Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) treten vor allem bei Frauen auf und können das Sexualleben erheblich einschränken. Die Ursachen für die Dyspareunie sind vielfältig und teilweise auch nicht auf die Genitalregion beschränkt. Die Schmerzen sind meist brennend oder krampfartig und können so stark sein, dass es nicht zum Orgasmus kommt.
Die Ursachen für eine Dyspareunie lassen sich gut in drei Gruppen einteilen.
Wenn eine lang andauernde, schmerzhafte Krankheit im Unterleib durchgemacht wurde, stellt sich bei vielen Frauen Angst vor erneuten Schmerzen ein. Diese Angst kann so groß sein, dass die Schmerzen empfunden werden, ohne dass dafür noch eine organische Ursache bestehen würde.
Dyspareunie kann bei vielen Erkrankungen im Unterleibsbereich entstehen.
Bei der Geburt eines Kindes kann es zum Einreißen der Scheide kommen. Häufig wird dem durch einen kontrollierten Einschnitt zuvorgekommen. In beiden Fällen können Narben bestehen bleiben, die beim Geschlechtsverkehr gereizt werden und schmerzen können.
Nach oder während einer Entzündung im Unterleib (beispielsweise Harnwegsinfekt) können über längere Zeit Schmerzen bestehen, die vor allem bei mechanischer Reizung (wie Sex) auftreten.
Manchmal kommt es vor, dass Gebärmutterschleimhaut auch außerhalb der Gebärmutter wächst (Endometriose). Diese falsch gewachsene Schleimhaut folgt dem normalen Zyklus der Frau, stößt also einmal im Monat einen großen Teil ihrer Masse ab und blutet. Dadurch kann es zu Verwachsungen kommen, die dann Schmerzen verursachen. Diese Schmerzen treten zum Teil nur bei bestimmten Stellungen auf, oft treten sie jedoch unabhängig von der sexuellen Praktik auf.
Auch verschiedene Krebserkrankungen (sehr selten) oder Genitalwarzen können Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auslösen. Gelegentlich werden die Schmerzen auch durch verschiedene chemische Verhütungsmittel (wie Kondome mit Beschichtung) oder durch Allergien gegen Verhütungsmittel (Latexallergie) ausgelöst werden.
Psychosomatisch bedeutet, dass ein Problem der Psyche Symptome am Körper auslöst. Das beste Beispiel in diesem Fall ist Stress. Er kann durch verschiedene Auslöser hervorgerufen werden (etwa Ärger im Job oder Beziehungsprobleme). Der Stress wiederum lässt die Beckenbodenmuskulatur verkrampfen und führt dadurch zur Verengung der Scheide. Außerdem wird die Muskulatur überlastet, was zu einer Verstärkung der Schmerzen führen kann.
Dabei kann man zwei verschiedene Lokalisationen des Schmerzes unterscheiden.
Diese Schmerzreize entstehen meist am Scheideneingang. Sie können beispielsweise durch eine Harnwegsentzündung hervorgerufen werden. Auch Narben um die Scheide herum können Schmerzen verursachen. Diese Narben stammen häufig von Geburten, bei denen der Damm (zwischen Scheide und After) entweder eingerissen ist oder eingeschnitten wurde (um größere Verletzungen zu verhindern).
Bei der Wundheilung wird die umliegende Haut zusammengezogen um die Wunde zu verschließen. Manchmal kann es dadurch zu dauerhaften Spannungen kommen, die dann bei mechanischer Beanspruchung (wie Geschlechtsverkehr) schmerzen.
Auch hormonelle Veränderungen können Schmerzen am Scheideneingang begünstigen. Durch das Fehlen mancher Hormone wird die Haut dünner und empfindlicher.
Die Schmerzen im Inneren der Scheide werden meist durch die Gebärmutter (z.B. versprengte Gebärmutterschleimhaut) oder andere Strukturen im kleinen Becken ausgelöst. Die inneren Schmerzen können, je nach Zeitpunkt des Auftretens, weiter eingeteilt werden. Manche Schmerzen treten nur auf, wenn der Penis während dem Geschlechtsverkehr an eine bestimmte Stelle stößt und treten bei bestimmten Stellungen gehäuft auf.
