Bei einer Spondylolisthese rutscht der kopfwärts (obere) gelegene Wirbel nach vorne in Richtung Bauchraum, während der untere Wirbel seine Stellung beibehält. Sie kommt in 80 Prozent der Fälle am 5. Lendenwirbel vor.
Man unterscheidet zwischen einer echten und unechten Spondylolisthese:
Hier kommt es durch eine angeborene oder überlastungsbedingte Spaltbildung des Wirbelbogens (Spondylolyse) zu einem Wirbelgleiten. Jungen sind zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Mädchen.
Das Wirbelgleiten ist hier Zeichen einer verschleißbedingten Gefügelockerung der Wirbelverbindungen. Etwa fünf bis zehn Prozent aller Menschen über 60 Jahre sind von einer Pseudospondylolisthese betroffen. Oft entwickeln sich aber keine Beschwerden.
Aufgrund der veränderten und vor allem vermehrten Beweglichkeit des betroffenen Wirbelkörpers sind auch die Bänder betroffen, die eigentlich den Wirbelkörper in seiner Position fixieren. Durch die Überbelastung dieser Strukturen können sich hier ebenfalls Symptome ausbilden. Zudem können sich knöcherne Randanbauten am Wirbelkörper entwickeln, die als Spondylose bezeichnet werden.
Durch die Schmerzen kommt es zu Ausweichbewegungen in der Wirbelsäule und einer vermehrten körperlichen Schonung. Dies führt wiederum zu einer Verspannung der Rückenmuskulatur und zum anderen zu einer Verschmächtigung der stabilisierenden Rumpfmuskulatur. Dadurch kommt es zu einer schnelleren Ermüdbarkeit und einer erhöhten Anfälligkeit des Muskelmantels bei Belastungen. In der Folge werden die Schmerzen noch mehr verstärkt.
Es entwickelt sich ein Teufelskreis aus Schmerz, Überlastung und Schmerz. Gelegentlich entdeckt man während des Wachstumsalters durch eine Röntgenaufnahme eine Veränderung der unteren Lendenwirbelsäule, bei der die Wirbelkörper nicht exakt übereinanderstehen. In der Regel können die Wirbelkörper auf dem schräggestellten Wirbelkörper nicht nach vorne rutschen, da die kleinen Wirbelgelenke einen größeren Gleitvorgang verhindern.
Bei einigen Menschen kann aus bisher nicht geklärter Ursache ein Spalt in den Wirbelbögen entstehen, welches die stabilisierende Funktion der schuppenförmig übereinanderliegenden Gelenke aufhebt. Dadurch kann der Wirbelkörper auf der schiefen Ebene nach vorne gleiten. Man vermutet, dass diese Veränderung entweder anlagebedingt ist oder sich erst im Laufe des Lebens entwickelt. Als Ursache wird vor allem ein intensives Training angenommen, da die Spondylolisthese häufig bei Leistungssportlern diagnostiziert wird.
Die Diagnose Wirbelgleiten ist auf keinen Fall ein Grund zur Sorge, da die meisten Betroffenen schmerzfrei sind. Die Belastbarkeit der Lendenwirbelsäule ist natürlich gegenüber dem Normalzustand herabgesetzt. Kommt es zusätzlich zu einer Bandscheibenvorwölbung, so kommt es leichter zu einer Schädigung von Nervenschlauch und der Wirbelnerven.
Die Spondylolisthese kommt bei durchschnittlich sechs Prozent der Bevölkerung vor. Bei etwa 80 Prozent der Betroffenen, zeigt sich ein Wirbelgleiten im Bogen des 5. Lendenwirbels. Bei 15 Prozent der Fälle ist der 4. Lendenwirbel betroffen.
Wirbelbögen verbinden die Wirbelgelenke mit den Wirbelkörpern.
Ursache ist ein Defekt der Wirbelbogenwurzel zwischen oberem und unterem Gelenkfortsatz. Meistens sind beide Seiten eines Wirbelbogens betroffen, so dass die feste Verbindung von Wirbelbogen und Wirbelkörper verloren geht.
Der Defekt ist entweder angeboren oder entwickelt sich im Laufe der Zeit, also überlastungsbedingt. Häufig sind Sportler betroffen, die beim Sport ihren Rumpf wiederholt rückwärts beugen, z.B. beim Turnen, Ringen oder Delphinschwimmen.
