Der Tennisarm wird in der Medizin auch als Epicondylitis humeri bezeichnet und ist medizinisch betrachtet ein Schmerzsyndrom im Bereich des Ellenbogens am Ansatz der daumenseitigen Hand- und Fingerstreckmuskulatur und an den Ansätzen des Oberarmknochens (Humerus). Ein Schmerzsyndrom im Bereich der kelinfingerseitigen Hand- und Fingerbeuger wird als Golferellenbogen bezeichnet.
Wie bereits erwähnt haben am Ellenbogen verschiedene Muskelgruppen des Arms, der Hand und der Finger ihren Ursprung und sind über Bindegewebsstrukturen (Sehnen) mit dem Knochen verbunden. Auf der Außenseite (Radialseite) des Arms befindet sich die Streckmuskulatur, dagegen setzen auf der Innenseite (Ulnarseite) des Ellenbogens ein Großteil der Beugemuskulatur an.
Epicondylitis sind entzündliche oder degenerative Veränderungen des umliegenden Gewebes eines Knochenvorsprungs. In der Regel handelt es sich um schmerzhafte Einrisse an den Sehnenansätzen von Muskeln des Unterarms, die am distalen Teil des Oberarmknochens entspringen. Man versteht demzufolge unter einem Tennisarm eine sogenannte Sehnenansatzentzündung (Ansatztendinose) der Unterarmstreckmuskulatur. Im Ansatzbereich der Muskulatur kommt es zur Bildung von entzündlichen Narben- und Granulationsgewebe.
Es gibt zwei Formen der Epicondylitis:
Der Tennisarm ist einer der häufigsten Erkrankungen in der Orthopädie und betrifft vor allem Männer. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt zwischen dem 35. und dem 50. Lebensjahr. Sie entsteht in der Regel durch Überbeanspruchung im Beruf oder beim Sport. Jeder zweite Tennisspieler erkrankt im Laufe seines Lebens an einem Tennisarm, wobei das Erkrankungsmaximum hier zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr liegt. Insgesamt sind jedoch mehr Nicht-Sportler als Sportler betroffen.
In der Regel entsteht eine Epicondylitis durch Überbeanspruchung der Unterarmmuskulatur. Dabei handelt es sich vor allem um extreme oder dauernd wiederkehrende Bewegungen. Obwohl die genaue Ursache noch nicht eindeutig geklärt ist vermuten Experten, dass die zur Winkeloptimierung des Muskelansatzes eintretende Knochensubstanzanlagerung die sensibel innervierte Knochenhaut dehnt. In der Regel ist der Gebrauchsarm betroffen.
Mögliche Auslöser können sein:
Nach derzeitigem Kenntnisstand sind die Ursachen für das Auftreten einer Epicondylitis noch nicht eindeutig geklärt.
Typische Beschwerden sind:
Die Diagnose des Tennisarms kann durch Erhebung einer genauen Krankengeschichte, der geschilderten Beschwerden und der körperlichen Untersuchung gestellt werden.
Laboruntersuchungen und bildgebende Verfahren helfen lediglich andere Erkrankungen, die als Ursache in Frage kommen, auszuschließen.
Bei der körperlichen Untersuchung, den sogenannten Widerstandstests, kommt es beim Tennisarm zu Schmerzen im Bereich des äußeren Ellenbogens bei:
Zudem ist bei der klinischen Untersuchung ein starker Druck- oder Berührungsschmerz auf den betreffenden Sehnenansätzen auslösbar. Aufgrund der Schmerzen nehmen die meisten Patienten eine Schonhaltung ein.
Mit einer Ultraschalluntersuchung könnte man eine Schwellung im Bereich der Sehnenansätze erkennen. Erst im chronischen und fortgeschrittenen Stadium ist es möglich auf dem Röntgenbild Verkalkungsherde im Bereich der Sehnenansatzstellen oder kleine Periostunregelmäßigkeiten sowie Knochenausziehungen zu erkennen.
Differentialdiagnostisch sollte man vor allem an folgende Erkrankungen denken und diese ausschließen:
Es gibt verschiedene Therapieansätze, die zum Teil sehr komplex und langwierig sein können. Verschiedene Therapieoptionen sind:
Anfangs sollten Sie versuchen den Arm zu schonen und lokal durch folgende Optionen zu behandeln:
Dazu gehören vor allem Kälte- und Wärmeanwendung, lokalisierte Ultraschallbehandlung, Ionotphorese und krankengymnastische Behandlungen, z. B. Quermassage der Handgelenksmuskulatur. Im akuten Stadium kann die Kühlung und bei chronischen Prozessen die Wärmeanwendung die Abheilung fördern.
