Die Gonorrhoe ist eine der weltweit häufigsten Geschlechtskrankheit (STD = Sexually transmitted deseases). Sie wird durch das Bakterium Neisseria gonorrhoae verursacht. Die Infektionsrate wird auf etwa 62 Millionen pro Jahr geschätzt.
Besonders Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern haben ein erhöhtes Risiko.
Mit dem Begriff STD bezeichnet man Erkrankungen, die durch Sexualkontakte übertragen werden - und zwar unabhängig davon, ob dieser Kontakt vaginal, oral oder anal erfolgt. Neben dieser aus dem Englischen stammenden Bezeichnung, die mittlerweile auch im deutschen Sprachgebrauch Verwendung findet, sind auch die Begriffe Geschlechtskrankheiten oder Venerische Infektionen - also Krankheiten der Liebesgöttin Venus - gängig.
Weitere Erkrankungen, die zu den Geschlechtskrankheiten zählen, sind die Syphilis (Lues) sowie das ulcus molle.
Als Erreger dieser Erkrankungen fungieren Bakterien, Parasiten, Pilze, Protozoen oder Viren. In manchen Fällen ist darüber hinaus eine nicht sexuelle Übertragung - z.B. durch Blut - möglich.
Die Gonorrhoe wird durch das Bakterium Neisseria gonorrhoae verursacht. Diese sogenannten Gonokokken besiedeln bevorzugt die Schleimhäute im Urogenitaltrakt. Die Infektion mit dem Erreger erfolgt über ungeschützten Geschlechtsverkehr sowie durch Anal- oder Oralverkehr.
Bei Neugeborenen von infizierten Müttern lagern sich die Bakterien außerdem in der Bindehaut des Auges ab. Während der Geburt kann eine infizierte Mutter die Erkrankung außerdem auf das Kind übertragen.
Außerhalb des Körpers können die Bakterien nicht überleben, da sie gegenüber Kälte und Sauerstoff empfindlich sind. Sie sind auf den Menschen als Wirt angewiesen.
Eine Ansteckung auf öffentlichen Toiletten beispielsweise ist somit eher unwahrscheinlich.
Die Inkubationszeit, also die Zeitspanne vom Erstkontakt mit dem Erreger bis zum Auftreten der ersten Symptome, beträgt bei der Gonorrhoe etwa zwei bis fünf Tage. Dabei zeigen sich bei Frauen und Männern oft sehr unterschiedliche Krankheitszeichen.
Außerdem kann zwischen einer akuten und einer chronischen Verlaufsform der Gonorrhoe unterschieden werden, wobei sich die chronische Form eher bei Frauen manifestiert.
Von einem Befall der Schleimhaut im Mund- und Rachenbereich sind beide Geschlechter gleich häufig betroffen.
Männer leiden hingegen häufiger unter Infektionen im Analbereich. Meist besteht nur eine leichte Entzündung oder Rötung, wodurch diese ersten Symptome oft erst spät erkannt werden. Die Gefahr einer Weiterverbreitung ist somit relativ hoch.
Daneben kommt es bei Männern nach der Ansteckung mit Gonorrhoe zu einer Rötung und Schwellung der Harnröhrenmündung, wodurch sie unter starkem Brennen beim Wasserlassen leiden. Außerdem macht sich die Entzündung durch einen anfangs wässrigen, später schleimig-eitrigen Ausfluss aus dem Penis bemerkbar.
Unbehandelt breitet sich die Infektion dann weiter aus und befällt den Dammbereich sowie die Prostata, was oft zu Schmerzen in der Blasengegend führt.
Die Entzündung kann sich auch auf die Nebenhoden ausbreiten, was zu einem Druckschmerz, sowie einer Rötung und Schwellung im Bereich des Hodens führt. Meist entwickeln die Betroffenen dann auch Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl.
Bei der Frau verläuft die Gonorrhoe hingegen meist milder als beim Mann. Sie wird deshalb jedoch häufig nicht bemerkt und deshalb auch nicht behandelt. Als Folge kann sich deshalb eine chronische Form der Gonorrhoe entwickeln. Die Frauen leiden dann oft unter Schmerzen beim Wasserlassen sowie häufigem Harndrang, was ein Zeichen für eine Beteiligung der Harnröhre und der Harnblase ist.
Die Infektion kann außerdem auf den Gebärmutterhals übergreifen. Dies macht sich durch einen wässrigen Ausfluss aus der Scheide bemerkbar.
Im Verlauf der Erkrankung kann sich auch die Schleimhaut des Enddarms entzünden. Nicht selten sind auch die sogenannten Bartholinischen Drüsen mitbeteiligt. Diese Geschlechtsdrüsen sitzen im unteren Bereich der großen Schamlippen. Eine Entzündung in diesem Bereich führt oft zu schmerzhaften Abszessen, die dann operativ entfernt werden müssen.
