Bei einem Kreuzbandriss handelt es sich um einen teilweisen oder vollständigen Riss eines oder beider Kreuzbänder, meist als Folge indirekter Gewalteinwirkung. Im Extremfall kann es zu einem vollständigen Ab- oder Ausriss kommen, bei dem auch Teile des Knochens betroffen sein können.
Das Kniegelenk ist das größte Gelenk des menschlichen Körpers. Zu ihr gehören Femur (Oberschenkelknochen), Tibia (Schienbein), Patella (Kniescheibe), Meniskus, der Bandapparat, verschiedene Kapselgewebe und viele Schleimbeutel. Das Bandapparat besteht aus Seitenbändern, den Binnenbändern und den Kreuzbändern. Betrachtet man sich die Kreuzbänder nun genauer, so befinden sie sich im Zentrum des Kniegelenks und geben dem Kniegelenk inneren Halt und Stabilität, indem sie vor allem verhindern, dass sich Ober- oder Unterschenkelknochen beim Laufen nach vorne hinweg schieben. Sie verlaufen von der Kopfmitte der Tibia zum Femur und kreuzen sich dabei.
Es gibt ein vorderes Kreuzband (VKB) und ein hinteres Kreuzband (HKB). Das hintere Kreuzband verhindert vor allem das Ausweichen des Oberschenkels nach vorne, das vordere Kreuzband hingegen agiert genau ungekehrt. Je nachdem welches Kreuzband betroffen ist, spricht man von einem VKB-Riss oder HKB-Riss.
Ein frischer vorderer Kreuzbandriss liegt vor, wenn es zur vollständigen oder teilweisen Kontinuitätsunterbrechung (Riss) des Bandes, nach Überschreiten der Überdehnungsreserve durch äußere Gewalteinwirkung kommt. Dagegen bezeichnet man als alte vordere Kreuzbandruptur einen dauerhaft bleibenden, meist umfallbedingten Bandschaden.
Ein hinterer Kreuzbandriss wird durch das Überschreiten der maximalen Dehnungsmöglichkeit des hinteren Kreuzbandes hervorgerufen. Auch sie wird in der Regel durch eine äußere Gewalteinwirkung verursacht. Hier besteht jedoch eine vollständige Kontinuitätsunterbrechung (Ruptur) des hinteren Kreuzbandes. Dadurch kommt es zu einer sagittalen (parallel zur Mittelachse auftretende) Instabilität, die sich durch das so genannte Schubladenphänomen bemerkbar macht. Mit dem Schubladenphänomen testet man die Verschiebbarkeit des Unterschenkels gegen den Oberschenkel.
Mehr als 30 Prozent aller Distorsionen und etwa sieben Prozent aller traumatischen Schädigungen betreffen das Kniegelenk. Das vordere Kreuzband reißt fünf bis zehnmal häufiger wie das hintere Kreuzband. Somit stellt der VKB-Riss die häufigste Bandverletzung des Knies dar. Trotz allem treten kombinierte Kapsel-Band-Läsionen wesentlich häufiger auf, als Schäden einer einzelnen Bandstruktur.
Häufig sind die Ursachen einer Kreuzbandruptur die sogenannten „Flexions-Valgus-Außenrotations-Verletzungen". Das bedeutet dass es zu einer Knieverdrehung bei feststehendem Unterschenkel kommt. Das Knie wird unfreiwillig gebeugt, kommt in die X-Bein Stellung und wird nach außen gedreht. Der gleiche Effekt kann auch durch einen direkten Sturz/Schlag auf das Knie verursacht werden. Meistens reißt dabei das vordere, seltener das hintere Kreuzband. Solche Verletzungen passieren vor allem bei Sportarten wie Skifahren oder Fußball.
