Als Krätze (Scabies) wird ein Befall mit dem Parasiten Sarcoptes scabiei, der sogenannten Krätzmilbe, bezeichnet. Die Erkrankung ist beim Gesundheitsamt namentlich meldepflichtig, wenn Kinder und Jugendliche betroffen sind, die in Schulen, Horten oder Heimen betreut werden. Die Erkrankung tritt jedoch auch bei Erwachsenen auf, die die Milben meist beim Geschlechtsverkehr übertragen.
Die Hauptbeschwerde bei Scabies ist ein quälender Juckreiz, der sich besonders nachts und bei Wärme noch verschlimmert.
Der Erreger Sarcoptes scabiei zählt zur Klasse der Spinnentiere. Er wird durch direkten Hautontakt und über Textilien übertragen.
In der Regel muss der Kontakt sehr eng sein, damit eine Übertragung stattfindet. Die Milbe wird deshalb häufig durch Geschlechtsverkehr weitergegeben. Bei kurzem Hautkontakt, wie beispielsweise beim Händeschütteln, ist die Gefahr einer Übertragung eher gering.
Gelangt die Krätzmilbe auf die Haut, gräbt sie sich innerhalb einer halben Stunde bis zur obersten Hautschicht, dem Stratum corneum, ein. Dort beginnt das Weibchen dann Eier zu legen. Aus den Eiern schlüpfen Larven, die sich in zunächst noch geschlechtslose Nymphen umwandeln. Innerhalb von zwei Wochen differenzieren sich die Nymphen dann zu männlichen oder weiblichen Milben. Die Weibchen graben sich dann nach der Begattung erneut einen Tunnel und beginnen dann wieder Eier zu legen. Etwa 10 Prozent eines Geleges wachsen zu erwachsenen Tieren aus.
Der quälende Juckreiz, der mit dem Befall der Krätzmilbe einhergeht, wird im Wesentlichen durch eine Art allergische Reaktion des menschlichen Körpers hervorgerufen, der auf das Fremdeiweiß der Krätzmilbe reagiert. Die Immunreaktion findet dabei zwischen der oberen Hautschicht, der Epidermis, und der tieferen Hautschicht, der Dermis, statt.
Die Milbe ist resistent gegen Händedesinfektionsmittel. Pflegepersonal muss sich deshalb durch das Verwenden von Handschuhen und Schutzkleidung vor einer Ansteckung schützen.
Bei der Krätze werden im Allgemeinen zwei Verlaufsformen unterschieden:
Entscheidend ist, dass der behandelnde Arzt bei quälendem generalisiertem Juckreiz einen Milbenbefall mit in Betracht zieht. Oft machen es so genannte Sekundärinfektionen, also eine zusätzliche Infektion der besiedelten Stellen mit Bakterien, sehr schwer, die Krätze zu identifizieren.
Bei bestimmten Hauttypen können die Tunnelgänge der Milben in der Haut gesehen und sogar nachverfolgt werden. Dies gelingt jedoch nicht immer. In den meisten Fällen sind die Milbengänge nur sehr schwer nachzuvollziehen. Sie können jedoch unter Umständen in einer feingeweblichen Untersuchung einer Gewebsprobe aus betroffenen Arealen dargestellt werden.
Juckreiz und Hautausschlag, können, neben einem Milbenbefall auch eine Reihe anderer Ursachen haben. Allergie gegen Medikamente oder ein Kontaktekzem ähneln in ihrem Erscheinungsbild sehr stark der Scabies. Wenn eine Kortisontherapie jedoch scheitert sollte jedoch unverzüglich ein Befall mit Krätzmilben in Betracht gezogen werden.
Es gibt eine Reihe wirksamer Präparate, die bei Milbenbefall auf die Haut aufgetragen werden können. Hier ist vor allem Permethrin in Cremeform hervorzuheben, dass das zur Zeit am häufigsten verwendete Präparat zur Behandlung der Scabies darstellt.
Die Creme wird abends auf den gesamten Körper vom Hals abwärts aufgetragen und am nächstem morgen abgeduscht. Meist genügt eine einmalige Anwendung um alle Milben abzutöten.
Nach der Therapie sollten die Betroffenen jedoch hautpflegende Maßnahmen durchführen. Handinnenfläche, Fingernägel und Fußsohlen werden zur Sicherheit nach etwa einer Woche wiederholt behandelt.
Bettwäsche und am Körper getragene Wäsche sollte nach der Durchführung der Behandlung möglichst bei 60 Grad gewaschen werden. Ist dies nicht möglich, kann die Sanierung auch durch aushungern der Milben erreicht werden. Dazu werden Wäsche und Plüschtiere in Plastiktüten gegeben und etwa 14 Tage stehen gelassen. Schmerzlich vermisste Kuscheltiere können auch über Nacht bei minus 18 Grad in der Tiefkühltruhe saniert werden.
Bei hartnäckigem Befall kann die Anwendung eines Insektizids, zur Wohnungsdesinfektion sinnvoll sein. Meist ist dies jedoch nicht notwendig.
Der Juckreiz kann jedoch auch nach erfolgreicher Therapie noch bis zu drei Wochen fortbestehen, da sich die Fremdeiweiße der Milben immer noch in den Tunnelgängen der Haut befinden. Die Haut muss sich deshalb komplett erneuern um die Milbenrückstände loszuwerden, was bis zu 28 Tage dauern kann.
Zur Linderung können deshalb für die Dauer des Juckreizes Antihistaminika eingenommen oder eine Kortisoncreme aufgetragen werden.
Eine Besonderheit stellt die krustöse Krätze dar. Hier ist der Befall so stark, dass in der Regel eine Creme nicht ausreicht. Deshalb wird in diesem Fall das Präparat Ivermectin verabreicht, meist ist hier auch eine stationäre Aufnahme erforderlich.
Wichtig ist bei dieser schweren Form der Scabies außerdem, das mitexponierte Personen, wie beispielsweise das Personal in Pflegeeinrichtungen, gleichzeitig mitbehandelt werden.
Außerdem sollten alle Personen, die sich in der gleichen Wohnung aufhalten oder in engem Kontakt mit dem Betroffenen stehen, bei jeder Form der Scabies einen Hautarzt aufsuchen. Dieser kann im Einzelfall entscheiden, ob eine Mittherapie von Kontaktpersonen sinnvoll ist.
Die Prognose der Scabies ist bei gestellter Diagnose und konsequenter Behandlung sehr gut. Die Haut erholt sich schnell und die Erkrankung hinterlässt im Normalfall keine Folgeschäden.
Letzte Aktualisierung am 06.08.2021.