Der Muskelschmerz ist ein sehr vieldeutiges Symptom, angefangen von internistischen bis orthopädisch-sportmedizinischen Erkrankungen. Am häufigsten treten sie als Schulter-Nackenschmerzen und Rückenschmerzen auf.
Schmerz ist für den Körper ein lebenswichtiges Signal. Sie ist eine Reaktion auf thermische (Wärme/Kälte), mechanische (Druck), elektrische oder chemische Reize. Die Empfindung wird über sogenannte Schmerzrezeptoren (freie Nervenendigungen, die oberflächlich in der Haut oder in der Tiefe liegen wie in Sehnen, Bändern, Muskeln oder in einigen Organen) in das zentrale Nervensystem weitergeleitet.
Der Schmerzreiz wird als wertfreies Signal an das zentrale Nervensystem übermittelt und hier dann zu einer unangenehmen Empfindung verarbeitet. Im Anschluss wird eine Folgereaktion ausgelöst, der zur Schmerzvermeidung führen soll.
Muskelschmerzen können in verschiedenen Variationen auftreten. Man unterscheidet in der Regel zwischen einer akuten und chronischen Form.
Im folgenden ein kleiner Überblick der Einteilung:
In Deutschland klagen etwa 75 Prozent der Erwachsenen über Rückenschmerzen, hierbei sind sieben bis 18 Prozent „häufig" bis „ständig" betroffen.
Myalgien treten als Begleitsymptom bei verschiedenen Krankheiten auf. Sie können diffus oder lokal (an einer bestimmten Stelle) auftreten und sind häufig mit einer Muskelverspannung kombiniert. Die Ursachen für Muskelschmerzen sind sehr komplex und reichen von harmlosen Sportverletzungen über psychische Faktoren bis hin zu lebensbedrohlichen Infektionen. Vor allem Rücken- oder Kreuzschmerzen können sehr unterschiedliche Ursachen haben, die nicht unbedingt die Muskulatur betreffen, aber meist als Muskelschmerzen fehlgedeutet werden. Es ist auch möglich das muskuläre Verspannungen ihren Ursprung an einer völlig anderen Stelle haben als der eigentlich schmerzhaften Region. Ein Beispiel dafür sind Schäden an der Halswirbelsäule, die zu Schmerzen in der Schulter, im Arm oder in den Fingern führen.
Die wichtigsten Ursachen, die Muskelschmerzen hervorrufen können, sind:
Ursachen von krampfartigen Schmerzen beruhen in der Regel auf einer Minderversorgung und einer Übersäuerung der Muskulatur. In der Folge kommt es zu einer verringerten Blut- und Sauerstoffversorgung.
Ein Krampf kann grundsätzlich jeden Muskel befallen, tritt jedoch meistens im Bereich der unteren Extremität auf. Meistens entstehen Muskelkrämpfe durch Entwässerungstabletten, Herzschwäche, Venenschwäche und Krampfadern. Wadenkrämpfe in den frühen Morgenstunden weisen auf einen Kalkmangel hin.
Im Fall einer Muskelverspannung liegt in dem betroffenen Muskel ein stark erhöhter Tonus vor, das zu einer extremen Muskelverkürzung führt. Der Muskel fühlt sich hart an und wird daher auch als Muskelhartspann (Myogelose) bezeichnet. Diese reaktive Muskelverhärtung entsteht meist durch Stoffwechselentgleisungen.
Die häufigsten Ursachen sind psychische Anspannung, unphysiologische, monotone Bewegungsabläufe, ungenügendes Auf- und Abwärmen beim Sport, Fehlbelastungen und Fehlhaltungen der Wirbelsäule. Die betroffenen Muskelgruppen sind als kleine schmerzhafte Knötchen oder Wulste zu tasten.
Diese lassen sich nur begrenzt wegmassieren. Eine Muskelverspannung kann auf Dauer zu hartnäckigen Kopfschmerzen und zum Schulter-Arm-Syndrom führen.
Muskelschmerzen können sich sehr unterschiedlich äußern. Man unterscheidet folgende Schmerzcharakter:
Akute Schmerzen treten nur für eine kurze Zeit auf und haben eine Warn- und Schutzfunktion für den Körper. Werden die auslösenden Reize beseitigt, so klingen sie schnell wieder ab.
Dagegen bleiben chronische Schmerzen über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten bestehen und können ein eigenständiges Krankheitsbild darstellen. Zudem können auch Schmerzen über Muskeln, Faszien (Muskel- und Organhüllen aus Bindegewebe) und Sehnen auftreten.
Dieser Muskelschmerz (Myalgie) wird jedoch von weiteren Symptomen wie Muskelverspannung (Muskelhartspann), Schonhaltung und einer schmerzhaften Einschränkung der Beweglichkeit begleitet.
Da die Ursachen für einen Muskelschmerz sehr vielfältig sein können, fällt zum Teil auch den Ärzten die Diagnose der möglichen Erkrankung nicht ganz einfach. Vor jeder ärztlichen Untersuchung steht zunächst die Befragung des Patienten nach seiner Krankengeschichte (Anamnese).
Besonders die Frage nach Vorerkrankungen, Verlauf und Begleiterkrankungen können wichtige Hinweise auf die Ursache der Muskelschmerzen geben.