Typischerweise kommt es zu einer Verletzung des vorderen Kreuzbandes durch einen schnellen Richtungswechsel. Solche Verletzungen werden demnach bei Sportarten wie Skisport, Fußball oder anderen Ballsportarten häufig beobachtet. Häufigster Verletzungsmechanismus ist eine Drehbewegungsstellung des Unterschenkels nach außen mit Valgusbeugungsstress oder Drehbewegungsstellung nach innen mit Varusbeugungsstress. Meistens handelt es sich also um ein Einwärtsknicken des Knies und ein Kippen des Oberkörpers nach hinten. Auslöser können auch zu starke Streck- oder Beugebewegungen sein. Oft reißen die Fasern im Bereich des Bandansatzes am Oberschenkelknochen. Neben der Ruptur sind auch oft weitere Binnenstrukturen wir der Meniskus oder ein Seitenband betroffen.
Unter Umständen kann auch eine Auskugelung der Kniescheibe (Patellaluxation) mit plötzlichen Stabilitätsverlust des Kniegelenks, zu einem Riss führen.
Ein Ausfall (Insuffizienz) des vorderen Kreuzbandes stört bzw. schränkt die Funktion der sekundären Stabilisatoren ein. In der Folge kommt es zu einer pathologischen Bewegungsfreiheit des Schienbeinkopfes nach vorne (ventral), welches auch als Tibiavorschub bezeichnet wird. Um den Schienbeinvorschub zu bremsen werden nun alle benachbarten Strukturen wie Gelenkkapsel und Menisken vermehrt beansprucht, welches aber zu einer Überdehnung der Bandstrukturen führt.
Je stärker der Schienbeinvorschub besteht, desto mehr kommt es zu Knorpelschäden, da besonders der Knorpel einer deutlich höheren Belastung ausgesetzt ist. In diesem Fall bedeutet eine höhere Belastung eine frühzeitige Abnutzung mit Ausbildung einer Arthrose.
Verletzungen des hinteren Kreuzbandes sind weitaus komplexer und betreffen in der Regel das gesamte Kniegelenk. Insgesamt treten Risse des hinteren Kreuzbandes seltener auf. Ursache ist das Überschreiten der maximalen Dehnungsmöglichkeit des hinteren Kreuzbandes, meist ausgelöst durch äußere Gewalteinwirkung.
Hintere Kreuzbandrisse werden häufig durch Verkehrsunfälle verursacht. Durch das Sitzen im Auto ist das Knie gebeugt. Kommt es nun zu einem Unfall, so entsteht durch ein Anprallen des Unterschenkels an das Armaturenbrett ein gewaltiger Druck, der das hintere Kreuzband reißt. Man bezeichnet diesen Mechanismus auch als „dashboard injury".
Auch körperkontakt-betonte Sportarten wie American Football, können durch eine vorne-mittig einwirkende Gewalt zu Verletzungen des hinteren Kreuzbandes führen.
Jede akute Bandverletzung am Kniegelenk, ist durch einen ausgeprägten Schmerz gekennzeichnet, der unmittelbar im Augenblick des Traumas auftritt, anschließend sofort nachlässt und bei erneuter Belastung wiederkehrt. Oft kommt es zu einer deutlichen Schwellung im Bereich des Kniegelenks, sie ist stark druckempfindlich und in Abhängigkeit vom übrigen Kapsel-Band-Apparat instabil. Aufgrund der Kapseldehnung des Gelenkes kommt es zu einer erhöhten Schmerzhaftigkeit.
Im Akutstadium wird das Symptom einer Kniegelenkinstabilität vom Verletzen häufig nicht bemerkt. Sie äußerst sich erst später unter statischer oder dynamischer Belastung.
Zudem besteht auch meistens ein blutiger Gelenkerguss (Hämarthros), der die Beweglichkeit des Kniegelenks zusätzlich einschränkt.
Ein Riss ist meistens mit einem hörbaren Knall und plötzlich auftretenden Schmerzen verbunden, die in der Regel dazu führen , dass die ausgeübte Sportart abgebrochen werden muss. Neben den typischen Symptomen kann das Knie nicht mehr ganz gestreckt werden und wird in leichter Beugestellung (Schonhaltung) gehalten. Aus dieser Beugestellung lässt sich der Unterschenkelknochen, mit der Hand gegen den Oberschenkelknochen um etwa fünf bis zehn Millimeter nach vorne ziehen, ohne dabei einen Ausschlag zu spüren. Bei einem gesunden Knie wäre dieser Versuch nur wenige Millimeter (zwei bis drei Millimeter) möglich und man würde einen deutlichen Anschlag verspüren (positiver Lachman-Test).
