Unter einer Vasektomie versteht man die operative Durchtrennung der Samenleiter. Sie ist die sicherste Verhütungsmethode für den Mann. Der Eingriff sollte allerdings gut überdacht werden, da er zu einer dauerhaften Unfruchtbarkeit führt. Durch die Sterilisation wird der Spermientransport von den Hoden in die Harnröhre verhindert. Es handelt sich in der Regel um einen ambulanten Eingriff, der unter örtlicher Betäubung durchgeführt wird.
Von der Sterilisation abzugrenzen ist die Kastration, bei der der Chirurg die gesamten Hoden entfernt. In Deutschland lassen sich immer mehr Männer sterilisieren. Nach Angaben des Bundesfamilienministeriums ließen sich im Jahr 2000 schon zwei Prozent der Männer im zeugungsfähigen Alter sterilisieren (im Jahr 1992 nur 0,5 Prozent).
Die Sterilisation des Mannes ist wesentlich einfacher durchzuführen und mit weniger Risiken verbunden als die Sterilisation bei Frauen.
Die Vasektomie empfiehlt sich als Verhütungsmethode immer dann, wenn die Familienplanung abgeschlossen ist und definitiv kein Kinderwunsch mehr besteht. Alle möglichen Änderungen der persönlichen Verhältnisse wie Scheidung, Wiederverheiratung bzw. neue Partnerschaft, Todesfall der Kinder oder späterer möglicher Kinderwunsch müssen bei den Überlegungen berücksichtigt werden. Der Patient muss sich darüber im Klaren sein, dass er nach erfolgter Vasektomie nur durch einen erneuten operativen Eingriff seine Zeugungsfähigkeit eventuell wieder erlangen kann. Die Wahrscheinlichkeit der erneuten Zeugungsfähigkeit ist jedoch relativ gering.
Eine Durchtrennung der Samenleiter kann auch aus rein medizinischen Gründen angezeigt sein. Diese sind vor allem:
Die Sterilisation bietet keinen Schutz vor AIDS und anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen.
In der Regel erfolgt die Vasektomie durch einen Urologen ambulant in örtlicher Betäubung.
Zunächst wird die Rückseite des Hodensacks örtlich betäubt. Der Urologe setzt seitlich an den Hodensäcken 1 bis 2 kleine Schnitte, durch die der rechte und linke Samenstrang aufgesucht wird. Die unter der Haut liegenden Samenleiter werden freigelegt und auf jeder Seite mit einer Pinzette herausgezogen. Die Samenleiter werden zunächst abgeklemmt und durchtrennt. Zur Sicherheit wird noch ein Stück der Samenleiter herausgeschnitten. Anschließend werden die Enden abgebunden, vernäht oder verschweißt. Der Samentransport ist danach endgültig unterbrochen. Zum Schluss wird der kleine Hautschnitt zugenäht.
Insgesamt dauert der Eingriff etwa 30 Minuten.
Nach dem Eingriff sollte sich der Mann einige Tage schonen. Nach etwa einer Woche ist wieder der Geschlechtsverkehr möglich. Noch bis zu drei Monaten nach der Sterilisation können befruchtungsfähige Spermien in der Samenflüssigkeit vorhanden sein, da die Spermien beispielsweise in der Samenblase überleben. Daher sollte weiterhin verhütet werden. Der Arzt untersucht deshalb 6 bis 8 Wochen nach dem Eingriff mehrmals Proben des Ejakulats und überprüft den Operationserfolg, bis das Ejakulat frei von Spermien ist. Ergeben zwei Spermienproben hintereinander, dass das Ejakulat keine Spermien mehr enthält, kann in der Regel von einer zusätzlichen Verhütung abgesehen werden. In seltensten Ausnahmefällen (weniger als ein Prozent) kann es dennoch zu einer Schwangerschaft der Partnerin kommen.
In der Regel handelt es sich um einen relativ einfachen Eingriff, der normalerweise nur geringe Schmerzen verursacht.
Die Menge des Ejakulats ändert sich nach der Sterilisation kaum, da die Samenflüssigkeit im Wesentlichen in der Prostata (Vorsteherdrüse) und der Bläschendrüse produziert wird. Die Spermien werden im Hoden produziert und machen nur einen geringen Anteil des gesamten Ergusses aus.
Nach der Sterilisation können folgende Komplikationen bzw. Nebenwirkungen auftreten:
Theoretisch besteht die Möglichkeit einer komplizierten Wiederherstellungs-Operation (Vasovasostomie) bei Zustand nach Vasektomie. Unter dem Operationsmikroskop werden beide Samenleiterenden wieder zusammen genäht. In den meisten Fällen kann dadurch eine erneute Durchgängigkeit der Samenleiter erreicht werden. Es besteht eine realistische Aussicht auf die Wiedererlangung der Zeugungsfähigkeit.
Liegt der Eingriff jedoch schon länger zurück, so sind die Chancen den Mann wieder fruchtbar zu machen, geringer. Viele sterilisierte Männer entwickeln so genannte Auto-Antikörper gegen ihre Spermien, wenn während des Eingriffs Spermabestandteile ins Blut gelangen. Besteht ein hoher Spiegel an diesen Auto-Antikörpern, so sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Spermien befruchtungsfähig sind. Sie sollten sich im Klaren sein, dass Sie nach dem Eingriff mit großer Sicherheit keine eigenen Kinder mehr zeugen können.
Nach der Sterilisation werden weiterhin männliche Samenzellen im Keimgewebe des Hodens gebildet. Aufgrund der Durchtrennung und Unterbindung der Samenleiter können die Samenfäden nicht mehr nach außen gelangen und werden im Nebenhoden abgebaut.
Durch den Eingriff wird der Hormonhaushalt des Mannes nicht gestört. Die Vasektomie hat keine körperlichen Auswirkungen auf die Versteifung des männlichen Gliedes. Die Erektionsfähigkeit und die Ejakulation (Samenerguss) werden nicht beeinträchtigt. Im Aussehen ist kein Unterschied zu erkennen.
Da die Angst vor einer unerwünschten Schwangerschaft entfällt, kann sich das sexuelle Zusammenleben frei entfalten. Die meisten Männer geben an, dass nach dem Eingriff ihre Lebensqualität und ihr Sexualleben sich wesentlich gebessert haben.
Die Sterilisation hat keine Auswirkungen auf Ejakulation, Gliedversteifung und die Lust auf Sex.
Der Pearl-Index ist kleiner 0,2. Somit zählt die Sterilisation des Mannes zu den sichersten und „bequemsten" Verhütungsmethoden überhaupt. Der Pearl-Index gibt die Anzahl der ungewollten Schwangerschaften einer Verhütungsmethode an, wenn 100 Frauen diese ein Jahr lang anwenden. Das bedeutet, dass 1 Mann von 400 operierten Männern zeugungsfähig bleibt.
In sehr seltenen Fällen können die Samenleiter wieder zusammenwachsen, daher sollte man nach einem Jahr nochmals eine Spermienprobe untersuchen lassen.
Die Sterilisation des Mannes kostet 300 bis 400 Euro, hinzu kommen die Kosten für nachfolgende Spermienuntersuchungen. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten der Sterilisation nur bei medizinischer Notwendigkeit.
Letzte Aktualisierung am 09.11.2021.