Orgasmusstörungen beim Mann kommen häufig vor. Hierbei gibt es verschiedene Ausprägungen. Am häufigsten kommt es zum vorzeitigen, unkontrollierten Orgasmus, doch auch ein Ausbleiben des Orgasmus oder ein stark verspäteter Orgasmus sind möglich.
Die sexuelle Reaktion des Mannes kann in mehrere Phasen unterteilt werden:
Diese Phase ist äußerlich vor allem durch die Erektion des Penis gekennzeichnet, doch auch Puls und Blutdruck steigen an. Sie bildet die Grundlage für den sexuellen Akt und kann unterschiedlich lang sein.
Diese kurze Phase vor dem Höhepunkt ist durch schnellere Atmung und die Produktion eines „Lusttröpfchens" gekennzeichnet.
Der Orgasmus selbst dauert wenige Sekunden und wird von jedem Menschen unterschiedlich erlebt. Er ist das intensivste Gefühl, das ein Mensch empfinden kann. Rein körperlich stellt der Orgasmus eine große Anstrengung dar. Alle Muskeln des Körpers verkrampfen sich, Puls und Blutdruck erreichen Spitzenwerte und die Muskulatur des Samenleiters und der Harnröhre kontrahieren sich rhythmisch, um den Samen aus den Hoden nach draußen zu transportieren (Ejakulation).
In dieser Phase wird der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt. Der Penis erschlafft und Puls und Blutdruck nähern sich wieder den Normalwerten. Anders als bei der Frau kann der Mann nach dem Orgasmus eine gewisse Zeit lang (ca. 20 Minuten) nicht oder nur sehr schwer erregt werden (Refraktärzeit). Multiple Orgasmen sind daher beim Mann ungewöhnlich.
Die Ursachen für Orgasmusstörungen sind nicht abschließend geklärt, aber es wird vermutet, dass eine starke psychische Komponente Einfluss auf die Störung hat. Viele Männer leiden unter großen Versagensängsten, wenn es um Sex geht.
Sie setzen sich selbst unter Druck und schaffen damit die Basis für jegliche sexuelle Störung. Auch die Partnerin kann hierbei, wenn auch meist unbeabsichtigt, eine Rolle spielen. Durch bestimmte Bemerkungen und Verhaltensweisen, die vom Betroffenen unter Umständen falsch gedeutet werden, übt sie weiteren Druck auf ihn aus und verstärkt die Symptome.
In einigen Fällen sind auch körperliche Ursachen denkbar wie Übererregbarkeit oder andere Störungen der Genitalorgane. Auch systemische (den ganzen Körper betreffende) Krankheiten können sich auf die Orgasmusfähigkeit eines Mannes auswirken (Multiple Sklerose).
Die Symptome der Orgasmusstörung richten sich nach der genauen Störung, die vorliegt. Es kann zum vorzeitigen, verzögerten, oder keinem Orgasmus kommen:
Beim vorzeitigen Orgasmus besteht eine Übererregbarkeit des Penis. Der Betroffene ejakuliert bereits während dem Vorspiel oder auch erst beim Eindringen in die Scheide der Partnerin. Der Mann ist dabei nicht fähig, den Zeitpunkt des Orgasmus zu kontrollieren. Der Körper reagiert reflexartig auf die sexuellen Reize. Hierbei können die Bedürfnisse der Partnerin meist nicht ausreichend befriedigt werden.
Bei dieser Funktionsstörung tritt der Orgasmus erst stark verzögert auf. Trotz ausreichender Lust und sexueller Stimulation kann der Höhepunkt der sexuellen Handlung nur stark verspätet erlebt werden. Die Verspätung bezieht sich dabei auf den durchschnittlichen Zeitpunkt, bei dem ein Orgasmus erreicht wird.
In seltenen Fällen kann es dazu kommen, dass der Orgasmus vollständig ausbleibt. Der Betroffene ist aber durchaus zu einer Erektion und einem länger dauernden Liebesspiel fähig. Diese Störung wird häufig psychisch durch Versagensängste und zu hohe Erwartungen ausgelöst.