Das wichtigste Symptom bei jeder akuten Bandverletzung am Knie ist der ausgeprägte Schmerz, der direkt mit dem Trauma auftritt, anschließend nachlässt und bei erneuter Belastung wiederkehrt. Neben dem Bandriss kann es auch zur Ruptur von Gefäßen kommen, die zu einer Blutung in das Kniegelenk führen (Hämarthros). Punktiert man Blut bei einer Kniegelenkspunktion, so ist dies immer hochverdächtig auf eine Bandverletzung im Kniegelenk.
Nach Abklingen der Symptome tritt häufig eine Instabilität des Kniegelenks ein, die individuell unterschiedlich sein kann. Die meisten Patienten klagen über eine Instabilität insbesondere beim Treppenabsteigen.
Ein Kreuzbandriss kann auch unbemerkt bleiben und erst nach Jahren nach dem Unfallereignis diagnostiziert werden. Auch kann ein vorderer Kreuzbandriss mit einem hinteren Kreuzbandriss kombiniert sein.
Ein Spätzeichen eines nicht diagnostizierten VKB-Risses ist der so genannte „giving way". Das bedeutet, es liegt eine Instabilität des Kniegelenkes vor. Die Patienten haben meistens das Gefühl, dass sie beim Absteigen der Treppen den Unterschenkel nicht mehr unter Kontrolle haben. Sportliche Belastungen mit Drehbewegungen sind in der Regel nicht mehr möglich und werden vermieden. Zudem können immer wieder Schwellungen durch Gelenkergüsse auftreten.
Frische Bandverletzungen am Kniegelenk können aufgrund der starken Schmerzen generell schlecht untersucht werden. Auch hier ist typisch, dass die Schmerzen im Moment des Traumas auftreten, dann nachlassen, aber bei Belastung erneut wiederkehren.
Man sollte immer einen Vergleich mit der „gesunden" Seite vornehmen. Durch die Ruptur können auch hier starke Schwellungen und Ergüsse im Kniegelenk auftreten.
Im Rahmen einer Untersuchung werden vor allem durch den Lachmann-Test die mediale und laterale Bandstabilität überprüft und weiterhin der Grad der möglichen Beweglichkeit kontrolliert. Bei einer akuten Verletzung könnte man aufgrund der muskulären Gegenspannung auch den so genannten Schubladentest nicht auslösen.
Durch den Kreuzbandriss entsteht eine Instabilität, die für eine Überbelastung von Knorpel, Innen- und Außenmeniskus sorgt. Eine nicht operativ beseitigte bzw. durch die Muskulatur kompensierte Instabilität kann dazu führen, dass es zu einem Meniskusriss und/oder Knorpelschädigung mit Arthrose kommt.
Der Stabilitätsverlust tritt vor allem mit zunehmender Beugung im Kniegelenk ein und ist bei Streckung nicht vorhanden. Dadurch lässt sich auch erklären warum es zu geringen Beschwerden bei isolierten Rissen kommt. Die Beschwerden treten vor allem beim Treppensteigen und beim Heben von Gewichten hinter der Kniescheibe auf. Als Spätfolge ist eine Arthrose unumgänglich.
Bevor man verschiedene Prüfungen am Knie durchführt sollte man zunächst das Knie näher betrachten. Wichtig sind vor allem folgende Punkte:
Anschließend erfolgt eine Stabilitätsprüfung in Streck- und Beugestellung bei Außen-, Innenrotation und in Normalstellung des Fußes. Dies ist jedoch wegen der Schmerzhaftigkeit nicht immer einfach durchzuführen, da der Patient unwillkürlich seine Muskeln gegenspannt. In diesem Fall sind weitere apparative Maßnahmen zur Diagnosestellung erforderlich. Dazu gehören vor allem:
Röntgenbilder in verschiedenen Variationen geben Aufschluss über eventuell vorliegende knöcherne Verletzungen. Beim isolierten Kreuzbandriss ist das Röntgenbild jedoch unauffällig.