Dazu gehören Salbenverbände (z.B. Diclofenac-Emulgel) und Injektion von schmerzstillenden und entzündungshemmenden Medikamenten (Lokalanästhetika und Kortikoidgemische) in den Muskelansatz. Auch eine Nervenblockade im Schmerzgebiet ist möglich. Hier spritzt man um die Nerven herum ein Betäubungsmittel und blockiert somit die Nervenleitung.
Eine Unterarmgipsschiene wird bei weiterbestehenden Beschwerden empfohlen, aber nur als letzte Alternative, wenn alle anderen konservativen Therapiemöglichkeiten keinen Erfolg erzielt haben.
Mit dieser Spange wird der Muskelansatz am Ellenbogen entlastet und als Prophylaxe im Alltag- und Arbeitsleben getragen. Eine richtige Anwendung, vor allem das Anbringen an der richtigen Stelle, sind zu beachten.
Hier werden vor allem Bewegungstherapie durchgeführt und Dehnübungen erlernt.
Die Akupunktur dient zum einen der Schmerzlinderung und zum anderen kann sie nach Beendigung der Schmerz auslösenden Tätigkeit, beispielsweise nach dem Tennis spielen, den Entzündungsprozess stoppen. Werden die schmerzen jedoch durch die alltäglichen Tätigkeiten ausgelöst, so hilft hier keine Akupunktur mehr.
Bei der Stoßwellentherapie werden Ultraschall-Impulse auf die schmerzhaften Sehnenansätze geleitet. Es handelt sich um ein spezifisches Ultraschallgerät, der zum Teil zu Komplikationen wie Verletzungen der Blutgefäße und damit blauen Flecken führen kann. Bei etwa 80 Prozent der Patienten wird dieses Verfahren erfolgreich eingesetzt. Die Stoßwellentherapie wird jedoch nicht von jeder Krankenkasse bezahlt. Vergewissern Sie sich vorher über die Kostenübernahme bei ihrer Krankenkasse.
Bei diesen beiden Therapieformen konnte man bislang keine eindeutig positiven Wirkungen feststellen.
Eine operative Therapie sollte in Erwägung gezogen werden, wenn nach einer sechsmonatigen konservativen Therapie immer noch keine Besserung oder gar eine Verschlechterung eingetreten ist. In etwa 10 bis 15 Prozent der Fälle ist einer Operation erforderlich. Es stehen zwei verschiedene Operationsverfahren zur Verfügung, diese wären:
Bei dieser Operation erfolgt eine Abtrennung der entsprechenden Handgelenksstreck- oder -beugemuskulatur. Dadurch erreicht man eine Entlastung des Sehnenansatzes und eine Ausheilung infolge einer narbigen Verlängerung der Muskelansätze. Der Operateur setzt zunächst einen weinge cm großen Längsschnitt oberhalb des Ellenbogenknochens und trennt die schmerzleitenden Fasern durch. Mit einem weiteren Schnitt, der zwischen den Unterarmstreckern gesetzt wird, erfolgt die Durchtrennung der Sehnenansätze am äußeren Ellenbogenknochen, sodass die Spannung in diesem Bereich auch entlastet wird.
Bei diesem Eingriff durchtrennt der Operateur jene Nerven, die den Ellenbogenbereich versorgen. Diese Operation wird auch als sogenannte Denervierungsoperation bezeichnet. Zusätzlich kommt es zu einer Abtrennung der Muskelansätze, um den Sehnenansatz zu entlasten. Die Operation nach Wilhelm wird besonders dann durchgeführt wenn die Schmerzen in den Unterarm ausstrahlen. Im Anschluss an die Operation sollte man direkt mit Fingerbewegungsübungen beginnen.
In den meisten Fällen ist die Epicondylitis eine selbstlimitierende Erkrankung. 90 bis 95 Prozent der Patienten sind circa nach einem Jahr, mit oder ohne Therapie wieder beschwerdefrei.
Die Prognose des Tennisarms ist gut. In etwa 90 Prozent der Fälle können die Patienten konservativ, d.h. ohne Operation geheilt werden. Je früher eine Behandlung eingeleitet wird, desto größer sind die Erfolgsaussichten. Es kann jedoch auch passieren, dass die Erkrankung über einen langen Zeitraum auftritt und unter Umständen nur mit einer Operation geheilt werden kann. In sehr seltenen Fällen kann auch eine Operation keine dauerhafte Schmerzlinderung bewirken.
Einen Tennisarm können Sie durch folgende Maßnahmen vorbeugen:
Besonders Tennisspieler und Golfer sollten auf folgende Punkte achten:
Letzte Aktualisierung am 25.06.2021.