Das Ulcus molle, das auch als weicher Schanker bezeichnet wird, ist eine Geschlechtskrankheit (STD = Sexually transmitted deseases) die durch das Bakterium Haemophilus ducreyi verursacht wird. Sie äußert sich durch schmerzhafte kleine Geschwüre an den Geschlechtsorganen und kommt vor allem in tropischen Ländern vor. In Europa ist das Ulcus molle eher selten.
Mit dem Begriff STD bezeichnet man Erkrankungen, die durch Sexualkontakte übertragen werden und zwar unabhängig davon, ob dieser Kontakt vaginal, oral oder anal erfolgt. Neben dieser aus dem Englischen stammenden Bezeichnung, die mittlerweile auch im deutschen Sprachgebrauch Verwendung findet, sind auch die Begriffe Geschlechtskrankheiten oder Venerische Infektionen - also Krankheiten der Liebesgöttin Venus - gängig.
Weitere Erkrankungen, die zu den Geschlechtskrankheiten zählen, sind die Gonorrhoe (Tripper) sowie die Syphilis.
Als Erreger dieser Erkrankungen fungieren Bakterien, Parasiten, Pilze, Protozoen oder Viren. In manchen Fällen ist darüber hinaus eine nicht sexuelle Übertragung beispielsweise durch Blut möglich.
Das Ulcus molle wird durch das Bakterium Haemophilus ducreyi verursacht. Dieser Keim ist sehr empfindlich gegenüber Kälte und Austrocknung, weshalb eine Übertragung praktisch ausschließlich beim Geschlechtsverkehr möglich ist. Das Bakterium dringt dabei durch kleine Verletzungen der Haut oder der Schleimhäute in den Körper ein.
In der Regel breitet sich der Keim nicht weiter als bis zu den Leistenlymphknoten aus. Hier kann er meist vom Immunsystem aufgehalten werden.
Das Ulcus molle äußert sich wenige Tage nach der Ansteckung durch in der Regel sehr schmerzhafte kleine Hautgeschwüre an den Geschlechtsorganen.
Die Inkubationszeit, das heißt die Zeit von der Infektion bis zum Ausbruch der Krankheit, liegt zwischen vier bis zehn Tagen, gelegentlich auch länger.
Einige Tage nach der Bildung des ersten Knötchens verändert sich dieses zu einer flachen Wunde, die aufbricht und sich zu einem unregelmäßig begrenzten, rot geränderten, schmerzhaften, blutenden und eitrigen Geschwür ausbildet.
Bei etwa 50 Prozent aller Erkrankungen mit Ulcus Molle entsteht zusätzlich eine schmerzhafte Infektion sowie eine Schwellungen der Lymphknoten in der Leistengegend (Bubonen). Die Bubonen können sich ebenfalls zu einem Geschwür verändern und an der Hautoberfläche eitrig durchbrechen. Dies passiert vor allem dann, wenn die Erkrankung zu spät und unzureichend behandelt wird.
Bei Männern befindet sich der Weiche Schanker meist an der Vorhaut oder am Hautbändchen unterhalb der Eichel (Frenelum), bei Frauen in den meisten Fällen am Scheideneingang. Vor allem bei Frauen kann die Infektion aber auch völlig ohne Symptome verlaufen.
Im Gegensatz zu tropischen Ländern ist die Erkrankung in Mitteleuropa relativ selten.
Beim Auftreten von kleinen offenen Stellen an den äußeren Geschlechtsorganen nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr sollte zur Abklärung unbedingt einen Arzt aufgesucht werden.
Dieser entnimmt Abstriche aus dem erkrankten Hautareal um die Erreger unter dem Mikroskop oder durch eine kulturelle Anzucht nachzuweisen. Ein sicherer Nachweis der Bakterien ist jedoch oft schwierig. Deshalb muss eine Behandlung gegebenenfalls auch „auf Verdacht" vorgenommen werden.
Der Arzt ist verpflichtet, die Diagnose dieser Geschlechtskrankheit den Gesundheitsbehörden anonym, also ohne Namensnennung, zu melden, damit mögliche Häufungen in einer Region frühzeitig erkannt werden können.
Die eindeutige Diagnose eines Ulcus molle ist durch die schwierige Anzüchtung der Erreger oft schwierig. Gerade deshalb muss die Erkrankung trotz ähnlicher Symptome deutlich von der Syphilis und dem Genitalherpes abgegrenzt werden. Erst wenn diese Geschlechtskrankheiten ausgeschlossen wurden kann die Diagnose eines Ulcus molle gestellt werden.
Der weiche Schankers wird mit der Gabe von Antibiotika (beispielsweise Tetrazyklin) therapiert. Damit werden die Erreger im Zeitraum von etwa sieben Tagen abgetötet. Sind zusätzlich Geschwüre aufgebrochen sollten diese regelmäßig gesäubert und trocken gehalten werden. Bei einer gleichzeitigen eitrigen Entzündung der Lymphknoten müssen diese gegebenenfalls gespalten und drainiert werden.
Die Betroffenen sollten bis zur definitiven Ausheilung der Infektion, die bei einer Nachuntersuchung durch den Arzt gesichert werden muss, auf Geschlechtsverkehr verzichten. Nur so kann eine Infektion anderer Personen verhindert werden.
Alle Menschen, die man möglicherweise angesteckt hat, sollten informiert werden. Wer am Ulcus molle erkrankt, kann sich gleichzeitig eine andere Geschlechtskrankheit (beispielsweise Syphilis oder Gonorrhoe) zugezogen haben. Entsprechende Untersuchungen (inklusive HIV-Test) sind deshalb ratsam.
Zur Vorbeugung des weichen Schanker sollten in jedem Fall Kondome beim Geschlechtsverkehr verwendet werden. Eine Ansteckung mit dieser Erkrankung ist ausschließlich auf sexuellem Weg möglich, weshalb die Übertragung des Erregers durch das Benutzen von Kondomen sicher verhindert wird. Wer sich mit einer Geschlechtskrankheit ansteckt, sollte das auch im Zeitalter der Antibiotika sehr ernst nehmen.
Bei einer frühzeitigen und konsequenten Therapie mit Antibiotika ist die Prognose des Ulcus molle sehr gut. Die Erkrankung heilt spätestens nach zehn Tagen folgenlos aus. Lediglich bei ausgedehnten und aufgebrochenen Geschwüren können kleine Narben zurückbleiben.
Letzte Aktualisierung am 06.08.2021.