Mit Hilfe der Kernspintomographie kann der Schaden genau erfasst werden. Durch die Schichtaufnahmen wird der Verlauf der Kreuzbänder und deren Ansätze am Ober- und Unterschenkelknochen dargestellt. Besteht eine Ruptur so sind die Faserverläufe nicht durchgängig. Man kann die genaue Lokalisation und den Ausmaß der Ruptur gut darstellen und gegebenenfalls notwendige Operationen planen und einleiten.
Jedoch ist hier anzumerken dass die MRT beim Kreuzbandriss in 20 Prozent der Fälle zu falschen Diagnosen führt. Daher ist eine genaue Positionierung des Kniegelenks in der MRT-Untersuchung von großer Bedeutung und sollte von einem erfahrenen Radiologen durchgeführt werden, um Fehlbeurteilungen zu vermeiden.
Ein größerer Gelenkerguss sollte immer dann punktiert werden um Weichteile und den Knorpel zu entlasten. Zudem kann die Punktion auch Aufschluss über einen Kreuzbandriss geben. Wird bei einer Punktion Blut punktiert, so kann man mit großer Sicherheit von einer Bandverletzung im Knie ausgehen.
Die initiale Diagnose einer Kreuzbandruptur wird in der Regel mittels Schubladen- und Lachman-Test durchgeführt.
Ein Riss der VKBs und der Ausmaß der Verletzung werden mit dem so genannten vorderen Schubladenphänomen bewiesen und dokumentiert. Hierbei wird das Kniegelenk 90 Grad gewinkelt und der Fuß auf einer Grundlage fixiert. Nun zieht der Untersucher bei gebeugtem Knie den Unterschenkel von hinten nach vorne und kann so beurteilen ob eine Ruptur vorhanden ist.
Klassifikation des vorderen Schubladenphänomens nach Debrunn:
Bei einem Riss des HKBs kann man den so genannten hinteren Schubladenphänomen auslösen. Hier kann bei gebeugtem Knie der Unterschenkel von vorne nach hinten geschoben werden. Meistens besteht zusätzlich eine vermehrte Anspannung der hinteren Oberschenkelmuskulatur, der so genannten ischiocruralen Muskulatur.
Ein Kreuzbandriss ist in der Regel offensichtlich. Wichtig ist hier zu beachten dass neben den Kreuzbändern auch andere benachbarte Strukturen wie Menisken oder Außenbänder geschädigt sein können. Dies lässt sich jedoch durch verschiedene Tests bzw. apparative Untersuchungen gut diagnostizieren.
Ein Kreuzbandriss wird oft nicht sofort diagnostiziert. Unbehandelt führt sie jedoch in der Folgezeit zur Ausbildung einer chronischen Instabilität des betroffenen Knies und zur Mehrbelastung und damit zur vermehrten Abnutzung benachbarter Strukturen.
Es treten häufig Meniskusrisse und Knorpelschäden an den Gelenkflächen auf. Im Laufe der Zeit kommt es somit zur Auslockerung des Kapselbandapparates. Der Verschleiß verstärkt zusätzlich die Instabilität.
Um all dies zu vermeiden ist es daher wichtig, auch bei älteren Kreuzbandrissen, baldmöglichst das Kniegelenk zu stabilisieren. Die Instabilität ist eine absolute Indikation für eine Operation.
Bei frischen Kreuzbandrupturen werden zunächst die übrigen Gelenkschäden beseitigt und erst nach etwa sechs bis acht Wochen das Kniegelenk mit einer Kreuzbandplastik stabilisiert.
