltenen Fällen kann sich im Rahmen einer Nebenhodenentzündung ein Abszess bilden. Dieser muss operativ eröffnet und saniert werden um eine Verschleppung der Keime über die Blutbahn zu vermeiden.
Eine Nebenhodenentzündung heilt bei einer konsequenten und rechtzeitigen Therapie zwar gut aus, jedoch dauert dieser Prozess unter Umständen relativ lange.
Etwa 15 Prozent der Betroffenen entwickeln, meist nach unzureichender Therapie, eine chronische Form der Epididymitis. Dies ist vor allem der fall , wenn die Erkrankung länger als sechs Wochen anhält. Die chronische Form der Epididymitis führt dann häufig zur Zeugungsunfähigkeit.
Bis zur endgültigen Abheilung der Entzündung sind mehrere Kontrollen durch einen Urologen notwendig.
Letzte Aktualisierung am 06.08.2021.