Bei Orgasmusstörungen der Frau kommt es zu Muskelzuckungen, Blutdruckanstieg, gesteigerter Herzfrequenz (Puls) und verstärkter Atmung. Außerdem werden große Mengen an Glückshormonen ausgeschüttet, die das orgasmustypische Befriedigungsgefühl hervorrufen. Um eine befriedigende Sexualität zu erleben ist es jedoch nicht zwingend erforderlich, jeden sexuellen Akt mit einem Orgasmus zu beenden.
Eine Orgasmusstörung besteht dann, wenn eine Frau bei ausreichender Erregung und sexueller Stimulation nicht oder nur stark verzögert zum Höhepunkt kommt. Dabei gibt es verschiedene abgestufte Zustände, die beachtet werden müssen.
Es kann beispielsweise sein, dass eine Frau nicht beim Sex mit einer anderen Person zum Orgasmus kommt. Schwerwiegender wird das Problem, wenn sie auch durch Masturbation (Selbstbefriedigung) nicht zum Höhepunkt kommt. Am schwersten ist die Störung natürlich, wenn noch nie ein Orgasmus verspürt wurde. Umfragen zufolge leiden ungefähr 26 Prozent aller Frauen zumindest zeitweise unter einer Orgasmusstörung.
Die meisten davon sind psychischer Natur, doch es gibt auch körperliche Erkrankungen, die Orgasmusstörungen hervorrufen.
Hierbei setzt sich die betroffene Person meist selbst so sehr unter Druck, dass ein Erleben des Orgasmus von vorneherein ausgeschlossen ist. Häufig kommt es durch ein gestörtes Körpergefühl zur Orgasmusstörung. Die Betroffene findet sich selbst nicht attraktiv und schämt sich vor dem Partner. Auch die Ansprüche an die eigene Sexualität können den Eintritt in die Orgasmusphase verzögern oder ganz verhindern. Viele Frauen haben zu hohe Ansprüche an sich selbst und geraten dadurch unweigerlich unter großen Druck.
Es kommt aber auch oft vor, dass der Partner (auch unbewusst) Einfluss auf die Störung nimmt. Viele Frauen glauben, sie sind dem Partner zum Orgasmus „verpflichtet" und täuschen ihn deshalb frühzeitig vor. Eine gestörte Kommunikation innerhalb der Partnerschaft unterstützt die Symptomatik, da es nicht zum klärenden Gespräch kommt und auch sexuelle Wünsche und Fantasien nicht geäußert werden können.
Unabhängig davon können auch einige psychische Erkrankungen für die Orgasmusstörung verantwortlich sein wie etwa Depressionen.
Einen Sonderfall stellen die Orgasmusstörungen dar, die durch Kindheitstraumen ausgelöst werden. Ein schreckliches Erlebnis in der Kindheit (Vergewaltigung, sexuelle Belästigung, Schläge), das nicht ausreichend therapiert oder verarbeitet wurde, kann auch im Erwachsenenalter noch Auswirkungen auf den Alltag haben.
Es gibt viele Erkrankungen, die sich negativ auf das Sexualleben auswirken. Dabei sind vor allem systemische (den ganzen Körper betreffende) Erkrankungen wichtig, wie Diabetes mellitus oder Hormonstörungen (vor allem Testosteronmangel). Auch zunächst nur an einem Organ auftretende Krankheiten (Krebs) können eine Orgasmusstörung auslösen. Hierbei kann jedoch wieder eine psychische Komponente (psychische Belastung) beteiligt sein.
Manche Medikamente oder Drogen können die sexuelle Lust negativ beeinflussen, wie einige Antidepressiva.
Das einzige Symptom, das auftritt, ist ein verzögerter oder nicht eintretender Orgasmus. Im Gegensatz zu anderen sexuellen Funktionsstörungen verspürt die betroffene Frau aber ausreichend Lust auf Sex und ist während dem Akt auch erregt (erhöhter Puls, feuchte Scheide, schnellere Atmung).
Es besteht das Problem, dass keine klare Grenze zwischen einem verzögerten und einem normal eintretenden Orgasmus gezogen werden kann. Die Beurteilung der Störung muss durch die betroffene Person selbst erfolgen. Wenn sie unter der Situation leidet, kann man im Allgemeinen von einer Störung sprechen.
Hierbei sollte vor allem der Leidensdruck, der mit dieser Erkrankung verbunden ist, erwähnt werden. Weiterführend kann dann eine körperliche Untersuchung durchgeführt werden, um mögliche Erkrankungen auszuschließen. Hierbei sollten vor allem die Unterleibsregion (Krebs) und das Blut (Entzündung, Diabetes) genauer untersucht werden.
Die Übergänge zwischen verschiedenen Sexualstörungen sind häufig fließend, doch es sollte trotzdem versucht werden, eine Abgrenzung zu erreichen.
Hierbei verspürt die betroffene Frau über zwar Lust auf Sex, eine Erregung kommt jedoch nicht zustande. Die Erregungsphase des sexuellen Akts ist bei der Frau vom Ablauf verschiedener körperlicher Veränderungen geprägt. Puls und Atmung beschleunigen sich, die Scheide wird feucht und der Kitzler schwillt leicht an. Diese Veränderungen treten bei Orgasmusstörungen auf, bei Erregungsstörungen jedoch nicht.
Beim Libidomangel (fehlende Lust, früher: Frigidität) verspürt die Frau keine Lust auf Sex. Es kommt also weder zu Erregung, noch zu Orgasmus. Dies ist die ausgeprägteste der drei genannten Störungen und betrifft sehr viele Frauen einmal im Laufe ihres Lebens. In vielen Fällen bildet sich diese Erkrankung auch ohne Behandlung wieder zurück.
Wenn es psychische Auslöser für die Orgasmusstörungen gibt, dann bietet sich ein Gespräch mit einem Therapeuten an. Hierbei wird zunächst die Ursache der Störung ergründet. Wenn die Ursache bekannt ist, kann in mehreren Gesprächen genauer darauf eingegangen und unbewusste Barrieren beseitigt werden.
Wenn das Problem durch den Partner mitverursacht wird, kann dieser in die Therapie mit einbezogen werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie die Paartherapie (Gespräch beider Partner zusammen mit dem Therapeuten) oder die Partnertherapie (die Partner werden getrennt behandelt).
Wenn eine körperliche Grunderkrankung die Ursache ist, vereinfacht sich die Behandlung im Allgemeinen. Bei Entzündungen können NSAR (nicht-steroidale Anti-Rheumatika, z.B. Ibuprofen) verschrieben werden. Diese schränken die Entzündung ein, was dann indirekt auf die Orgasmusstörung wirkt. Auch Tumoren können behandelt werden beispielsweise durch Strahlentherapie oder Chemotherapie. Bei Diabetes mellitus steht vor allem die richtige Einstellung des Blutzuckers durch Insulin im Vordergrund.
Wenn Medikamente die auslösende Ursache für die Orgasmusstörung sind, können diese meist durch ähnliche Stoffe mit einem anderen Nebenwirkungsprofil ersetzt werden.
Die Aussichten auf Heilung sind im Allgemeinen sehr gut, vor allem dann, wenn die Ursache für die Orgasmusstörungen gefunden wurde. Die Behandlung dieser Störung erfordert jedoch meistens viel Geduld, und Behandlungserfolge werden oft nur in kleinen Schritten erzielt. Hier ist es für die Patientin wichtig, durchzuhalten.
Letzte Aktualisierung am 30.08.2021.