Es gibt eine Reihe von Operationstechniken die durchgeführt werden können:
Bei der zweizeitigen Operation wird zunächst bei der Erstoperation eine Arthroskopie und Resektion des gerissenen Kreuzbandes, sowie die Versorgung von eventuellen Meniskusverletzungen durchgeführt.
Dies gilt als Vorbereitung auf die zweite Operation. Nach dem Ersteingriff werden physiotherapeutische Maßnahmen zur Abschwellung des Knies und Kräftigung der Muskulatur durchgeführt. Etwa sechs Wochen nach Erstarthroskopie und Abklingen der Symptomatik wird die eigentliche Kreuzband-OP durchgeführt.
Diese Methode wurde bis Ende des Jahres 200 durchgeführt. Heute bevorzugt man wieder die einzeitige Operation.
Als Ersatzmaterial kommen besonders künstliche Gewebe wie Dacron, Goretex, Kohlefaserband und einige Sehnen in Frage.
Die Kniescheibensehne (Ligamentum patellae) ist einer der größten und stärksten Sehnen des Körpers und ist daher Mittel der ersten Wahl bei einem Kreuzbandersatz. Leider ist sie aber halb so elastisch wie das natürliche eigene Kreuzband.
Bei der Rekonstruktion des Kreuzbandes ist es wichtig, die Kniescheibensehne mit anhängenden Knochenteilen zu entnehmen, um eine bessere Einpflanzung zu erzielen, welches man auch als bone-to-bone Fixation bezeichnet. Diese Transplantate werden außerdem auch als autologe Transplantate oder auf englisch Graft bezeichnet.
Es handelt sich hier um Transplantate ohne Blutversorgung, so dass man auch in diesem Fall von Autograft spricht.
Durch einen senkrechten etwa vier bis fünf cm langen Schnitt wird der Sehnenstreifen mit anhängenden Knochenteilen entnommen. Anschließ0end wird das defekte Kreuzband entfernt und zwei Löcher in das Kniegelenk gebohrt.
Durch diese Löcher wird nun die Ersatzsehne durchgezogen und mit den beiden Knochenstücken in die Löcher in Tibia bzw. Femur eingefügt. Die Knochenenden werden dann mit so genannten Interferenzschrauben fixiert, die im Hinblick auf eine frühe funktionelle Mobilisierung besonders wichtig sind.
Man kann die Rekonstruktion entweder offen oder arthroskopisch (durch zwei kleine Schnitte) durchführen, wobei man zunehmend arthroskopisch operiert.
Besonders wichtig ist hier die korrekte Lage der Bohrkanäle und somit die genaue isometrische Positionierung des Transplantats, hauptsächlich die Lage am Oberschenkelknochen als die am Schienbein. Bei Fehlpositionierung kann es zu Bewegungseinschränkungen und Instabilität kommen.
Ein großer Nachteil dieser Technik ist, dass sie im Gegensatz zu den alternativen Verfahren viel schmerzhafter sein kann.
Längerfristige Probleme können besonders durch die unterhalb der Kniescheibe verlaufende Naht von der Entnahme des Transplantats mit den bestehenden Knochenlücken hervorgerufen werden.
Auch muss man hier mit einem langen Heilungsprozess rechnen, die unter Umständen bis zu einem Jahr dauern kann und damit eine erhöhte Gefahr für Entzündungen (Tendinitis) darstellt.
Wie bereits erwähnt ist die Kniescheibensehne halb so dehnbar wie das eigentliche Kreuzband, so dass es bis zu 1,5 Jahren dauern kann bis wieder so genannte „Stop-and-go"-Sportarten ausgeübt werden können.
Einer der wichtigsten Komplikationen sind Fissuren der Kniescheibe, die unter hoher Belastung zum Knochenbruch führen können. Sie tritt jedoch selten auf.
