Implanon® oder auch Verhütungsstäbchen bzw. Verhütungsimplantat genannt, ist ein neues seit 2000 in Deutschland zugelassenes, langwirksames hormonelles Verhütungsmittel. Es handelt sich um ein kleines, unter die Haut implantierbares Kunststoffstäbchen mit kontinuierlicher Hormonabgabe in den Körper. Das Stäbchen wird auf der Innenseite des Oberarms direkt unter die Haut eingepflanzt. Das Implanon® ist ein etwa vier cm lang und zwei mm dickes Kunststoffstäbchen ohne Silikon und sehr flexibel.
Als Wirkstoff enthält das Stäbchen das „Etonorgestrel", ein medikamentöses Gelbkörperhormon (Gestagen). Das Etonorgestrel ist in dem speziellen Kunststoff dieses Stäbchens eingelagert und wird in kleinsten Mengen langsam und kontinuierlich freigesetzt und muss spätestens alle drei Jahre ausgewechselt werden.
Das Implanon® gehört zu den östrogenfreien Verhütungsmethoden, genau wie die Minipille, Hormonspirale und Dreimonatsspritze.
Obwohl es in der Anwendung sehr bequem ist, wird es aufgrund seiner zahlreichen Nebenwirkungen nicht immer empfohlen.
Prinzipiell ist das Implanon® für alle Frauen geeignet, die längerfristig verhüten möchten. Empfehlenswert ist sie insbesondere für Frauen, die keine Östrogene einnehmen können oder wollen oder bei denen das Einsetzen einer Spirale schwierig ist. Zudem ist es möglich, dass Hormonstäbchen auch im Wochenbett zu legen, da es keine ungünstigen Effekte auf die Muttermilchproduktion hat. Es ist jedoch bekannt, dass bei gestagenhaltigen Verhütungsmitteln, kleinste Mengen des Wirkstoffs in die Muttermilch übergehen. Bislang wurden beim Säugling jedoch keine negativen Auswirkungen beobachtet.
Das Stäbchen ist nicht geeignet für Frauen, die unter bestimmten hormonabhängigen Tumoren, schweren Lebererkrankungen, Embolien oder Thrombosen leiden. Frauen, die andere Hormonpräparate schlecht vertragen haben oder an Blutungsunregelmäßigkeiten leiden, sollten ebenfalls auf das Hormonstäbchen verzichten.
Der Körper nimmt das Gestagen aus dem Kunststoffstäbchen nur langsam auf. Der Wirkstoff wird gleichmäßig in kleinsten Mengen in die Blutbahn abgegeben und entfaltet so seine empfängnisverhütende Wirkung. Das Hormon verändert im Gehirn den Regelkreis, der für die Eireifung im Eierstock verantwortlich ist. Die Ausschüttung des Luteinisierenden Hormons (LH) wird gehemmt und somit der Eisprung (Ovulation) unterdrückt. Auf der anderen Seite bewirkt es eine Veränderung des Schleimpfropfs am Eingang der Gebärmutter. Der hohe Gestagenspiegel macht den Schleimpfropf sehr zäh, so dass dieser für Samenzellen schlecht durchlässig wird. Es gelingt nur wenigen Samenzellen diese Hürde zu überwinden. Außerdem kommt es zu einem Umbau der Gebärmutterschleimhaut, so dass sich eine befruchtete Eizelle nur schwer einnisten kann.
Die Bildung und Ausschüttung des weiblichen Hormons Östradiol wird nicht beeinflusst.
Merke: Das Verhütungsstäbchen bietet keinen Schutz vor AIDS oder anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen.
Das Stäbchen wird zwischen dem ersten und fünften Zyklustag unter örtlicher Betäubung eingesetzt. Mit Hilfe einer speziellen Einführspritze wird das Stäbchen direkt unter die Haut an der Innenseite des Oberarms eingesetzt (implantiert). Bei Rechtshänderinnen sollte das Stäbchen in den linken Oberarm, bei Linkshänderinnen in den rechten Arm implantiert werden. Das Implanon® steckt in der Hohlnadel eines speziellen Applikators. Die Nadel wird dicht unter die Haut geschoben und anschließend das Stäbchen appliziert. Anschließend legt man ein Druckverband an, der für 24 Stunden belassen werden sollte, um Infektionen und Blutergüsse zu vermeiden. Das Einsetzen ist einfach, schnell und schmerzfrei.
Der Verhütungsschutz setzt sofort ein und verleiht der Frau Schutz für die nächsten drei Jahre. Nach spätestens drei Jahren muss das Stäbchen mit einem kleinen Schnitt von zwei bis drei mm entfernt werden.
Eine Entfernung ist bei Unverträglichkeit und Kinderwunsch jederzeit möglich. Der monatliche Zyklus setzt nach der Entfernung wieder ein, sodass eine Schwangerschaft möglich ist.
Das Implanon® wird zunächst durch den Frauenarzt mit dem Finger ertastet und das Ende markiert.
Anschließend wird die Hautstelle desinfiziert und lokal betäubt. Nun wird ein winziger Schnitt unter die Spitze des Verhütungsstäbchens gesetzt und das Stäbchen durch die Öffnung herausgezogen. Mit einem Druckverband wird die Wunde verschlossen, damit keine Blutergüsse und Schwellungen auftreten. In der Regel verheilt das Gewebe schnell und problemlos. Bisher wurde keine Narbenbildung beobachtet.
Das Implanon® kann während der Anwendung häufig zu Blutungsunregelmäßigkeiten führen. Dabei reagieren die Frauen ganz unterschiedlich. Bei den meisten Frauen treten häufigere und länger andauernde Blutungen auf. Einige Frauen bemerken nur leichte Veränderungen wie Schmierblutungen, bei anderen kann es sogar bis zu einem Ausbleiben der Periode kommen.
Weitere häufige Nebenwirkungen sind:
Bereits einige Tage nach Entfernung des Verhütungsstäbchens, wird das vom Stäbchen abgegebene Gestagen durch den Körper abgebaut sein. Die Empfängnischancen werden keinerlei beeinträchtigt. Das bedeutet, dass die Chancen für eine spätere Schwangerschaft genauso gleich sind wie vor der Verwendung von Implanon®.
Das Verhütungsstäbchen stellt eine sichere Verhütungsmethode dar. Studien zufolge traten keine ungewollten Schwangerschaften auf. Der Pearl-Index liegt unter 0,1.
Der Pearl-Index gibt an, wie viele von 100 Frauen, die ein Jahr mit dieser Methode verhüten, ungewollt schwanger werden. Dieser hohe zuverlässige Schutz wird dank der Unabhängigkeit von einer regelmäßigen Tabletteneinnahme erreicht.
Die Kosten für das Verhütungsstäbchen betragen etwa 300 Euro, plus die Zusatzkosten für die Entfernung. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für Frauen unter 20 Jahren, ab 18 muss allerdings eine Zuzahlung geleistet werden.
Letzte Aktualisierung am 10.09.2021.