Bei der Thrombophlebitis handelt es sich um eine Entzündung im Bereich der oberflächlichen Venen, die mit einem thrombotischen Verschluss des Gefäßes einhergeht.
Je nachdem, wo sie auftreten oder wodurch sie ausgelöst werden, tragen die Venenentzündungen unterschiedliche Namen.
Spontane Thrombophlebitiden (die Mehrzahl der Thrombophlebitis) treten häufig bei Patienten mit chronisch-venöser Insuffizienz und Varikose auf, auch Frauen in der Schwangerschaft und im Wochenbett sind häufiger betroffen. In den meisten dieser Fälle ist die Venenentzündung in den oberflächlichen Venen des Ober- und Unterschenkels lokalisiert.
Die Entstehung der Thrombophlebitis wird dabei vor allem durch eingeschränkte Beweglichkeit und Bettruhe, sowie kleine Verletzungen im Bereich der vorbestehenden Varizen begünstigt.
Eine Sonderform ist hierbei die Varikophlebitis, eine Entzündung in einer Krampfader, der eine Thrombose vorausgegangen ist.
Bei der Thrombangiitis obliterans, einer Erkrankung, die zu wiederkehrenden Entzündung kleiner und mittelgroßer Gefäße führt, kommt es durch die Entzündungsreaktion zu einer Thrombose und dadurch zum Verschluss der Gefäße. Die Entzündung wird vermutlich durch Antikörper gegen Strukturen der Gefäßinnenwände eingeleitet. Eine wichtige Rolle bei ihrer Entstehung spielt das Rauchen.
Auch beim Morbus Behçet (der Behçet-Krankheit) handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der Antikörper eine Entzündungsreaktion in den Gefäßen verursachen, die anschließend zu einer Thrombose führen kann.
Die Thrombophlebitis migrans (migrans (lat.): wandernd) wird so genannt, weil die wiederkehrenden Entzündungen an den unterschiedlichsten Körperpartien auftreten können. Diese Erkrankung wird häufig im Zusammenhang mit Infekten, Lupus erythematodes (einer weiteren Autoimmunerkrankung), Allergien und in der Anfangsphase der Thrombangiitis obliterans beobachtet. Außerdem muss bei ihrem Auftreten immer an die Möglichkeit einer Tumorerkrankung gedacht werden, da die Thrombophlebitis migrans besonders beim kleinzelligen Lungenkrebs und beim Bauchspeicheldrüsenkrebs, die meistens lange unentdeckt verlaufen, zu den ersten Warnzeichen gehören kann.
Der Morbus Mondor ist eine strangförmige Entzündung der seitlichen Brustvenen, die aber auch Arme und Beine sowie die Vorhaut von Penis und Klitoris betreffen kann. Er tritt gehäuft bei Verletzungen und Infekten auf.
Thrombophlebitiden an den Armen entstehen meist durch länger liegende Verweilkanülen. Über die Einstichstelle können an der Kanüle entlang Bakterien von der Haut in die Vene einwandern und dort eine Entzündung hervorrufen, die ebenfalls zu einem Gefäßverschluss führen kann.
Die Thrombophlebitis zeigt sich als derber, schmerzhafter und druckempfindlicher Venenstrang. Die Haut über und um die Vene herum ist erwärmt und gerötet, zum Teil auch leicht geschwollen. Das Anspannen der Muskulatur in diesem Bereich ist meist von Schmerzen begleitet.
Je nach Grunderkrankung und Schwere der Thrombophlebitis können Fieber oder erhöhte Temperatur auftreten.
In etwa 20 Prozent der Fälle tritt die Thrombophlebitis vom oberflächlichen in das tiefe Venensystem über. Meistens geschieht das über Verbindungsvenen, die im Rahmen einer chronisch-venösen Insuffizienz ihre Funktion eingebüßt haben, oder über die funktionsunfähige Klappe an der Mündung der großen oberflächlichen Beinvene, der Vena saphena magna.
Selten kann es zu einer Absiedelung von Bakterien in andere Körperregionen kommen.
Die Symptomatik der Thrombophlebitis ist charakteristisch für diese Erkrankung, so dass in der Regel nach einer genauen Befragung des Patienten und der körperlichen Untersuchung die Diagnose gestellt werden kann.