Das Ganze wird später mit orthopädietechnischen Schienen, den so genannten Orthesen unterstützt. Dadurch wird die Gefahr der Muskelatrophie gesenkt. Eine Orthese wird aber in den meisten Fällen für nicht nötig gehalten. Dieses Verfahren ist jedoch besonders für Sportler interessant, die eine frühzeitige Rückkehr zur alten Leistung anstreben. Der operative Eingriff dauert in der Regel ein bis zwei Stunden und der Krankenhausaufenthalt etwa ein bis zwei Wochen.
Eine weitere Möglichkeit ist der Ersatz durch die Semitendinosussehne. Dies ist eine etwa 25 bis 30 cm lange, relativ dünne Sehne an der Rückseite des Oberschenkels. Ein Fehlen dieser Sehne führt in der Regel weder zu Funktionsausfällen noch Kraftdefiziten.
Über einen etwa drei bis vier cm langen Schnitt wird die Sehne unterhalb des Knies mittels eines so genannten tendon stripper oder ring stripper (Sehnenschneider) entnommen und 4fach gefaltet. Erst durch die Faltung erhält sie die richtige Dicke und Länge und kann als Kreuzbandersatz dienen.
Anschließend wird das Transplantat mit speziellem Fadenmaterial und einem kleinen Plättchen (Endobutton) vernäht und über zwei Bohrkanäle in das Gelenk eingezogen. Der Titan-Endobutton wird am oberen Ende umgekippt und hält somit die Plastik am Oberschenkelknochen. Bis auf die Sehnenentnahme erfolgt der komplette Eingriff arthroskopisch. Ein wichtiger Vorteil dieser Technik ist, das hier vor allem die Entnahmestelle weniger schmerzhaft verheilt.
Zudem kann man die Semitendinosussehne mit der Sehne des Gracilismuskels vernähen und als Ersatzkreuzband einsetzen. So erreicht man eine noch höhere Belastbarkeit des Transplantats.
Da die Semitendinosussehne nicht so stark ist wie die Patellasehne wird hier das Tragen einer Orthese (unterstützende Knieschiene) für etwa zwei Wochen empfohlen.
Nach dem gleichen Prinzip kann man auch die Quadrizepssehne entfernen. Hierbei handelt es sich um die Sehne des vierbäuchigen Oberschenkelmuskels, der oberhalb der Kniescheibe einschließlich eines Kniescheiben-Knochenzylinders entnommen und als Kreuzband implantiert wird. Vorteil ist, dass sie ohne zusätzliche Verschraubung angewandt wird und im Vergleich zur Patellasehne, deutlich geringere Schmerzen beim Hinknien verursacht, da hier der Druck nicht auf der Narbe lastet. Ein wichtiger Nachteil ist der postoperativ häufig auftretende Muskelschwund des Musculus quadrizeps.
Ein Allograft ist ein Leichen-Transplantat. In Frage kommen hier alle bereits vorgenannten Sehnen, sowie die Achillessehne. Da dem Patienten in diesem Fall kein Transplantat entnommen wird, treten zum einen weniger Schmerzen auf und es besteht keine große Naht auf dem Knie oder Schienbein.
Jedoch besteht hier das Risiko einer Abstoßungsreaktion durch den Körper. Dies würde wiederum zu einer Entfernung des Transplantats führen. Daher kommt ein Leichen-Transplantat erst bei mehrfach (multipel) aufgetretenen VKB-Rissen zum Einsatz, wenn kein Autograft mehr verwendet werden kann.
Nicht jede Kreuzbandruptur muss operiert werden. Man entscheidet immer individuell in Abhängigkeit von Lebensalter, Aktivität, Sportfähigkeit, Bereitschaft und Morbidität des Patienten.
Heute wird eine notfallmäßige primäre Versorgung nicht mehr durchgeführt, da sie häufig zu narbenbildungsbedingten Streckdefiziten führt. Demnach wird eine verzögerte primäre Rekonstruktion etwa ab der 3. Woche durchgeführt.
Bei der konservativen Therapie versucht man durch ein konsequentes Muskelaufbautraining die Kniegelenksinstabilität zu kompensieren und die fehlende Stabilität wieder herzustellen.
