Unter einer Narbe versteht man ein minderwertiges, faserreiches Ersatzgewebe, welches einen Endzustand der Wundheilung darstellt. Verletzungen bzw. Läsionen die mit Durchtrennung oder Verlust von Gewebe einhergehen und zu Hautlücken führen, werden durch Granulationsgewebe aufgefüllt und anschließend durch kollagenreiches Bindegewebe ersetzt. Dieses Bindegewebe strafft sich dann im weiteren Heilungsverlauf.
Leider heilt nicht jede Wunde problemlos aus. Man muss mit einer wesentlich längeren Heilungszeit rechnen, wenn größere Hautflächen betroffen sind, keine glatten und weit auseinanderklaffende Wundränder bestehen. Dieser Defekt wird durch Bindegewebe aufgefüllt und hinterlässt oft breite, auffällige und kosmetisch unschöne Narben.
Verletzungen, die nur die oberste Hautschicht betreffen heilen in der Regel folgenlos ab. Erst wenn die Lederhaut betroffen ist, kommt es zur Bildung einer Narbe. Im Frühstadium weist das Narbengewebe eine noch relativ rote Farbe auf, da sie von vielen Blutgefäßen durchzogen wird. Mit dem weiteren Umbau nimmt der Anteil der kollagenen Fasern weiter zu und die Blutgefäße bilden sich zurück. Dies führt einerseits dazu, dass die Narbe reißfester wird und andererseits viel heller erscheint, als das umliegende Gewebe. Obwohl die Narbe reichhaltig aus kollagenen Fasern besteht, gilt sie dennoch als minderwertiges Gewebe, die bei starken Belastungen im späteren Leben, auch wieder einreißen kann (Narbenbruch).
Das Narbengewebe ist frei von Melanozyten, Talg- oder Schweißdrüsen und Haaren.
Besondere Formen stellen das Keloid, die atrophe und hypertrophe Narbe dar:
Auch Organschädigungen die zu einem Zelluntergang führen, können durch narbiges Bindegewebe ersetzt werden. Dies kann man sich am Beispiel des Herzinfarktes gut vorstellen. Nach einem Herzinfarkt kommt es zu einem Absterben von Myokardzellen. Das Muskelgewebe vernarbt in diesem Bereich. Dies kann zur eingeschränkten Pumpleistung des Herzens führen und unter Umständen Herzrhythmusstörungen auslösen.
Auch Narben können unter Umständen während und nach der Abheilung Probleme bereiten. Zum einen verschließen sie sich nicht richtig, werden wulstig, hart und spannen. Es kommt besonders dann zu einem unangenehmen Druckgefühl und zu einer Bewegungseinschränkung, wenn sich die Narbe an oder über Gelenken befindet. Man unterscheidet demnach folgende Narbentypen:
Verschiedene Hautverletzungen können nach dem Abheilen eine Narbe hinterlassen. Narben entstehen oft als Folge von großen mechanischen Verletzungen oder auch durch Hitzeeinwirkungen wie Verbrennungen und Verbrühungen.
Kommt es zu einer Verletzung, so wird der Selbstheilungsmechanismus des Körpers aktiviert, mit dem Ziel die Wunde zu verschließen und schnellstmöglich eine Heilung herbeizuführen.
Eine komplette Heilung ist meistens nur im Bereich der inneren Organe möglich, Hautwunden werden lediglich repariert. Der Wundspalt wird zunächst mit einem Blutgerinnsel verschlossen und von innen her mit Bindegewebe aufgefüllt. Am Ende des Wundheilungsprozesses entsteht somit die Narbe.
