Die Zytomegalie-Erkrankung wird auch als Einschlusskörperchenkrankheit bezeichnet. Sie ist eine Virusinfektion, die bei den meisten Menschen unbemerkt verläuft.
Die Durchseuchnung mit dem Zytomgalievirus beträgt weltweit etwa 40 Prozent, in Ländern der dritten Welt sogar bis zu 100 Prozent.
Für abwehrgeschwächte oder ältere Personen sowie für Neugeborene stellt eine Infektion mit dem Zytomegalievirus (CMV) jedoch eine große Gefährdung dar. Zytomegalie-Erkrankungen in der Schwangerschaft sind deshalb meldepflichtig.
Das die Erkrankung verursachende Zytomegalie-Virus (CMV) gehört zur großen Gruppe der Herpesviren.
Die wichtigsten Übertragungswege sind sexuelle Kontakte, sowie Speichel oder die Übertragung von Blutbestandteilen (beispielsweise durch Transfusionen). Auch durch Organtransplantationen kann das Virus weitergegeben werden. Dies führt dann häufig zu einer Abstoßung des transplantierten Organs.
Die Inkubationszeit, also die Zeitspanne von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung beträgt bei der Zytomegalie zwei bis sechs Wochen.
Die Infektion mit dem Zytomegalievirus verläuft meist ohne erkennbare Krankheitszeichen. Auch Säuglinge und Kleinkinder zeigen bei dieser Erkrankung kaum Symptome.
Wird ein Kind jedoch bereits im Mutterleib mit dem Zytomegalievirus infiziert, kommt es häufig zu Fehlbildungen des Feten, die zu einer schweren, lebenslangen Behinderung des Kindes führen. Auch eine Innenohrschwerhörigkeit sowie Lungenentzündungen und Leberentzündungen (Hepatitis) können sich bei infizierten Neugeborenen entwickeln. Daneben sind auch durch Zytomegalie verursachte Fehlgeburten (Aborte) nicht selten.
Die Übertragung des CMV während der Schwangerschaft passiert über den Blutkontakt mit der infizierten Mutter über die Plazenta. Aber auch nach der Geburt kann sich der Säugling durch die Muttermilch oder Speichel anstecken.
Bei Erwachsenen macht sich eine Infektion mit dem Virus meist durch unspezifische Symptome, wie Lymphknotenschwellung und langanhaltendes Fieber bemerkbar.
Besonders gefährdet sind Personen mit einer geschwächten Immunabwehr, beispielsweise nach einer Organtransplantation. Bei diesen Personen wird das Abwehrsystem bewusst unterdrückt, um eine Abstoßungsreaktion gegen das neue Organ zu verhindern. Infizieren sich diese Patienten mit dem Zytomegalievirus kann es zu schweren Verläufen kommen, die unter Umständen sogar tödlich enden.
Je nachdem, welches Organsystem von der Zytomegalievirusinfektion betroffen ist, können verschiedene Beschwerden und Komplikationen der Erkrankung auftreten:
Aufgrund der uncharakteristischen Symptome einer Zytomegalie ist die Diagnose sehr schwierig. Eine ganze Reihe anderer viraler, bakterieller oder pilzbedingter Infektionen können für ähnliche Symptome verantwortlich sein. In der Regel handelt es sich bei der Zytomegalie deshalb um eine Ausschlussdiagnostik.
Die Diagnose einer Zytomegalie bedingten Magen-Darm Infektion wird meist durch eine Probenentnahme gestellt, nachdem andere Infektionskrankheiten ausgeschlossen wurden.
Auch bei der CMV bedingten Lungenentzündung können eine Reihe anderer Erreger ähnliche Beschwerden verursachen. Es ist deshalb wichtig durch eine Untersuchung der Spülflüssigkeit der Lunge andere Ursachen der Pneumonie auszuschließen.
Auch die Blutwerte geben meist keinen genauen Aufschluss über die Ursache der Erkrankung. Sie sind bei der Zytomegalie nur unspezifisch verändert und lassen durch eine Erhöhung der Leberwerte oft an eine Hepatitis denken.
Lediglich eine Gewebsprobe kann nähere Hinweise geben. Hier werden oft charakteristisch veränderte Zellen, die sogenannten „Eulenaugenzellen" nachgewiesen, die typisch für die Zytomegalie sind.
Der serologische Nachweis (Nachweis von Antikörpern im Blut) ist zwar möglich, kann aber nicht zwischen akuter Erkrankung und bloßer Infektion unterscheiden. Bei immungeschwächten Personen ist er darüber hinaus unsicher.
In den letzten Jahren hat sich der Nachweis der Viren über Antigene oder Nukleinsäuren (DNA) bei der Zytomegalie bewährt. Die sogenannte "Immediate Early Antigen"-Bestimmung kann nur an bestimmten großen Zentren in Deutschland durchgeführt werden. Als erstes Zeichen einer CMV-Infektion ist sie in bis zu 98 Prozent der Fälle positiv.
In der Schwangerschaft kann im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen eine entsprechende Blutanalyse Aufschluss darüber geben, ob die Schwangere aktuell an einer Zytomegalie erkrankt ist. Allerdings gehört diese Untersuchung nicht zur Routine, sondern kann mit dem Arzt bei Verdacht auf Zytomegalie vereinbart werden.
Die Zytomegalieinfektion verläuft bei Personen mit einer intakten Immunabwehr meist unbemerkt oder verursacht unspezifische Symptome wie Schwellungen der Lymphknoten oder leichtes Fieber. Sie wird daher oft mit einem banalen grippalen Infekt verwechselt.
Andere Viruserkrankungen (wie EBV, Herpes) können ähnliche Symptome hervorrufen. Eine gesicherte Diagnose kann deshalb nur über eine Isolierung des Virus aus Körpersekreten oder Gewebsproben gestellt werden.
Bei länger anhaltendem Fieber mit zusätzlicher Schwellung der Lymphknoten sollte Grundsätzlich ein Arzt aufgesucht werden.
Neben der Behandlung der Krankheitssymptome, ist wird meist auch eine spezifische Zytomegalie-Therapie durchgeführt, wenn der Betroffene unter starken Beschwerden leidet.
Eine medikamentöse Therapie des CMV wird in der Regel mit Foscarnet und Ganciclovir vorgenommen. Diese Präparate sind sogenannte Virostatika, die die Vermehrung des Zytomegalie-Virus in den Körperzellen hemmen.
Eine Impfung gegen Zytomegalie existiert bislang nicht.
Bei Organtransplantationen wird deshalb meist vorbeugend Ganciclovir gegeben, wodurch die Anzahl an Neuerkrankungen deutlich zurückgegangen ist.
Die Prognose der Zytomegalie hängt vom Zustand des Immunsystems ab. Bei Infektion im Mutterleib sind Fehlgeburten (Aborte) und Fehlbildungen häufig. Im günstigsten Fall verläuft die CMV-Infektion ohne Krankheitszeichen, allerdings verweilen die Viren lebenslang im Körper (latent). Bei geschwächtem Immunsystem können alle Organe befallen werden bis hin zum tödlichem Ausgang der Zytomegalie.
Letzte Aktualisierung am 06.08.2021.