Meistens erreicht man schon eine ausreichende Stabilität durch eine Schienung des Kniegelenks für etwa sechs Wochen, welches durch Physiotherapie begleitet wird. Ziel der Physiotherapie ist zum einen die Wiederherstellung der Stabilität und zum anderen die Erhaltung der gesamten Gelenkfunktion wie freie Gelenkbewegung und Beschwerdefreiheit.
Nach einer Operation wird auch regelmäßige Krankengymnastik verordnet, um die Knieinstabilität durch Koordinationsübungen und Muskelkräftigung zu kompensieren.
Die Therapie kann zusätzlich mit Reizstrom, Ultraschall und Eisbehandlung kombiniert werden. Diese führen zu einer Schmerzlinderung und verbesserten Durchblutung. Um die Mobilität des Patienten weiterhin aufrechtzuerhalten werden Unterarmgehstützen und unter Umständen Kniegelenksorthesen angewandt. Die Patienten beginnen zunächst mit einer Teilbelastung.
Je nach Operationstyp und Physiotherapie versucht man innerhalb von zwei Wochen eine Vollbelastung des operierten Knies zu erreichen. Etwa sechs Wochen später können unter Anleitung, Übungen auf dem Therapiekreisel oder Minitrampolin durchgeführt werden. Ab dem 3. Monat nach der Operation können bereits leichte Sporttätigkeiten wie das Laufen durchgeführt werden.
Die Rehabilitationsphase dauert im Durchschnitt etwa sechs bis neun Monate. Erst dann ist die volle Sportfähigkeit wieder erreicht. Wichtig zu wissen ist, dass die vollständige Einheilung (Remodellisierungsphase) des vorderen Kreuzbandes erst nach einem Jahr abgeschlossen ist.
Eine operative Behandlung ist immer erforderlich bei komplexen Kniebandverletzungen, knöchernen Ausrissen des vorderen Kreuzbandes, zusätzlichen Meniskusläsionen, fehlender muskulärer Kompensation trotz intensiver Physiotherapie und bei jüngeren leistungsorientierten Sportlern.
Oft ist eine erhaltende Operation nicht mehr möglich, das bedeutet das alte und geschädigte Kreuzband kann nicht mehr genäht werden, da aufgrund der schlechten Durchblutung der Kreuzbänder eine Bandnaht nicht mehr zusammenheilen würde. In den meisten Fällen ist daher die Entnahme einer körpereigenen Sehne (bester Ersatz eines Kreuzbandes) notwendig.
In der Regel entstehen keine ernsthaften Komplikationen. Zusammengefasst sind hier die wichtigsten Komplikationen:
Ein Kreuzbandriss kann ohne Behandlung zu einem Meniskus- und Knorpelschaden im Gelenk führen. Zudem wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass ein Kreuzbandriss einen irreperablen Schaden am Kniegelenk verursachen kann.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit führt der Kreuzbandschaden zu einem verfrühten Verschleiß des Kniegelenks (Arthrose).
Dagegen sind die Langzeitergebnisse einer Kreuzbandoperation sehr gut, da innerhalb von 12 bis 16 Wochen die volle körperliche Leistungsfähigkeit erreicht werden kann, die sich später auch nicht wesentlich einschränkt.
Egal ob operative oder konservative Therapie, in beiden Fällen ist ein konsequent durchgeführtes Training der Beinmuskulatur besonders wichtig, um einen verfrühten Gelenkverschleiß (Arthrose) zu verhindern.
Folgende Maßnahmen können hilfreich sein um einen Kreuzbandriss vorzubeugen:
Ist es jedoch zu einem Kreuzbandriss gekommen, so ist ein lebenslanges, konsequentes, selbständig durchgeführtes Muskeltraining erforderlich, damit die Muskeln die Funktion des gerissenen Kreuzbandes übernehmen können. Oft muss man mit einer eingeschränkten Belastbarkeit des Kniegelenks rechnen.
Deshalb sollten Sie nach einer Operation besonders folgendes beachten und wissen:
Letzte Aktualisierung am 22.06.2021.