Leidet ein Mann unter fehlender Libido, so fehlt meist die Motivation zur sexuellen Handlung. Aber auch gesellschaftliche Normen oder eine zu strenge Sexualerziehung (Schuldgefühle) können die Lust eines Mannes einschränken.
Viele Männer schämen sich, mit diesem Problem einen Arzt aufzusuchen, weshalb die Zahlen zu dieser Störung nicht sehr verlässlich sind. Offiziell leiden vier Prozent der 55-Jährigen an sexueller Unlust. Bei den 75-Jährigen sind es schon mehr als fünfzig Prozent.
Das sexuelle Verlangen wird über drei verschiedene Quellen definiert:
Der Trieb ist der älteste und primitivste Auslöser für sexuelles Verlangen. Er sichert (auch bei Tieren) eine gewisse Fortpflanzungsrate und trägt damit maßgeblich zur Erhaltung der jeweiligen Art bei. Er wird über Hormone und verschiedene Lockstoffe (Pheromone) gesteuert, kann jedoch auch willentlich unterdrückt werden.
Hierbei handelt es sich um die Motivation, dem Trieb nachzugeben. Meist besteht die Motivation in einer Partnerschaft. Die sexuelle Motivation stellt den Großteil der psychischen Komponente des sexuellen Verlangens dar.
Hierbei handelt es sich um eine Komponente, die stark von äußeren Einflüssen geprägt wird. Die Erziehung, gesellschaftliche Normen und religiöse Vorstellungen wirken häufig begrenzend auf sexuelle Wünsche und Fantasien. Sie hindern den Menschen daran, seinem Trieb nachzugehen.
Es gibt viele verschiedene Ursachen für eine Libidostörung. Meist treten mehrere Ursachen gleichzeitig auf, was eine Therapie erschwert
Erkrankungen des ganzen Körpers können sich auf die sexuelle Lust des Mannes auswirken. Besonders stark wirken dabei Krankheiten, die den Hormonhaushalt des Mannes betreffen. Hormone sind Botenstoffe, die über das Blut von bestimmten produzierenden Organen in den gesamten Organismus transportiert werden.
Die verschiedenen Hormone stehen in einem empfindlichen Gleichgewicht zueinander und regulieren fast alle Funktionen des Körpers. Kommt es zu einer Störung dieses Gleichgewichts, können viele verschiedene Krankheiten ausgelöst werden, unter anderem auch sexuelle Unlust.
Die Lust auf Sex kann auch durch viele chronische Erkrankungen getrübt werden. Hierbei sind häufig Krankheiten wie Diabetes, Arthritis oder chronische Schmerzzustände die Auslöser.
Die häufigsten Störfaktoren der Lust sind seelischen Ursprungs. Der Aufbau der sexuellen Erregung ist ein komplexer körperlicher Vorgang, der streng vom Gehirn kontrolliert wird. Deshalb schlagen sich seelische Probleme häufig auf die sexuelle Erregung nieder.
Oft werden sexuelle Ziele zu hoch gesetzt, so dass man sich selbst unter Druck setzt und unter Versagensängsten leidet.
Der Körper umgeht die Stresssituation, indem er die Libido (sexuelle Lust) schwinden lässt und so den sexuellen Akt verhindert. Auch Stress, der in anderen Bereichen des Lebens lokalisiert ist (Partnerschaft, Beruf), kann zur fehlenden Lust führen, wenn er nicht gezielt abgebaut werden kann.
Hauptsächlich bei jüngeren Männern kommt es häufig zu Libidomangel, wenn vorher schon Orgasmus- oder Erektionsstörungen bestanden haben. Dadurch wird der Geschlechtsverkehr verhindert, wodurch die unangenehme Situation des „Versagens" umgangen werden kann.
Schließlich sind da noch gibt es auch noch handfeste psychische Erkrankungen, die auf die Libido wirken, wie Depressionen, Alzheimer oder Traumata aus der Kindheit (v.a. Missbrauchserfahrungen).
Einige Medikamente wirken negativ auf die Libido, wie Antidepressiva.
Die Symptome des Libidomangels sind schwer zu definieren. Es kommt zur Ablehnung der sexuellen Handlung. Wird diese (auf Drängen) doch durchgeführt, so kann es zu verkürzter Erektionszeit oder verzögertem Orgasmus kommen. Es kann sogar vorkommen, dass kein Orgasmus oder keine Erektion entstehen.
