Die Pille, auch Antibabypille oder Ovulationshemmer genannt, gehört in Deutschland zu den am häufigsten verwendeten Verhütungsmitteln. 38 Prozent der Frauen im Alter zwischen 14 und 44 Jahren verwenden die Pille. Sie ist einer der sichersten Verhütungsmittel.
Als Erfinder der Pille gelten Carl Djerassi und Gregory Pincus. Die Pille wurde in den USA zunächst nur gegen Menstruationsbeschwerden eingesetzt und erst ab 1960 als Verhütungsmittel (Kontrazeptivum) zugelassen.
Es gibt verschiedene Pillensorten, die aus einer Kombination aus künstlich hergestellten Geschlechtshormonen Östrogen und Gestagen bestehen. Eine Ausnahme stellt die Minipille dar, sie enthält ausschließlich das Gestagen. Der Großteil der heutigen Präparate enthält zwischen 0,02 oder 0,03 Milligramm Östrogen pro Tablette.
Aufgrund der regelmäßigen Hormoneinnahme wird dem Körper ein Hormonstatus wie nach dem Eisprung vorgetäuscht und dieser so verhindert.
Die Pille ist insbesondere für junge Frauen mit unregelmäßigem Zyklus und regelmäßigem Geschlechtsverkehr geeignet. Sie wird jedoch auch häufig aus medizinischen Gründen, etwa bei hormonell bedingten Hautproblemen wie Akne oder bei Störungen der Monatsblutung verschrieben. Die Pille wirkt bereits ab dem ersten Einnahmetag und schützt auch während der einwöchigen Pillenpause.
Der Frauenarzt wird Sie zunächst nach ihrem Zyklus und bestehenden Erkrankungen befragen und im Anschluss eine gynäkologische Untersuchung durchführen, damit sie eine geeignete Pille verschreiben kann. Im Anschluss erfolgt eine Besprechung der Risikofaktoren und der Einnahme der Pille. Ziel ist insgesamt, dass für die Frau verträglichste Präparat herauszufinden.
Wenn nichts gegen die Einnahme einer Pille spricht, so verordnet der Frauenarzt zunächst ein Präparat für drei Monate und danach größere Packungen für jeweils sechs Monate. Der Körper muss sich zunächst an die Pille gewöhnen. In der Anfangsphase kann es zu leichten Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Zwischenblutungen kommen. Bei unangenehmeren Begleiterscheinungen sollte der Frauenarzt aufgesucht werden.
Merke: Der Frauenarzt benötigt bei einem Mädchen unter 14 Jahren zum Verschreiben der Pille das schriftliche Einverständnis eines Elternteils. Zwischen 14 und 16 Jahren kann der Arzt ohne Einverständnis die Pille verschreiben, muss aber nicht. Ab 16 Jahren braucht man keine Einverständniserklärung mehr.
Die Pille wirkt indem die Östrogene und Gestagene den Eisprung unterdrücken. Durch das Gestagen wird zusätzlich die Einnistung einer befruchteten Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut verhindert. Zudem verändert es die Konsistenz des Schleimpfropfs im Muttermund, damit die Spermien nicht in die Gebärmutter gelangen können.
Die Pille darf von nahezu allen Frauen eingenommen werden. Sie eignet sich für junge Frauen bis hin zu Frauen in den Wechseljahren. Die Verträglichkeit lässt sich im Voraus für den Einzelnen nicht vorhersagen. Nach einem ausführlichen Gespräch und einer gründlichen gynäkologischen Untersuchung entscheidet der Arzt, welches Präparat für Sie geeignet ist oder ob Gründe gegen eine hormonelle Verhütung vorliegen.
Die Einnahme beginnt am ersten Tag der Regelblutung. Vom ersten Tag an bietet die Pille einen Schutz. Insgesamt wird die Pille 21 Tage eingenommen, wobei die Einnahme immer zur gleichen Zeit erfolgen sollte. Am günstigsten ist die abendliche Einnahme, beispielsweise nach dem Zähneputzen.