Die Diagnose „Orgasmusstörung" wird meist schon vom Betroffenen selbst gestellt, wenn er einen Arzt aufsucht. Die wichtigste Aufgabe des Arztes ist es dann vorerst, die Ursache der Störung zu erforschen.
Hierzu kann er in einem Gespräch mit dem Patienten auf mögliche psychische Ursachen eingehen (Stress, Versagensängste oder Leistungsdruck). An dieses Gespräch kann sich dann eine körperliche Untersuchung anschließen, die sich vor allem auf den Genitalbereich konzentriert. Es müssen aber auch andere Erkrankungen (Diabetes, Parkinson, Multiple Sklerose) ausgeschlossen werden.
Die Diagnose „Orgasmusstörung" muss klar gegen die Erektionsstörung abgegrenzt werden.
Bei der Erektionsstörung kommt es nicht oder nur in geringem Umfang zur Erektion.
Ein Orgasmus ist auch hier nicht möglich, im Gegensatz zur Orgasmusstörung ist aber auch der Geschlechtsverkehr nicht durchführbar. Auch die Behandlungen (und vor allem die verabreichten Medikamente) beider Erkrankungen unterscheiden sich stark voneinander.
Die Behandlung der Orgasmusstörung richtet sich nach der genauen Störung, die vorliegt.
Die Ursachen für diese beiden Krankheitsbilder sind leider noch relativ unbekannt. Daher ist es schwierig, eine definitive Behandlungsstrategie festzulegen.
Eine Sexualtherapie kann in vielen Fällen erwogen werden und durchaus zu Erfolgen führen. Hierbei werden entweder beide Sexualpartner voneinander getrennt (Partnertherapie) oder gleichzeitig behandelt.
Die einzelnen Behandlungen bestehen hauptsächlich aus Gesprächen mit einem Therapeuten, der versucht, Ängste und Blockaden abzubauen und die Gespräche auf die ursächlichen Probleme der Störung zu lenken (wie Trauma in der Kindheit oder Versagensängste).
In einigen leichteren Fällen kann auch zu Hilfsmitteln gegriffen werden, die eine stärkere Stimulation des Penis hervorrufen (durch spezielle Kondome, Vibratoren).
Der vorzeitige Orgasmus ist ein weit verbreitetes Problem bei Männern, daher wurden verschiedene Hilfsmittel entwickelt, die diese Erkrankung positiv beeinflussen können. Hierbei sind spezielle Kondome zu nennen, bei denen die Reibung am Penis (und damit die Stimulation) herabgesetzt wird.
Auch spezielle Gels, die ein lokales Betäubungsmittel (Lidocain) enthalten und direkt auf das Glied aufgetragen werden, können helfen.
Wer nicht auf diese Mittel zurückgreifen will, kann die Verzögerung des Orgasmus auch „trainieren". Bei der sogenannten „Start-Stopp-Technik" wird der Betroffene so lange von seiner Partnerin stimuliert, bis er kurz vor dem Orgasmus steht und ein vorher ausgemachtes Stopp-Signal gibt. Nachdem die Erregung etwas abgeklungen ist, beginnt das ganze von neuem. Diese Methode kann über längere Zeit angewendet werden und erhöht die Kontrolle des Mannes über seinen Orgasmus.
Die medikamentöse Behandlung sollte als letzter Ausweg in Erwägung gezogen werden. Sie darf nur unter ärztlicher Aufsicht vollzogen und mit einer Sexualtherapie kombiniert werden.
Medikamente, die eine Ejakulation verzögern können (wie Clomipramin, Thioridazin, Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) können auch unerwünschte Wirkungen erzeugen. Am häufigsten treten Kopfschmerzen, Übelkeit oder Müdigkeit auf.
Orgasmusstörungen können, bei richtiger Therapie, häufig geheilt werden. Wichtig ist, dass der Betroffene seinen Stolz überwindet und einen Arzt aufsucht, der ihm helfen kann.
Letzte Aktualisierung am 31.08.2021.