Eine Komplikation der Gonorrhoe ist eine Ausbreitung der Bakterien auf dem Blutweg. Die Erreger können dann auch andere Organe infizieren. Gelenkentzündungen sowie Entzündungen der Sehnenscheiden, der Bindehaut, des Herzens und der Haut sind die Folge. Diese Komplikationen treten bei beiden Geschlechtern etwa gleich häufig auf,
Neugeborene, die sich mit der Erkrankung im Verlauf der Geburt infizieren, entwickeln in der Mehrzahl der Fälle eine Entzündung im Bereich der Augen, meist eine Bindehautentzündung. Wird sie nicht rechtzeitig behandelt, kann diese Art der Gonorrhoe zur Erblindung des Kindes führen.
Diese Form der Gonokokkeninfektion wird als eigenes Krankheitsbild angesehen und als Gonoblennorrhoe bezeichnet.
Um die Diagnose einer Gonorrhoe zu stellen, muss der Erreger Neisseria gonorrhoae nachgewiesen werden. Dazu werden Abstriche aus der infizierten Körperregion, wie der Harnröhre oder dem Gebärmutterhals, entnommen und unter dem Mikroskop untersucht.
Diese Untersuchung der Abstriche hat jedoch nur eine Sicherheit von 50%, weshaln meist zusätzlich eine Erregerkultur angelegt wird. Dabei werden die Gonokokken aus dem Probematerial auf bestimmten Medien angezüchtet. Findet ein Bakterienwachstum statt, ist die Diagnose einer Gonorrhoe gesichert.
Da diese Bakterien eine zunehmende Resistenz gegen viele Antibiotika entwickeln, werden meist zusätzlich Sensibilitätstests durchgeführt, um die Wahl der geeigneten medikamentösen Therapie zu erleichtern.
Besonders Entzündungen der Harnröhre und der Harnblase können auch durch andere Erreger verursacht werden. Dies wird dann als „Nichtgonorrhoische Urethritis" bezeichnet.
Diese Erkrankung wird durch andere Bakterien wie Chlamydien oder Ureaplasma urealyticum ausgelöst und muss mit anderen Medikamenten therapiert werden.
Die Gonorrhoe wird mit der Gabe eines geeigneten Antibiotikums therapiert.
Früher wurde in den meisten Fällen Penicillin verwendet, das Bakterium Neisseria gonorrhoae entwickelte jedoch immer mehr Resistenzen, sodass meist auf andere Antibiotika zurückgegriffen werden muss. In der Regel wird heute Ciprofloxacin oder Ofloxacin verwendet.
Die Einführung der Tripper-Bakterien schädigenden Antibiotika bewirkte zunächst einen starken Rückgang der Erkrankungszahlen in den 50er Jahren.
Allerdings stiegen diese wieder mit Einführung der hormonellen Verhütung und der damit verbundenen größeren sexuellen Freizügigkeit in den 60er und 70er Jahren. Erst die Angst vor AIDS und der damit verbundene Gebrauch von Kondomen verursachten einen erneuten Rückgang der Erkrankten.
Da eine Gonorrhoe häufig mit einer Chlamydieninfektion verbunden ist, wird häufig zusätzlich Doxycyclin verabreicht, um auch diese Erreger ausreichend zu bekämpfen.
Die Therapie der Gonorrhoe darf nicht zu früh abgebrochen werden, da die Erkrankung sonst schnell wieder aufkeimen und die Bakterien zusätzliche Resistenzen entwickeln können.
Sexualpartner des Betroffenen sollten ebenfalls untersucht und gegebenenfalls behandelt werden.
Bis zur Beendigung der Therapie muss der Erkrankte auf Geschlechtsverkehr verzichten. Um der Infektion mit Gonokokken vorzubeugen sollten beim Geschlechtsverkehr immer Kondome verwendet werden.
Um eine Übertragung von einer infizierten Mutter auf das Kind während der Geburt zu verhindern, wird dem Neugeborenen die sogenannte Cédesche Prophylaxe verabreicht. Dabei wird dem Neugeborenen direkt nach der Geburt eine Lösung in den Bindehautsack geträufelt, der die Entstehung einer bakteriellen Entzündung verhindert.
Im Gegensatz zu anderen Infektionskrankheiten, die oft eine lebenslange Immunität hinterlassen, kann die Gonorrhoe immer wieder auftreten. Wird sie zu spät erkannt beziehungsweise behandelt, führt die Erkrankung häufig zu Unfruchtbarkeiten, die beide Geschlechter betrifft.
Bei der rechtzeitigen Diagnosestellung und Behandlung heilt die Gonorrhoe jedoch in der Regel folgenlos aus.
Letzte Aktualisierung am 06.08.2021.