Normalerweise kann eine vergessene Pille innerhalb von 12 Stunden problemlos nachgeholt werden. Bei mehr als 12 Stunden schützt sie nicht mehr zuverlässig, so dass man bis zur nächsten Monatsblutung zusätzlich verhüten muss. Auch in diesem Fall sollte die Einnahme jedoch weiter erfolgen.
Nach der letzten Pilleneinnahme folgt dann die einwöchige Pillenpause (Einnahmepause), während der die Frau ihre Monatsblutung (Abbruchblutung) bekommt. Aufgrund des Hormonabfalls wird die aufgebaute Gebärmutterschleimhaut wieder abgestoßen und es kommt zur Blutung. Die Regelblutung ist hier aber wesentlich kürzer, schwächer und weniger schmerzhaft als die gewöhnliche Regelblutung. Im Anschluss beginnt man mit einer neuen Packung, auf die nach 21 Tagen die nächste Unterbrechung folgt. Während der gesamten Zeit, also auch während der einwöchigen Pause besteht eine Empfängnisverhütung. Die Pille kann auch zur Vorverlegung oder/und Verschiebung der Menstruation genutzt werden.
Während die Kombinationspräparate im Rhythmus „21 Tage Pille, 7 Tage Pause" eingenommen werden, erfolgt die Einnahme von Minipillen durchgängig. Auch die Minipille muss stets zur gleichen Zeit, maximal mit drei Stunden Verschiebung eingenommen werden.
Man unterscheidet in der Regel folgende Präparate:
Kombinationspräparate bestehen sowohl aus Östrogen als auch Gestagen. Ihre Wirkung entfalten sie, indem sie verhindern, dass in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) ein spezielles Hormon, das Gonadotropin, gebildet wird. Normalerweise bewirkt das Gonadotropin den Eisprung. Wird die Produktion eingestellt bzw. gehemmt, so unterbleibt der monatliche Eisprung und damit fehlt eine zur Befruchtung notwendige Eizelle. Diese Wirkung beruht in erster Linie auf dem Östrogenanteil.
Dagegen hat das Gestagen andere schwangerschaftsverhütende Wirkungen:
Zu den Kombinationspräparaten zählen:
Zu den Einphasenpräparaten gehören:
In Deutschland gibt es seit kurzem auch eine östrogenfreie Pille, die so zuverlässig wie Kombinationspillen und verträglich wie herkömmliche Minipillen ist. Sie beruht auf einem zweifachen Wirkprinzip: Zum einen wird der Zervixschleim verdickt und somit die Befruchtung der Eizelle erschwert und zum anderen wird der Eisprung zuverlässig gehemmt. Mit dem Wirkstoff Desogestrel wird die Ausschüttung der Hormone FSH und LH unterdrückt, welche für die Reifung der Eizellen und den Eisprung verantwortlich sind. Der Pearl-Index liegt zwischen 0,1 und 0,4. Versäumen Sie gelegentlich die Einnahme der östrogenfreien Pille, so können Sie diese innerhalb von 12 Stunden nachholen, ohne dass dabei die empfängnisverhütende Wirkung nachlässt.
Derzeit befindet sich die Pille für den Mann noch im klinischen Versuchsstadium mit freiwilligen Probanden. Die ersten Versuche wurden bereits in den 1960er und 1970er Jahren mit Baumwollsamenöl durchgeführt, jedoch mit wenig Erfolg. Zwar wurde eine Verhütung erreicht, doch sie führte in 30 Prozent der Fälle zu einer dauerhaften Zeugungsunfähigkeit.
Heute erhalten die freiwilligen Probanden Gestagene in Tablettenform, die eine Wirkung auf die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) haben und auf diesem Wege die Freisetzung eines Hormons, das für die Bildung der Spermien notwendig ist, unterdrückt. Zudem wird die Bildung des männlichen Sexualhormons Testosteron unterdrückt. Die Probanden bekommen aus diesem Grund das Testosteron von außen zugeführt. Sie bekommen einmal im Monat das Testosteron intramuskulär gespritzt. Die orale Einnahme des Testosterons ist nicht sinnvoll, da das Testosteron bereits in der Leber angebaut wird.