Gelegentlich kann es zu einer Instabilität der Wirbelsäule kommen, die der Körper zunächst durch vermehrte Muskelarbeit ausgleicht. Der Betroffene spürt in diesem Stadium nichts von seiner Erkrankung.
Auf Dauer kommt es jedoch durch die ständige Überlastung von Bändern und Muskeln zu immer wiederkehrenden Rückenschmerzen. Dagegen führen stärkere Verschiebungen der Wirbel zu Überlastungsbeschwerden der Zwischenwirbelgelenke.
Sie tritt vor allem bei älteren Menschen auf und beruht auf verschleißbedingten Schädigungen an der Bandscheibe und den Zwischenwirbelgelenken. Hier sind vor allem der 4. und 5. Lendenwirbel betroffen. Bei mangelhafter Fixierung lösen sie sich aus dem Verbund und rutschen bzw. kippen nach vorne.
Zu den Ursachen der Spondylolisthese gehören:
Die angeborene Form kommt sehr selten vor. Die erworbene Form entwickelt sich im Laufe des Lebens und wird meistens durch Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule aufgrund einer Schwächung der Bänder hervorgerufen.
Insgesamt nimmt die Festigkeit der Wirbelgelenke und Bandscheiben ab, so dass sich bei bestimmten Bewegungen ein Wirbelgleiten einstellen kann.
Eine 1991 von Gradinger durchgeführte Untersuchung an Leistungssportlern zeigte, dass etwa 50 Prozent der Speerwerfer, 25 Prozent Judokas, 25 Prozent Kunstturner, 24 Prozent Ringer und 24 Prozent der Delpinschwimmer unter einem Wirbelgleiten litten. Auffällig ist, dass es vor allem Sportarten waren bei denen häufig die Position eines „Hohlkreuzes" eingenommen wird, welches besonders häufig ein Wirbelgleiten verursacht.
Durch die ständige Rückwärtsverbiegung der Wirbelsäule, besonders wenn sie rhythmisch und wiederkehrend auftreten, kommt es zu einer Schwächung der Bänder.
Auch Sportarten mit hohem Krafteinsatz wie Trampolinspringen oder Judo, bei denen Scherkräfte auf die Wirbelsäule einwirken, können die Bänder besonders stark belasten.
Oft werden sie sogar zufällig auf einer Röntgenaufnahme entdeckt. Bei dieser Erkrankung verändern die beteiligten Wirbel bei einer Bewegung ihre Stellung zueinander.
Besonders beim Vornüberneigen kann man beobachten, dass der obere von zwei benachbarten Wirbeln mit nach vorne wandert. Aufgrund der übermäßigen Beweglichkeit entstehen auch die Beschwerden.
Durch das starke Reiben kommt es einerseits zur Knochenabnutzung, andererseits wird auch das Nervengewebe im Wirbelkanal Druck- und Zugbelastungen ausgesetzt, die das Rückenmark bzw. die Rückenmarksnerven schädigen.
Leitbeschwerden sind demnach:
Kommt es in den Beinen zu Gefühlsstörungen oder treten Muskelschwächen bzw. Lähmungen auf, so drohen dauerhafte Nervenschäden!
Besteht die Erkrankung länger, so kommt es durch die veränderte Belastung und durch die Überbeanspruchung der kleinen Wirbelgelenke in dem betroffenen Wirbelsegment, mit der Zeit zu einem Verschleiß dieser Gelenke (Spondylarthrose).
Erst wenn Beschwerden auftreten, ist eine Behandlung des Wirbelgleitens erforderlich. Jugendliche und Erwachsene mit der Diagnose Wirbelgleiten sollten auf keinen Fall schwere Arbeiten ausführen, da es sonst eher zu einer Verschlechterung kommen kann.
Wichtig sind vor allem die Fragen nach:
Nach der Anamnese folgt die körperliche Untersuchung. Der Arzt betrachtet bei der körperlichen Untersuchung zunächst die Form der Wirbelsäule. Häufig fällt schon im Stand eine verstärkte Lendenlordose (Hohlkreuz) auf. Als nächstes klopft der Arzt über die Wirbelknochen. Werden dabei Klopfschmerzen ausgelöst, so ist das bereits ein erster Hinweis auf eine krankhafte Veränderung.
