Unter Ejakulation versteht man den Samenerguss des Mannes. Dies ist ein sehr komplizierter Vorgang, der einige Vorbereitung benötigt.
Bevor eine Ejakulation eingeleitet werden kann, muss der Penis steif (erigiert) sein. Durch Stimulation des Penis wird die Erregung gesteigert. Die Erregung wird durch einen bestimmten Teil des Nervensystems weitergeleitet und zum Teil verarbeitet, nämlich durch den Parasympathikus. Um nun eine Ejakulation auszulösen, muss ein anderer Teil des Nervensystems aktiviert werden, der Sympathikus. Nach ausreichender Stimulation wird der Sympathikus im Bereich des Rückenmarks aktiviert und sendet seine Signale mit bestimmten Nerven (z.B. Nervus pudendus) in Penis, Hoden und Prostata. Die Ejakulation läuft während dem Orgasmus ab. Die Muskulatur der Nebenhoden, des Samenleiters, der Harnröhre, der Prostata und anderer Drüsen kontrahiert sich rhythmisch und transportiert so die Spermien aus den Nebenhoden aus der Harnröhre hinaus. Das Sekret der Sexualdrüsen dient vor allem zur Ernährung der Samen.
Es gibt verschiedene Arten der Ejakulationsstörung. Es kann zur retrograden Ejakulation in die Harnblase kommen, die Ejakulation kann vorzeitig auftreten oder komplett ausbleiben.
Wie bei allen sexuellen Funktionsstörungen kommen mehrere Ursachen in Betracht.
Die Ursachen der vorzeitigen Ejakulation sind meist psychischer Natur. Manche Männer stehen beim Geschlechtsverkehr stark unter Druck. Dieser Druck kann durch viele Faktoren beeinflusst werden. Meist handelt es sich dabei um Stress im Beruf, Beziehungsprobleme oder zu hohe Erwartungen. Oft sind es auch nicht die Erwartungen der Partnerin, die zu hoch gesteckt werden, sondern die eigenen. Dieses Gefühl wird durch die Medien häufig noch verstärkt. In seltenen Fällen können auch körperliche Ursachen zugrunde liegen.
In diesem Fall bleibt der Samenerguss trotz erlebtem Orgasmus komplett aus. Dies kann viele Gründe haben, die hauptsächlich physischer (körperlicher) Natur sind. Wenn keine Ejakulation vorliegt, kann es daran liegen, dass kein Ejakulat gebildet wird. Das ist aber nur bei schweren Funktionsstörungen der Hoden, Nebenhoden und Drüsen (Prostata, Bulbourethraldrüsen) möglich, was sehr selten vorkommt. Wahrscheinlicher ist eine Störung des Ejakulattransports aus den Nebenhoden zur äußeren Öffnung der Harnröhre. Diese kann durch Schäden der Muskulatur in Samenleiter und Harnröhre entstanden sein. Oder es existiert ein Hindernis, das ein Austreten des Ejakulats verhindert. Dadurch kann es unter Umständen auch zur retrograden Ejakulation kommen, die häufig mit der Anejakulation verwechselt wird.
Bei der retrograden (rückwärtigen) Ejakulation liegt der Grund für die Ejakulation in die Harnblase meist in der Koordination der beteiligten Muskeln. Um den Samen vom Nebenhoden bis in die Harnröhre zu transportieren, müssen die beteiligten Muskeln genau zusammenwirken. Wenn sich einzelne Muskeln zu früh oder zu spät kontrahieren (zusammenziehen), kann der gesamte Transport ins Stocken geraten. Hinzu kommt häufig, dass die Spannung des Schließmuskels der Harnblase erniedrigt ist. Das begünstigt eine retrograde Ejakulation noch. Meist entstehen retrograde Ejakulationen nach Operationen im Bereich des Beckens. Besonders häufig ist hier die Prostataentfernung durch die Harnblase zur Therapie der gutartigen Prostatavergrößerung zu nennen. Aber auch Nervenerkrankungen (z.B. Multiple Sklerose), Bandscheibenvorfälle oder bestimmte Medikamente können auslösend sein.
Hierbei treten Orgasmus und Ejakulation zu früh auf. Eine genaue Definition ist schwierig. Meist wird der sexuelle Höhepunkt schon vor oder während dem Eindringen in die Partnerin erreicht. Ein befriedigender sexueller Akt ist für beide Partner nicht möglich.
Bei der Anejakulation empfindet der Betroffene einen Orgasmus. Dieser tritt im Allgemeinen auch nicht zu früh oder zu spät auf. Allerdings kommt es bei diesem Orgasmus nicht zum Samenerguss. Schon beim Gesunden variiert die Menge des Ejakulats häufig. Auch die Flusseigenschaften variieren (Spritzen, Ausfließen), ohne jedoch irgendeine besondere Bedeutung zu erlangen. Doch nur beim vollständigen Ausbleiben spricht man von Anejakulation.