Die Wirksamkeit und Verträglichkeit werden zurzeit noch getestet (bisher wenig erfolgreich). Es kann also noch einige Jahre dauern bis solche Präparate auf den Markt kommen.
Keine Panik, wenn Sie einmal die Pille vergessen haben. Sobald Sie sich daran erinnern, sollten Sie die fehlende Tablette einnehmen, spätestens jedoch nach 12 Stunden. In diesem Fall besteht auch für den Rest des Monats der volle Empfängnisschutz. Die nächste Pille sollte dann wieder zur gewohnten Zeit eingenommen werden, auch wenn das bedeutet, dass Sie zwei Pillen an einen Tag einnehmen.
Wenn mehr als zwölf Stunden vergangen sind, ist der Empfängnisschutz leider nicht mehr garantiert. Auch in diesem Fall sollte die vergessene Pille sofort eingenommen werden. Um den Monatszyklus nicht zu stören, müssen Sie den Rest der Pillenpackung wie gewöhnlich zur gleichen Zeit weiter einnehmen. Kommt es in dieser Zeit zu Blutungen, sollten Sie mit ihrem Arzt sprechen. In der Regel wird er Ihnen raten die Pilleneinnahme zu beenden und eine Pause von sieben Tagen einzulegen. Im Anschluss beginnen Sie dann mit einer neuen Packung.
Die Pille bietet einen hohen Schutz vor einer unerwünschten Schwangerschaft. Zudem führt sie zu schwächeren und regelmäßigeren Blutungen. Auch Frauen mit schmerzhaften Regelblutungen oder Zystenbildungen in den Eierstöcken profitieren von der Wirkung der Pille. Nach Beendigung einer langjährigen Einnahme der Pille können Frauen wieder problemlos schwanger werden, da die Pille die Fruchtbarkeit nicht beeinflusst.
Ein weiterer Vorteil der Pille ist die Vorverlegung oder Verschiebung der Menstruation. Es gibt für jede Frau ganz individuelle Situationen, in den die Regelblutung als störend empfunden wird, wie auf Reisen oder kurz vor einer Prüfung. In diesen Fällen kann mit Hilfe der Pille den Zeitpunkt der voraussichtlichen Menstruation entweder vorverlegen oder nach hinten hinauszögern.
Besteht der Wunsch einer Verschiebung, so sollten Sie dies mit ihrem Frauenarzt besprechen, um mögliche Gegenanzeigen auszuschließen.
Grundsätzlich ist eine Vorverlegung der Menstruation zu empfehlen anstatt einer Verzögerung. Die Pilleneinnahme kann folgendermaßen verkürzt werden: Die Einnahme der Pille kann anstatt 21 Tage auf maximal 14 Tage verkürzt werden. Nach zwei bis drei Tagen kommt es dann zu der Abbruchblutung. Auch hier beläuft sich die Pillenpause auf insgesamt sieben Tage, bevor man wieder mit einer neuen Pillenpackung beginnt. Beachten Sie jedoch, dass bei dieser Art der Vorverlegung keine ausreichende Schwangerschaftsverhütung vom Zeitpunkt der Pause bis zur Blutung gewährleistet ist. Daher sollten Sie in dieser Phase auf eine zusätzliche Verhütungsmethode wie Kondome zurückgreifen.
Haben Sie die Absicht die Zeit ohne Menstruation zu verlängern, so wird in diesem Fall keine Pillenpause mehr eingelegt. Das bedeutet, dass im Anschluss an die üblichen 21 Tage die Einnahme der Pille ohne Pause fortgesetzt wird. Dafür verwendet man einfach eine neue Packung. Damit der Verhütungsschutz bestehen bleibt sollte die Pille dann diesen Monat komplett eingenommen werden. Im Anschluss kann dann die übliche Pause gemacht werden, in welcher die Blutung kommt.