Die Diagnosestellung beginnt wie fast immer mit der Anamnese. Hierbei wird der Patient nach seinen Beschwerden befragt. Wichtig ist hierbei, auf die Dauer der Erkrankung und die Situation des Auftretens einzugehen.
Die weiterführende Anamnese befasst sich dann mit der Beziehungssituation und der Suche nach möglichen Stressfaktoren. Daran schließt sich dann eine Befragung nach anderen Grunderkrankungen an, die eventuell Auslöser für die Störung sein könnten.
Dann sollte eine urologische Untersuchung folgen. Hierbei wird der Penis inspiziert. Man sucht hierbei nach Zeichen von Infektionen oder anderen Erkrankungen (Pilze, Krebs oder Verletzungen). Dann wird die Prostata betastet, um eine Hyperplasie (gutartige Vergrößerung) auszuschließen. Dafür wird ein Finger rektal eingeführt. Auf diese Weise kann die Hinterwand der Prostata gut untersucht werden.
Nach diesen körperlichen Untersuchungen wird meist noch etwas Blut abgenommen, um es genauer zu untersuchen (etwa auf Entzündungszeichen, Gerinnungsfaktoren oder Elektrolyte).
Differentialdiagnostisch muss diese Erregungsstörung klar von der Erektionsstörung abgegrenzt werden. Die Erektionsstörung kann sowohl Auslöser als auch Folgestörung des Libidomangels sein. Bei der Erektionsstörung kommt es, trotz ausreichender Erregung und Stimulation, nicht zu einer ausreichend ausgeprägten Erektion.
Sie kann entweder nicht lange genug aufrechterhalten werden oder sie tritt nicht auf. Die Behandlung beider Störungen richtet sich meist nach den Ursachen der jeweiligen Störung, weshalb eine Verwechslung beider meist ohne schwerwiegende Folgen bleibt.
Die Therapie des Libidomangels richtet sich nach den auslösenden Faktoren. Behandlung körperlicher Ursachen Hormonstörungen können heutzutage sehr gut mit Ersatzpräparaten behandelt werden.
Hierbei handelt es sich um künstlich hergestellte Stoffe, die ungefähr die gleiche Molekülstruktur wie die fehlenden Hormone aufweisen. Dadurch ähneln sie ihnen sowohl im Wirkungs- als auch im Nebenwirkungsprofil.
Diabetes kann durch eine gute Behandlung (Sport, Blutzuckereinstellung, regelmäßige Kontrollen) gut im Griff gehalten werden, was sich auch positiv auf die Libido auswirkt. Behandlung psychischer Ursachen Bei Problemen und Konflikten in der Partnerschaft sollte nicht nur der Betroffene selbst, sondern auch dessen Partnerin mitbehandelt werden. Hierzu empfiehlt sich oft eine Paartherapie, bei der beide Partner zusammen mit einem Psychologen reden.
Dabei sollen dann kritische Themen angesprochen werden, die von beiden im Alltag bevorzugt gemieden werden. Im Idealfall können so unsichtbare Barrieren abgebaut werden, was dann der Partnerschaft und der Libido des Betroffenen zugute kommt.
Bei anderen seelischen Ursachen (wie Missbrauch, Versagensängste) sollte ein Psychotherapeut aufgesucht werden, der dann in mehreren Einzelsitzungen versucht, das Problem einzugrenzen und zu beheben.
Libidomangel durch Medikamente Falls die sexuelle Unlust durch bestimmte Medikamente ausgelöst wird, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Er kann dann mit dem Patienten zusammen nach anderen Mitteln suchen. Diese haben im Allgemeinen die gleiche Wirkung, aber andere Nebenwirkungen.
Der Libidomangel ist, mit der richtigen Behandlung, meist kein dauerhafter Zustand. Wenn die Lustlosigkeit psychisch bedingt ist, kann die Therapie mit einem Psychotherapeuten sehr gute Ergebnisse bringen.
Falls die Lustlosigkeit durch andere körperliche Erkrankungen ausgelöst wird, so richtet sich die Prognose meist nach der Behandlung dieser Krankheiten.
Letzte Aktualisierung am 31.08.2021.