Da es außerdem häufig durch die Schmerzen bedingt, zu einer Verspannung der Rückenmuskulatur kommen kann, können diese bei der Untersuchung getastet werden. Zudem kann man bei besonders ausgeprägten Formen der Spondylolisthese die Stufenbildung zwischen den Dornfortsätzen tasten.
Bei der Prüfung des Gangbildes kann unter Umständen ein unsicherer Gang auffallen, welches durch Schmerzen oder durch bereits eingetretene Muskelschwächen ausgelöst werden kann. Bei einigen Patienten ist sogar das Stehen auf einem Bein nicht mehr möglich. Als nächstes erfolgt die Kraftprüfung der Muskeln.
Zur Überprüfung der Muskelkraft in den Beinen, wird der Patient gebeten, im Liegen die einzelnen Muskelgruppen nacheinander kräftig einzusetzen: Diese umfasst die Beugung in den Hüftgelenken, Beugung und Streckung in den Kniegelenken, Heben und Senken der Füße bzw. der Zehen, sowie nur der Großzehen.
Bei der Kraftprüfung drückt der Arzt jeweils mit seiner eigenen Kraft dagegen, um die Kraft des Patienten besser beurteilen zu können. Bei Beteiligung eines oder mehrerer Nerven kann man dadurch oft charakteristische Muskelschwächen oder Lähmungen feststellen.
Im nächsten Schritt erfolgt die Prüfung der Empfindungsfähigkeit. Der Untersucher streicht dabei locker über die Haut des Patienten und bittet ihn, „taube" Regionen anzugeben. Diese können auf eine Nervenschädigung eines bestimmten Nervs hinweisen. Abschließend werden die Muskeleigenreflexe im Seitenvergleich überprüft.
Somit kann man Rückschlüsse auf die Funktionsfähigkeit von Nerven und Rückenmark ziehen. Der Arzt beklopft mit einem Reflexhammer bestimmte Sehnen an den Beinen, woraufhin sich der zugehörige Muskel reflexartig kontrahiert. Liegt eine Nervenschädigung vor, so ist der Reflex auf der betroffenen Seite abgeschwächt oder gar nicht mehr auslösbar.
Durch eine seitliche Röntgenaufnahme der Lendenwirbelsäule wird der Verdacht eines Wirbelgleitens in der Regel bestätigt. Man erkennt deutlich die Stufen zwischen den einzelnen Wirbeln. Mit einer so genannten Funktionsaufnahme lässt sich zudem eine bewegungsbedingte Verstärkung der Spondylolisthese darstellen.
Der Patient beugt sich nach vorne und nach hinten, während dabei die Röntgenbilder der Lendenwirbelsäule angefertigt werden. Durch diese Aufnahmen kann man eine Zunahme der Stufenbildung während der Bewegung darstellen.
Insgesamt kann man sich ein erstes Bild über die Schwere des Wirbelgleitens machen. Zudem wird der Grad der Verschiebung genau gemessen.
Anhand der Myelographie kann man die Größe des Wirbelkanals beurteilen, dass heißt Engpässe des Wirbelkanals werden sichtbar gemacht. Diese Information ist vor allem vor einem operativen Eingriff notwendig. Bei der Untersuchung wird ein Kontrastmittel in den Wirbelkanal eingespritzt und mehrere Röntgenbilder erstellt.
Anhand der Verteilung des Kontrastmittels kann man erkennen, wie groß der Wirbelkanal und damit der für die Nerven zur Verfügung stehende Platz in Ruhe und bei Bewegung ist. Die Untersuchung sollte daher in körperlicher Ruhe, während des Vorbeugens und während des Hintenüberneigens durchgeführt werden.
Diese Untersuchung kann entweder mit oder ohne Kontrastmittel durchgeführt werden und zeigt im Gegensatz zur Myelographie eine noch genauere Kontrastmittelverteilung.
Die MRT wird ohne Kontrastmittel durchgeführt und stellt vor allem die nicht knöchernen Strukturen wie Bänder und Bandscheiben sehr genau dar. Zudem kann man den Wirbelkanal in seinem Querschnitt auf den Schnittbildern betrachten, so dass eine bestehende Einengung deutlich wird. Außerdem wird auf den Schichtbildern das Nervengewebe dargestellt. So kann man erkennen, ob und an welcher Stelle eine Beeinträchtigung vorliegt.
