Die Erektion des männlichen Glieds ist ein wichtiger Teil des sexuellen Akts und die Voraussetzung für den Mann, einen Orgasmus zu erleben. Die Erektion wird durch verschiedene Reize (Berührung, Fantasien, Bilder) ausgelöst. Zuerst wird der Penis vermehrt durchblutet, was eine leichte Vergrößerung des Glieds zur Folge hat. Durch diese leichte Vergrößerung wird eine derbe Faszienhaut im Penis gespannt, die dann abführende Venen „abklemmt". Dadurch wird das zufließende Blut in den sogenannten „Schwellkörpern" gesammelt. Mit steigender Blutmenge im Penis erhöht sich der Druck, der Penis wird noch größer und verhärtet sich.
Als Erektionsstörung bezeichnet man einen Zustand, bei dem es über längere Zeit nicht zur Erektion (Steifwerden des männlichen Glieds) bei sexueller Stimulation kommt. Definitionsgemäß spricht man von einer Erektionsstörung (erektile Dysfunktion), wenn innerhalb von mindestens sechs Monaten mindestens siebzig Prozent aller Versuche zum Geschlechtsverkehr am männlichen Glied scheitern. Es gibt keine genauen Zahlen darüber, wie häufig diese Erkrankung auftritt, da viele Männer aus Scham keinen Arzt aufsuchen. Es wird jedoch vermutet, dass bis zu fünfzig Prozent aller Männer über 40 zumindest zeitweise an Erektionsstörungen leiden. Das Aufsuchen eines Arztes ist in diesem Fall sehr wichtig, da erektile Dysfunktionen häufig durch arteriosklerotische Veränderungen hervorgerufen werden, die auch das Herz betreffen können. Die Erektionsstörung kann einem Herzinfarkt um bis zu sieben Jahre vorausgehen. Wenn die Warnzeichen früh genug erkannt werden, kann eine prophylaktische (vorbeugende) Behandlung erfolgen, die einen schweren Infarkt abwenden kann.
Erektionsstörungen können allgemein in zwei verschiedene Gruppen eingeteilt werden. Bei der primären Erektionsstörung besteht die Funktionsstörung des Glieds immer, bei der sekundären kommt es spontan oder in bestimmten Situationen nicht zur Erektion.
Die Erektion des männlichen Glieds ist eine komplexe Reaktion, an der viele verschiedene Systeme des menschlichen Körpers beteiligt sind. Dementsprechend gibt es viele unterschiedliche Ursachen für die Erkrankung.
Die erektile Dysfunktion wird sehr häufig durch andere Erkrankungen ausgelöst. Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems werden hierbei am häufigsten als Ursache der Potenzstörung erkannt. Durch Bluthochdruck beispielsweise werden kleinste Gefäße im ganzen Körper geschädigt. Die Schädigung der Penisgefäße zieht oft eine Minderdurchblutung nach sich und kann die Funktion beeinträchtigen.
Auch Diabetes mellitus schädigt kleinste Gefäße im Schwellkörper des Penis. Durch den permanent hohen Blutzucker werden die Gefäßwände glykosyliert („verzuckert"). Es werden kleine Zuckermoleküle an die Gefäßwand geheftet, die dann langsam das Blutgefäß verschließen.
Stress gewinnt als Auslöser vieler Krankheiten immer mehr Bedeutung in der heutigen Medizin. Dabei ist Stress eigentlich ein „Schutzreflex" des Körpers auf Gefahren. Wird eine potentiell lebensgefährliche Situation erkannt, reagiert der Körper mit der Ausschüttung verschiedener Stresshormone (Noradrenalin, Adrenalin, Cortisol), um seine Leistungsfähigkeit zu steigern. Diese Hormone hemmen jedoch die Erektion des Mannes, was bei kontinuierlichem Stress, wie es häufiger vorkommt, zu chronischen Störungen kommen kann.
Das männliche Sexualhormon Testosteron wird (vor allem von den Hoden) kontinuierlich ans Blut abgegeben, so dass sich ein gewisser Hormonspiegel einstellen kann. Testosteron unterstützt die Erektion des männlichen Glieds. Wenn der Spiegel absinkt, kann es zu Störungen der Erektion kommen.