Andere Schmerzen treten nur während dem Orgasmus, also erst am Ende der sexuellen Reaktion der Frau auf. Und schließlich gibt es Schmerzen, die erst nach dem Geschlechtsverkehr auftreten. Sie können bis zu einem Tag später bemerkt werden.
Hierbei wird vor allem auf die Art der Schmerzen (stechend, brennend, pochend), den Zeitpunkt des erstmaligen Auftretens und auf die schmerzauslösenden Situationen eingegangen.
Daran schließt sich dann meist die körperliche Untersuchung an. Der Arzt beginnt mit einer gynäkologischen Untersuchung. Hierzu untersucht er die äußeren und die inneren Geschlechtsorgane.
Die Gebärmutter und die Strukturen des kleinen Beckens können per Ultraschall gut untersucht werden. Wenn es hier zu Veränderungen gekommen ist, die der Arzt im Ultraschall nicht eindeutig identifizieren kann, wird eine Röntgenkontrolle oder eine Computertomographie (CT) durchgeführt.
Die körperliche Untersuchung kann dann noch auf eine Laboruntersuchung erweitert werden. Hierbei wird ein Abstrich der Schleimhaut der Scheide abgenommen und vor allem auf Erreger untersucht. Eine Urinprobe und eine Blutuntersuchung runden die Diagnose dann ab und können unter Umständen feststellen, ob das Problem an anderer Stelle als den Genitalien zu suchen ist.
Wenn die körperliche Untersuchung ohne Befund bleibt, sollte eine psychologische Untersuchung durchgeführt werden. Hierbei wird die Betroffene von einem Psychologen befragt, ob es in der Vergangenheit zu traumatischen Erlebnissen (Vergewaltigung, Missbrauch) gekommen ist und ob die aktuelle Beziehung gesund ist.
Bei Infektionen kann die Behandlung mit Antibiotika (gegen Bakterien) oder Virostatika (gegen Viren) gute Erfolge bringen. Unter Umständen (vor allem bei Geschlechtskrankheiten) sollte der Partner mitbehandelt werden, um eine gegenseitige Ansteckung (Ping-Pong-Effekt) zu verhindern.
Genitalwarzen können durch verschiedene Mittel behandelt werden, die nur oberflächlich aufgetragen werden müssen (z.B. Trichloressigsäure). Die Warzen können auch durch Laser- oder Kältebehandlung entfernt werden.
Bei bestehender Empfindlichkeit gegen ein Verhütungsmittel hilft es oft schon, dieses abzusetzen und eine Alternative zu verwenden.
Bei Bestehen eine Endometriose oder Hormonstörungen (auch die Wechseljahre) kann eine Hormontherapie Linderung verschaffen. Dafür werden künstlich hergestellte Hormone verwendet, die der Patientin verabreicht werden und die verminderten körpereigenen ersetzen.
Wenn die Dyspareunie durch ein psychisches Problem verursacht wird (manchmal auch über eine Zwischenerkrankung, wie Scheidentrockenheit), dann sollte ein Psychologe aufgesucht werden. Dieser stimmt dann die erforderliche Therapie auf die Patientin ab. Zur Auswahl stehen verschiedene Therapieformen, wie die Paartherapie (beide Partner und ein Therapeut), die Partnertherapie (beide Partner getrennt) oder eine Psychotherapie (nur die Patientin und ein Therapeut). Die Psychotherapie eignet sich vor allem, um Opfer von sexuellem Missbrauch oder Vergewaltigung zu behandeln.
Die Prognose der Dyspareunie richtet sich nach der Krankheit, durch die es zu den Schmerzen gekommen ist. Im Allgemeinen kann die sexuelle Funktion aber wieder vollständig hergestellt werden.
Letzte Aktualisierung am 30.08.2021.