In der Laboruntersuchung können aufgrund der Entzündung die Leukozyten (die weißen Blutkörperchen) erhöht sein.
Bei Fieber wird Blut abgenommen und Blutkulturen angelegt, um die Bakterien, die für die Entzündung verantwortlich sind, bestimmen zu können.
Wenn die Thrombophlebitis in der Nähe des Übergangs vom oberflächlichen in das tiefe Venensystem gelegen ist, kann es sinnvoll sein, eine Ultraschalluntersuchung durchzuführen, um auszuschließen, dass sie bereits auf die tiefen Venen übergegriffen hat. Sollte das mit einem einfachen Ultraschall nicht möglich sein, kommt die Farbduplexsonographie zum Einsatz. Dies ist ein Ultraschallverfahren, das nicht nur die Gefäßwände und eventuelle Thromben darstellt, sondern auch die Richtung des Blutstroms und seine Geschwindigkeit erfasst. Auf diese Weise lässt sich feststellen, ob die tiefen Venen bereits verlegt sind.
In Ausnahmefällen ist eine Phlebographie notwendig, um einen Verschluss der tiefen Venen zweifelsfrei nachzuweisen. Dabei wird Kontrastmittel in eine Vene des Fußrückens gespritzt, das sich mit dem Blutstrom verteilt und eine Röntgenaufnahme angefertigt, auf der sich die mit Kontrastmittel gefüllten Venen darstellen.
Die Thrombophlebitis kann ambulant versorgt werden, da die Gefahr eine Lungenembolie oder eines postthrombotischen Syndroms nicht gegeben sind. Wenn eine Verweilkanüle die Ursache der Erkrankung ist, so muss sie als erstes entfernt werden.
Ist der Patient gehfähig, sollte er auch bei einer Thrombophlebitis des Beines auf keinen Fall damit aufhören, da unnötige Bettruhe die zusätzliche Gefahr einer tiefen Beinvenenthrombose erhöht. Statt dessen wird ein Kompressionsverband mit einer Kurzzugbinde angelegt, der die Durchblutung der Vene und so den Abtransport des Entzündungsmaterials unterstützt.
Da auch die Anspannung der Muskeln den Bluttransport in den Venen erhöht, hilft die Bewegung dem Körper zusätzlich, die Erkrankung zur Ausheilung zu bringen.
Der Patient erhält eine schmerzlindernde Therapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika, zu denen beispielsweise ASS und Paracetamol gehören. Welche Medikamente für den einzelnen Patienten am sinnvollsten sind, entscheidet der behandelnde Arzt, da zusätzliche Erkrankungen des Patienten berücksichtigt werden müssen.
Zur äußerlichen Behandlung werden Voltaren- oder Heparinsalben angewandt. Niedrig dosiertes Heparin (so genannte low-dose-Heparinisierung) wird nur gegeben, wenn der Patient bettlägerig ist und die Vena saphena magna betroffen ist.
Wenn eine bakterielle Infektion vorliegt, so werden antiseptische Umschläge angelegt und Blut für die bakterielle Untersuchung abgenommen. Sobald die Bakterien identifiziert wurden, verordnet der Arzt ein geeignetes Antibiotikum.
Sollte allerdings hohes Fieber auftreten, bevor die Ergebnisse der Blutuntersuchung vorliegen, wird sofort die Therapie mit einem Antibiotikum begonnen, das gut gegen Staphylokokken wirkt, da diese die häufigsten Erreger sind.
Eine operative Entfernung des Thrombus ist unter Umständen notwendig, wenn die Thrombophlebitis ins tiefe Venensystem übertritt. Auf diese Weise kann eine Verlegung der tiefen Beinvenen verhindert werden, die ansonsten zu schweren Komplikationen führen könnte.
Bei einer sehr ausgeprägten Varikophlebitis kann es außerdem sinnvoll sein, die Vene an einer Stelle einzuschneiden und das thrombotische Material herauszustreichen.
Die Thrombophlebitis ist eine Erkrankung, die im Allgemeinen unter adäquater Therapie folgenlos ausheilt.
Letzte Aktualisierung am 31.08.2021.