Der Penis erhält die meisten seiner Befehle (wie auch alle anderen Organe) aus dem Gehirn. Dieses sendet seine Signale über Nervenbahnen im Rückenmark und daran anschließende Nerven im Becken bis in den Penis. Auf dieser langen Strecke kann es zu vielen Unterbrechungen kommen. Im Rückenmark können Tumoren (Krebs) auf die Leitungen drücken, oder es kann durch Verletzungen zu Querschnittslähmungen führen. Die Nerven im Becken werden vor allem durch Knochenbrüche oder Blutergüsse geschädigt.
Verschiedene Medikamente können negativ auf die männliche Potenz wirken. Hierzu zählen unter anderem einige Psychopharmaka und manches blutdrucksenkendes Mittel. Es gibt jedoch meist andere Medikamente, die zwar die gleiche Hauptwirkung, aber andere Nebenwirkungen haben.
Probleme der Psyche des Menschen können immer auch den Körper betreffen. Die Erektion ist sehr komplex und von einer ausgeglichenen Psyche abhängig. Deshalb kann sie durch manche psychische Probleme (vor allem Angststörungen) unterdrückt werden.
Es gibt verschiedene Ausprägungen der Erektionsstörungen:
Die Diagnose „Erektionsstörung" wird in mehreren Untersuchungen gestellt.
Der erste und wichtigste Teil der Diagnosestellung ist die Anamneseerhebung (Befragung des Patienten). Hierbei versucht der Arzt vor allem, die psychische Komponente der Erkrankung zu ergründen. Er forscht aber auch nach möglichen Ursachen oder Risikofaktoren der erektilen Dysfunktion.
Die körperliche Untersuchung beinhaltet unter anderem das Abtasten der Prostata (durch das Rektum hindurch), um Krebs oder gutartige Vergrößerungen, die auf Nerven drücken, auszuschließen. Außerdem kann der Untersucher Verletzungen ausschließen und unter Umständen Abstriche machen, um Infektionen zu untersuchen.
Es sollte immer auch Blut entnommen und untersucht werden, um systemische (den ganzen Körper betreffende) Krankheiten auszuschließen.
Der männliche Penis durchläuft nachts mehrere Phasen, in denen eine Erektion entsteht. Diese können mit Hilfe spezieller Messgeräte erfasst werden und geben dann einen Hinweis darauf, dass die Ursache der Erektionsstörung höchstwahrscheinlich nicht körperlicher Natur ist.
Um speziell die Durchblutung des Glieds zu erfassen kann ein bestimmtes Hormon in den Penisschwellkörper gespritzt werden, was dann zu einer mehrere Minuten dauernden Erektion führt. Während der Erektion kann die Durchblutung durch verschiedene Untersuchungsmethoden (z.B. Dopplersonographie) sichtbar gemacht und beurteilt werden.
Durch elektrische Reizung der Penishaut kann die Funktion der Penisnerven überprüft werden, was vor allem bei Diabetikern von Bedeutung ist.
Es existieren vielfältige Therapieansätze für die erektile Dysfunktion. Die optimale Methode sollte von Arzt und Patient zusammen ausgesucht werden.
Eine Erektion des Penis kann durch eine Vakuumpumpe hervorgerufen werden. Dafür wird das schlaffe Glied in einen Glaszylinder eingeführt und mit einer speziellen Pumpe ein Unterdruck erzeugt. Durch diesen Unterdruck strömt Blut in die Schwellkörper und füllt diese, was dann zur Erektion führt. Beim Abnehmen des Glaszylinders wird dann ein eng anliegender Ring um die Peniswurzel gestülpt, um ein rasches Zurückfließen des Blutes zu verhindern. Die Erektion kann dadurch bis zu zehn Minuten lang aufrechterhalten werden. Es kann jedoch vorkommen, dass die Ejakulation durch den Penisring verzögert auftritt oder in die Harnblase geleitet wird (retrograde Ejakulation).
Die Medikamente zur Behandlung der Erektionsstörung wurden in den letzten Jahren immer weiterentwickelt, so dass die Nebenwirkungen vermindert wurden.