Eigentlich ist die Spondylolisthese auf den Bildern nicht zu übersehen. Man sollte jedoch auch an folgende Krankheitsbilder denken, da sie ähnliche Beschwerden verursachen können:
Generell hat man die Möglichkeit zwischen einer konservativen und operativen Therapie. Die konservative Therapie zielt darauf ab, die aktuellen Symptome zu beseitigen und weitere vorzubeugen. Die operative Therapie bezweckt eine Stabilisierung bzw. eine Heilung.
Wenn das Wirbelgleiten keine Beschwerden verursacht, so ist keine Therapie erforderlich. Dennoch sollte der Betroffene in regelmäßigen Abständen untersucht werden. Die Betroffenen sollten vor allem auf solche Sportübungen verzichten, bei denen das Wirbelgleiten verstärkt vorkommen kann.
Eine konservative Therapie kommt bei schwach ausgeprägten Beschwerden und einem nur geringfügigem Wirbelgleiten in Frage. Diese besteht primär aus:
Spricht die konservative Therapie nicht an oder besteht ein stark ausgeprägtes Wirbelgleiten sowie neurologische Schäden, so wird häufig eine stabilisierende Operation empfohlen. Die Wahl der Operationsmethode hängt dabei stark von den Erfahrungen des Operateurs ab und natürlich vom Ausmaß und Ort des Wirbelgleitens.
Während der Operation liegt der Patient auf dem Bauch und wird zunächst mit sterilen Tüchern abgedeckt. Das Operationsgebiet wird desinfiziert und der Hautschnitt durchgeführt. Die Rückenmuskeln werden vorsichtig von der Wirbelsäule abgeschoben, um diese übersichtlicher darzustellen. Im nächsten Schritt werden, falls der Chirurg es für notwendig hält, Anteile der Wirbelbögen und/oder der Wirbelgelenke entfernt, damit die Nerven einen größeren Platz haben.
Der Operateur dreht nun durch die Wirbelbögen auf jeder Seite und auf jeder zu behandelnden Etage, Metallschrauben bis in die Wirbelkörper ein. Dies erfolgt unter ständiger Röntgenkontrolle. Anschließend werden die Enden der Schrauben, die aus den Wirbeln herausragen, auf jeder Seite durch einen längs verlaufenden Metallstab miteinander verbunden. Man versucht die einzelnen Wirbel vor der Fixierung, durch Zug an den einzelnen Schrauben, in eine anatomisch günstige Position zu bringen.
Abschließend werden die beiden Längsstäbe mit einer metallenen Querverbindung aneinander fixiert, um eine gute Stabilität zu erzielen. Durch diese Methode kann man die Beweglichkeit der Wirbel gegeneinander ausschalten und die einzelnen Wirbel in eine möglichst gute Stellung zueinander bringen.
Der Arzt empfiehlt für die ersten Wochen nach der Operation das Tragen eines stabilisierenden orthopädischen Mieders, um den Heilungsvorgang zu unterstützen. Nach der Operation bleibt der Patient in der Regel für mindestens 10 bis 14 Tage noch in der Klinik, damit die Wundheilung und das Wohlbefinden des Patienten besser beurteilt werden kann. Gleichzeitig beginnt man vorsichtig mit der Krankengymnastik.
Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus ist ein mehrwöchiger Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik zu empfehlen, um den Heilungserfolg dauerhaft zu festigen. Im Vordergrund stehen hier die Krankengymnastik und das Erlernen rückenschonenden Verhaltens im Alltag. Außerdem wird übergewichtigen Patienten zur Rückenentlastung, eine Reduktionsdiät empfohlen.
Ein Arztbesuch ist auf jeden Fall erforderlich, wenn anhaltende, lokale Rückenschmerzen bestehen, die schon länger als ein bis zwei Wochen vorhanden sind. Treten zudem anhaltende Gefühlsstörungen in den Beinen auf, so sollten Sie in Kürze einen Arzt aufsuchen.
Lähmungserscheinungen und Kontrollverlust über Blase und Mastdarm gelten als Warnsignal und erfordern eine sofortige Krankenhauseinweisung.
Letzte Aktualisierung am 17.06.2021.