Es sollten vor allem folgende Fragen abgeklärt werden:
So sind zum Beispiel schmerzhafte Druckpunkte an Sehnenansätzen, Müdigkeit und Schlafstörungen typische Begleitsymptome einer Fibromyalgie. Bei Muskelentzündungen (Myositiden) klagen die Patienten meistens über diffuse Muskelschmerzen. Dagegen deutet eine lilarötliche Hautverfärbung im Gesicht auf eine sogenannte Dermatomyositis.
Nach der Anamnese erfolgen die neurologisch-orthopädische Untersuchung des Patienten, sowie die Basisdiagnostik mit Labor und Röntgenuntersuchung. Im nächsten Schritt können je nach Befund entsprechende Spezialuntersuchungen wie Elektromyogramm, CT, MRT oder Muskelbiopsien durchgeführt werden.
Muskelschmerzen können als Begleitsymptom bei verschiedenen Erkrankungen auftreten. Um den Rahmen nicht zu sprengen, sind hier noch einmal die wichtigsten Erkrankungen aufgelistet:
Die Therapie von Muskelschmerzen richtet sich im ersten Schritt nach der jeweiligen Grunderkrankung.
Akute Muskelschmerzen können durch Ruhe und Schonung gut gelindert werden. Hierbei können auch sofortige Kälteanwendungen sehr hilfreich sein. Dazu wird ein Eisbeutel in ein Tuch gewickelt oder auf einer Unterlage auf die betroffene Stelle gelegt (niemals direkt!).
Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Schmerztherapie:
Mittel der Wahl sind sogenannte peripher wirkende Analgetika, die möglichst langwirksam und magenschonend sein sollten. Nicht steroidale Antirheumatika sind daher bei der Therapie von Muskelschmerzen nicht gut geeignet. Zudem gibt es die Möglichkeit der Muskelrelaxantien, welche gegen schmerzhafte Muskelverspannungen eingesetzt werden können.
Dazu gehören Krankengymnastik, Kälte- und Wärmeanwendung und Massagen.
Sind die Schmerzen so stark und durch gewöhnliche Methoden nicht zu beheben, so ist der Aufenthalt in einer Schmerzklinik erforderlich und sinnvoll.
Hier wird eine sogenannte „spezielle Schmerztherapie" eingeleitet. Die optimale Therapie erfordert eine Kombination von verschiedenen Verfahren der speziellen Schmerztherapie, welches als multimodal bezeichnet wird. Um einen optimalen Therapieerfolg zu erzielen muss man mit einem mehrwöchigen Aufenthalt in einer Schmerzklinik rechnen.
Im folgenden werden die Methoden einer Schmerzklinik im Einzelnen erläutert:
Hier werden möglichst lang wirkende örtliche Betäubungsmittel an bestimmten Stellen im Bereich des Rückens appliziert. Die Injektion wird mit sehr feinen Nadeln durchgeführt, die von der Empfindung her dem setzen von Akupunkturnadeln ähneln und kaum gespürt werden. Man infiltriert das Schmerzmittel entweder in die schmerzende Stelle oder spritzt sie direkt an den schmerzleitenden Nerven (Nervenblockade).
Im Rahmen einer stationären Behandlung wird diese Therapieform über mehrere Wochen täglich durchgeführt und erzielt somit die besten und gewünschten Erfolge. Diese Methode ist ambulant kaum durchführbar.
Die nächst höhere Stufe ist die kontinuierliche Blockade mit Hilfe eines eingepflanzten, dünnen Kunststoffschlauches (Katheter). Die kontinuierliche Blockade mit Katheter kann bei Muskelschmerzen zum Teil zu erstaunlichen Erfolgen führen.
Ergänzende Methoden werden gezielt zur Unterstützung und Sicherung des Behandlungserfolgs eingesetzt. Als reine Monotherapie sind sie meistens nicht ausreichend. Diese Methoden sind:
Mittlerweile gibt es besonders bei chronisch-entzündlichen Muskelerkrankungen therapeutische Fortschritte, sogenannte monoklonale Antikörper. Sie wirken vor allem indem sie gezielt das entzündungsfördernde Hormon TNF-alpha binden und neutralisieren oder aber sie zerstören die CD20-positiven Lymphozyten-Zellen, die das Fortschreiten der Entzündung aufrechterhalten.
In naher Zukunft sollen diese Antikörper breiter eingesetzt werden. Wissenschaftler hoffen, dass chronische Entzündungen dadurch erfolgreich gehemmt werden und dabei kaum Nebenwirkungen auftreten.
Der Verlauf und die Heilungsaussichten sind abhängig von der Ursache. In der Regel sollte man möglichst früh etwas gegen Muskelverspannungen unternehmen, damit die Schmerzen nicht chronisch (dauerhaft) werden. Sobald die Muskelschmerzen chronisch werden, sinkt die Chance, die Beschwerden erfolgreich zu lindern.
Eine komplette Heilung ist nur durch die Beseitigung der Ursache, also einer gezielten und frühzeitigen Therapie möglich.
Hilfreiche Tipps zur Vorbeugung von Muskelschmerzen beschränken sich vor allem auf Muskelverspannungen. Es empfehlen sich:
Letzte Aktualisierung am 22.06.2021.