Ein Muskel besteht aus vielen hintereinander geschalteten Einheiten, den Sarkomeren. Die Sarkomere bilden die kleinsten kontraktilen Einheiten des Muskels. Die einzelnen Sarkomere sind über verschiedene Proteine miteinander verbunden.
Werden diese Sarkomere nun mit Gewalt auseinandergezogen, reißen die Verbindungen auseinander und die einzelnen Sarkomere werden beschädigt. In der Folge werden entzündungsfördernde Substanzen ausgeschüttet, um die verletzten Stellen zu heilen. Die Blutgefäße werden durchlässiger und es bilden sich Ödeme (Wassereinlagerungen) oder sogar Blutergüsse (falls ein Blutgefäß verletzt wurde).
Muskelzerrungen stellen eine der harmloseren Muskelverletzungen dar. Hierbei kommt es noch nicht zur Zerstörung der einzelnen Sarkomere, es entstehen jedoch Schäden an den Verbindungsproteinen. Durch die Zelltrümmer wird ein entzündlicher Prozess ausgelöst, der Schmerzen verursacht.
Muskelzerrungen entstehen durch Zugkräfte auf den Muskel, die entgegen der eigentlichen Bewegungsrichtung des Muskels (zur Muskelmitte hin) wirken und die Elastizitätsgrenze des Muskels nicht überschreiten. Wird diese Grenze überschritten, resultieren daraus Muskelfaserrisse, die eine wesentlich schlechtere Prognose als Muskelzerrungen haben.
Die Überdehnung bei Zerrungen kann einerseits durch ungünstig angreifende Belastungen, wie zum Beispiel Bergabsteigen oder falsches Schuhwerk, ausgelöst werden. Dabei werden die Muskelfasern durch die Stellung der Gelenke und die Wirkungsrichtung der Kraft auseinander gezogen, während der Muskel selbst kontrahiert. Dadurch entstehen Spannungsspitzen, die den Muskel schädigen können.
Andererseits kann es auch durch Unfälle zu dieser Verletzung kommen (z.B. Treten in ein Loch). Hierbei treten im Muskel aufgrund der unerwarteten Stellungsänderung kurzzeitig Kräfte auf, die das Muskelgewebe schädigen und im schlimmsten Fall sogar bis zum Muskelabriss führen können.
Erstes Symptom der Muskelzerrung ist starker Schmerz, der plötzlich auftritt und nach einiger Zeit wieder nachlässt, wenn der betroffene Muskel geschont wird. Dieser Schmerz tritt zuerst krampfartig in Erscheinung und geht bei Schonung dann in einen ziehenden Schmerz über.
Außerdem wird der Muskel initial bewegungsunfähig, was eine Schutzfunktion des Körpers darstellt. Dabei wird verhindert, dass der Muskel weiter geschädigt wird.
Eine Muskelverletzung wird vor allem anhand der Schmerzsymptomatik erkannt (Schmerzen bei Bewegung). Allerdings ist es schwierig, eine Zerrung genau zu diagnostizieren. Es ist aber möglich, andere (schwerwiegendere) Verletzungen auszuschließen.
Um die Muskelzerrung gegen ähnliche Verletzungen abzugrenzen, kann eine Ultraschalldiagnostik durchgeführt werden. Hierbei kann unter anderem auch das Ausmaß des entstandenen Ödems bzw. Blutergusses abgeschätzt werden.
Außerdem sollte per Röntgendiagnostik abgeklärt werden, ob der Knochen gebrochen ist.
Folgende Verletzungen rufen ähnliche Symptome hervor:
Hierbei kommt es zur Verletzung mehrerer Muskelfasern. Dabei kommt es auch zur Einblutung ins Muskelgewebe. Hauptsymptome sind stechender Schmerz, sowie krampfartiges Zusammenziehen und Bewegungseinschränkung. Der Muskelfaserriss ist eine schwerere Verletzung als die Muskelzerrung. In der Diagnose ist unbedingt zu klären, um welche der beiden Verletzungen es sich handelt, da sich die Therapien unterscheiden und der Muskelfaserriss umgehende Behandlung erfordert.
Eine Prellung entsteht, wenn der Muskel durch ein stumpfes Trauma (etwa einen Schlag) geschädigt wird. Dabei wird meist ein Blutgefäß verletzt, was eine Einblutung ins Muskelgewebe nach sich zieht. Durch diesen Bluterguss wird Druck auf den Muskel ausgeübt, was eine Funktionseinschränkung und Schmerzen verursacht.
Es ist wichtig, den betroffenen Körperteil hoch zu lagern, um den Blutfluss ins Verletzungsgebiet zu verringern. Dem selben Zweck dienen auch die Kühlung und das Anlegen eines leichten Druckverbandes. Natürlich muss der verletzte Muskel geschont werden, um weitere Schäden zu vermeiden.
Eine Muskelzerrung wird meist nur konservativ behandelt. Das bedeutet, dass der betroffene Muskel für einige Tage ruhig gestellt und mit einem Salbenverband eingewickelt wird.
Eine Muskelzerrung heilt unter normalen Umständen vollständig innerhalb einiger Tage aus. Komplikationen können sich ergeben, wenn der betroffene Muskel zu früh wieder belastet wird. Vor allem dann, wenn es sich bei dieser Belastung um Zugspannungen handelt. Dann kann es zu Muskelfaserrissen oder sogar zu Muskelabrissen kommen.
Letzte Aktualisierung am 13.08.2021.