Eine Erektion entsteht unter anderem dadurch, dass Zellen einen bestimmten Stoff bilden, der die Penisgefäße erweitert und damit zu mehr Blut in den Schwellkörpern führt. Der entstandene Stoff wird relativ schnell von bestimmten Enzymen abgebaut (Phosphodiesterasen). Ein großer Teil der medikamentösen Wirkstoffe zielt auf die Hemmung genau dieser Enzyme ab, unter anderem auch der zuerst entdeckte Wirkstoff dieser Gruppe (Sildenafil). Mittlerweile gibt es auch hier verschiedene neue Stoffe (Vardenafil, Tadalafil).
Eine andere Möglichkeit, eine Erektion hervorzurufen, bietet die Schwellkörperautoinjektionstherapie (SKAT). Dazu injiziert sich die betroffene Person selbst vor dem geplanten Geschlechtsverkehr den Stoff Alprostadil (entspricht dem körpereigenen Prostaglandin E1). Durch den Wirkstoff werden die Arterien erweitert und die Schwellkörper füllen sich, was dann zur Erektion führt.
Der gleiche Wirkmechanismus wird auch bei der Therapie mit MUSE (Mediatet Urethral System) genutzt. Hierbei wird der Wirkstoff jedoch in fester Form (Stäbchen) in die Harnröhre eingeführt. Beim Auflösen wird der Wirkstoff zu den Arterien transportiert und kann seine Wirkung ausüben.
Eine Hormontherapie (mit Testosteron) hilft bei Patienten, deren Erektionsstörung durch einen Testosteronmangel hervorgerufen wird.
Wenn der untersuchende Arzt keine körperlichen Ursachen der Erektionsstörung finden kann, sollte eine Psychotherapie durchgeführt werden. Hierbei gibt es verschiedene Therapieansätze, um unterbewusste Ängste zu entdecken und zu behandeln. Wichtig ist dabei vor allem, dass der Patient Blockaden abbaut und über seine Gefühle und Ängste offen spricht.
Die operative Behandlung der erektilen Dysfunktion sollte erst in Erwägung gezogen werden, wenn alle anderen Therapieansätze definitiv versagt haben. Die Operation der Wahl richtet sich nach der Ursache der Erkrankung.
Eine gefäßchirurgische Behandlung kann durchgeführt werden, wenn die Gefäße des Penis sicher betroffen sind. Die abfließenden Venen können zu weit sein oder ungünstig verlaufen, so dass das Blut in den Schwellkörpern zu schnell abläuft. Diese Venen können dann operativ blockiert werden. Auch die Arterien können betroffen sein, beispielsweise kann durch arteriosklerotische Veränderungen der Zufluss zu den Schwellkörpern gestört sein. Hier kann das Gefäß durch verschiedene Verfahren (Ballondilatation, Stent) erweitert werden. Diese Operationen werden jedoch sehr selten durchgeführt, da die Erfolgsrate nicht besonders hoch ist und schwere Komplikationen auftreten können.
Andere operative Ansätze gehen radikaler vor. Durch das Einsetzen von Penisprothesen kann die Funktion teilweise wiederhergestellt werden. Es gibt zwei verschiedene Systeme, die vorrangig zum Einsatz kommen.
Die hydraulische Penisprothese ist die häufiger verwendete. Hierbei werden zwei kleine Ballons in den Penis implantiert (anstelle der Schwellkörper). Diese Ballons werden über dünne Schläuche mit einem Wasserreservoir im Becken verbunden. Durch eine kleine Handpumpe, die im Hodensack untergebracht wird, kann das Wasser in die Ballons gepumpt werden, die sich daraufhin ausdehnen und einen erektionsähnlichen Zustand herstellen. Zum Beenden der Erektion wird ein kleines Ventil geöffnet und das Wasser zurück ins Reservoir gepumpt.
Die biegsame Penisprothese besteht aus Silikonstäben, die in den Penis implantiert werden. Bei Bedarf kann dann der Penis in die nötige Position gebracht werden.
Die erektile Dysfunktion kann heutzutage sehr gut mit Medikamenten behandelt werden. Die Medikamente wirken jedoch in keiner Weise auf die Ursache der Erkrankung. Eine vollständige Heilung ist fast nur möglich, wenn die ursächliche Erkrankung behandelt werden kann. Dafür muss diese aber meist früh erkannt werden. Viele Männer warten aus Scham vor der „verlorenen Männlichkeit" zu lange damit, einen Arzt aufzusuchen.
Letzte Aktualisierung am 31.08.2021.