Bei der retrograden Ejakulation ähneln die Symptome primär denen der Anejakulation. Es wird ein Orgasmus verspürt, jedoch ohne dass ein Samenerguss zu sehen ist. Der Samen ergießt sich hierbei in die Harnblase. Das wird bei späterem Wasserlassen bemerkt. Dann ist der Urin eingetrübt. Es gibt jedoch keine weiteren Komplikationen. Weitere Symptome können von der Ursache der retrograden Ejakulation ausgelöst werden. Es kann beispielsweise zu Potenzproblemen (nach Prostataentfernung), Rückenschmerzen (bei Bandscheibenvorfällen) oder anderen neurologischen Ausfällen (bei Multipler Sklerose) kommen.
Die Diagnose der gestörten Ejakulation ist im Allgemeinen relativ leicht zu stellen und wird meist schon vom Betroffenen selbst vermutet. Schwieriger ist es, die genaue Ursache der Störung zu finden
Zuerst sollte, wie bei fast allen Erkrankungen, eine ausführliche Anamnese erhoben werden. Dabei ist es besonders wichtig, auf bisherige Beschwerden (wie Schmerzen) und Operationen (wie Prostataentfernung) einzugehen. Auch die soziale und private Situation des Patienten muss angesprochen werden, um unter Umständen bestehende Stresssymptome besser erkennen zu können. In besonderen Fällen kann auch die Partnerin hinzugezogen werden, vor allem bei Fragen, die sich auf die Beziehungssituation beziehen.
Eine direkte Untersuchung der Ejakulationsstörung ist schwierig. Der Arzt untersucht den Patienten vielmehr auf auslösende Erkrankungen oder Beschwerden. Zunächst sollte der Beckenbereich untersucht werden. Dazu gehören auch eine Ultraschalluntersuchung des Unterbauchs und eine Untersuchung der Prostata. Die Prostata wird durch das Rektum hindurch mit dem Finger ertastet, um Größenveränderungen zu bemerken.
Die körperliche Untersuchung sollte sich aber nicht nur auf das Becken konzentrieren, sondern den gesamten Körper mit einbeziehen, da auch andere Erkrankungen die Ejakulationsstörung auslösen können.
Eine Blutuntersuchung sollte in jedem Fall vorgenommen werden. Hierbei können verschiedene Entzündungszeichen und systemische (den ganzen Körper betreffende) Erkrankungen erkannt werden.
Die Ejakulationsstörungen müssen klar gegen Erektionsstörungen abgegrenzt werden. Erektionsstörungen werden meist durch psychische Komponenten ausgelöst oder zumindest stark beeinflusst. Der Betroffene kann eine Erektion nicht lange genug aufrechterhalten, um einen befriedigenden sexuellen Akt zu vollziehen. In manchen Fällen kann die Erektion nicht aufgebaut werden. Die Therapie der beiden Störungen unterscheidet sich im Allgemeinen nicht. Erektionsstörungen werden jedoch häufiger mit einer Psychotherapie behandelt.
Die Behandlung der Ejakulationsstörungen richtet sich nach den Ursachen.
Hierbei spielen häufig psychische Aspekte eine große Rolle, weshalb bei schweren Fällen eine Psychotherapie in Anspruch genommen werden sollte. Vorher jedoch kann der Betroffene versuchen, sich selbst zu helfen.
Mit Anwendung der Start-Stopp-Technik kann versucht werden, die Überempfindlichkeit des Glieds zu kontrollieren. Die Partnerin stimuliert hierbei den Betroffenen so lange, bis er fast kommt und ihr ein „Stopp"-Zeichen gibt. Nach kurzer Erholung wird die Prozedur noch mehrmals wiederholt. Dadurch lernt der Mann, seine Erregung zu kontrollieren. Zusätzlich dazu kann auch auf bestimmte Hilfsmittel zurückgegriffen werden. Hierzu zählen betäubende Salben, die auf den Penis aufgetragen werden oder besondere Kondome, die das Gefühl vermindern. Oft kann die Störung auch ohne Therapie behoben werden.
Die Behandlung der Anejakulation muss von erfahrenen Ärzten durchgeführt werden. Bei Störungen der Hoden, der Prostata oder der Samenleiter muss ein Urologe hinzugezogen werden, der die Störung genauer untersucht und das weitere vorgehen bestimmt. Bei Störungen im Bereich der Nervenleitung sollte ein Neurologe die Behandlung übernehmen. Allgemein gilt, dass bei der Anejakulation zuerst die auslösende Erkrankung behoben werden muss.
Die Ursachen der retrograden Ejakulation sind vielfältig. Hier sollte ein erfahrener Urologe die Behandlung übernehmen. Unter Umständen können Medikamente helfen, die den Tonus (die Anspannung) des Blasenschließmuskels erhöhen. Falls die retrograde Ejakulation nicht behoben werden kann und Kinderwunsch besteht, kann meist auf künstliche Befruchtung zurückgegriffen werden, da die Spermien meist noch fruchtbar sind.
Die Prognose der einzelnen Störungen richtet sich nach den Ursachen und der Behandlung. Bei den meisten Ejakulationsstörungen ist die Chance auf Heilung oder zumindest Verbesserung der Situation sehr gut.
Letzte Aktualisierung am 15.07.2021.