Theoretisch lässt sich die Menstruation auf diese Weise beliebig nach hinten hinaus verzögern. Leider weiß man bis heute nicht eindeutig, ob und in welchem Maße das dauerhafte Unterdrücken der Menstruation Einfluss auf den Körper nimmt. Nehmen Sie Sequenzpräparate ein, so gestaltet sich die Verschiebung etwas schwieriger. Sie müssen hier die Pille der zweiten Phase, also die Pillen die Östrogen und Gestagen enthalten, weiter nehmen, um den Zeitpunkt der Menstruation zu verzögern. Bei den Dreistufenpräparaten wird die Verschiebung der Menstruation nicht empfohlen.
Nebenwirkungen treten in der Regel nur selten auf. Durch die Einnahme der Pille verändert sich der Hormonhaushalt der Frau, so dass aufgrund dieser Tatsache Nebenwirkungen hervorgerufen werden können. Hierbei unterscheidet man zwischen unerwünschten und erwünschten Nebenwirkungen.
Verschiedene Arzneimittel wie Antiepileptika oder Antibiotika können die Sicherheit hormoneller Verhütungsmittel beeinträchtigen, da sie den Hormonabbau in der Leber beschleunigen oder die Aufnahme der Hormone über die Darmschleimhaut behindern. Daher sollten Sie vor jeder Medikamenteneinnahme die Packungsbeilage beachten bzw. ihren Arzt fragen und in dieser Zeit zusätzlich andere Verhütungsmittel anwenden. Ein Zeichen für die herabgesetzte Wirkung der Pille können unregelmäßige Schmierblutungen sein.
Es gibt einige Vorerkrankungen bei denen die Einnahme der Pille wesentlich größere Risiken birgt. Es drohen schwere Erkrankungen durch Gefäßverschlüsse wie Thrombosen oder sogar Schlaganfall.
Die Pille sollte daher nicht bzw. mit großer Vorsicht eingenommen werden bei:
Der Pearl-Index wird als Maßstab für die Sicherheit eines Kontrazeptivums gesehen. Er gibt die Anzahl der ungewollten Schwangerschaften pro 100 Frauen an, die diese Verhütungsmethode ein Jahr lang anwenden. Die Pille hat einen Pearl-Index von 0,1 bis 0,9. Durch die korrekte Anwendung (bei täglicher Einnahme zu den gleichen Zeiten) lässt sich der Pearl-Index auf nahezu Null senken. Somit gehört die Pille zu den sichersten Verhütungsmitteln.
Vergessen Sie jedoch nicht, dass bei Erbrechen oder Durchfall die Pille nicht mehr ausreichend schützt, hier muss zusätzlich verhütet werden. Beachten Sie auch, dass bei Fernreisen mit Zeitverschiebungen Vorkehrungen getroffen werden müssen, damit auch hier der Verhütungsschutz nicht verloren geht.
Sie können trotz Pille schwanger werden, wenn:
Bemerken Sie die Schwangerschaft erst spät und haben bis dahin die ganze Packung eingenommen, so können Sie trotzdem die Schwangerschaft fortsetzen, da das Kind keinen Schaden davon trägt.
Die Pille ist in Deutschland verschreibungspflichtig. Je nachdem welches Präparat eingenommen wird, betragen die Kosten für eine Monatspackung zwischen vier und 15 Euro. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten bei Frauen unter 18 Jahren, Frauen zwischen 18 und 20 Jahren müssen lediglich die Rezeptgebühr von fünf Euro zahlen. Ab 20 Jahren werden die Kosten selbst getragen, es sei den die Verordnung erfolgt aus medizinischen Gründen, beispielsweise bei Akne, dann zahlt in der Regel die Krankenkasse.
Letzte Aktualisierung am 07.09.2021.