Die wichtigsten Ursachen die zu einer Narbenbildung führen sind folgende:
In der Regel heilen Verletzungen, bei denen kaum Gewebe verloren geht (z.B. Operationsschnitt), problemlos wieder ab. Solche Wunden hinterlassen meist nur eine feine Linie, die auch kosmetisch wenig störend ist. Dagegen können Verletzungen z.B. Verbrennungen, Dekubitus und Bisswunden, bei denen viel Gewebe verloren geht, nur sekundär abheilen, dass heißt offen und ohne Naht. Bei der sekundären Wundheilung hinterlassen die Wunden häufig großflächige und auffällige Narben. Werden dagegen Wunden durch eine Naht verschlossen (primäre Wundheilung), so bilden sich meistens nur kleine Narben.
Die Gestalt der Narbe ist unter anderem auch abhängig von dem Körperteil, auf dem sich die Narbe befindet. Liegen Narben auf Körperteilen, die häufig angespannt und bewegt werden, so sind sie einer ständigen Zugspannung ausgesetzt. Diese Spannung führt in der Regel dazu, dass sich auffällige Narben bilden. So sind Narben z.B. über Gelenken, am Rücken oder im Bereich der Schulter besonders auffällig.
Treten während des Heilungsprozesses Infektionen auf, so ist die Wahrscheinlichkeit dass sich auffällige Narben entwickeln relativ hoch. Infektionen führen in der Regel auch zu einer verzögerten Wundheilung.
Bei einer Infektion müssen ebenfalls bereits verschlossene Wunden wieder geöffnet werden, diese können anschließend nur noch sekundär, also offen, abheilen. Eine Wundinfektion ist abhängig von der Zahl der Keimbesiedlung, Art der Keime, Giftigkeit (Virulenz) der Keime, Art der Wunde(z.B. glatt oder zerklüftet), Fremdkörper in der Wunde und der Immunabwehr des Verletzten.
Je jünger der Patient ist, desto schneller heilen die Wunden ab. Der wesentliche Grund dafür ist, dass im Alter die Haut dünner wird, sowie die Fettschichten, Kollagenfasern und die elastischen Fasern abnehmen. Auch die Anzahl der Schweißdrüsen wird mit dem Alter immer weniger. Zudem besteht eine Minderdurchblutung, die zu einer mangelhaften Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen führt.
All diese Veränderungen führen dazu, dass die Haut älterer Menschen dünner, trockener und weniger elastisch wird. Demnach ist die Haut zum einen leichter verletzbar und zum anderen führt die Minderversorgung dazu, dass Wunden insgesamt schlechter und langsamer abheilen. Mit der langen Heilzeit erhöht sich natürlich auch das Infektionsrisiko einer Wunde erheblich.
Verletzungen bei jüngeren Menschen führen dagegen zur vermehrten Bindegewebsproduktion (mehr als eigentlich notwendig ist!). Als Folge entstehen somit dickere und oft größere Narben.
Auch erbliche Faktoren scheinen eine wichtige Rolle zu spielen. So konnte man bei Menschen afrikanischer und asiatischer Abstammung eine eher überschießende Neubildung von Bindegewebe feststellen.
Verschiedene Störungen in der Narbenbildung können dazu führen, dass es zu einer auffälligen Narbenbildung kommt. Man unterscheidet demnach zwischen Narbenkontrakturen, Atrophe Narben, Hypertrophe Narben und Keloide.
Die Bildung neuer Bindegewebsfasern reicht in der Regel nicht aus, um die Wunde auszufüllen. Somit entsteht eine eingesunkene Narbe, die unter dem Hautniveau liegt. Meistens handelt es sich um flache und breite Narben, die in Form von kleinen Grübchen auftreten.
Aknenarben sind typisch für diese Form der Narbenbildung. Die schwere Form der Akne conglobata geht mit starken Entzündungen, schmerzhaft entzündeten Knoten und Fistelgängen einher, die nach der Abheilung oft atrophe Narben hinterlassen.
Hypertrophe Narben entstehen als Folge einer überschießenden Bildung von Bindegewebe, die entweder kurz nach der Wundheilung oder noch in deren Verlauf auftreten kann. Durch die Überproduktion von Bindegewebsfasern kommt es zu einer Wulstbildung, die sich über das gesunde, sie umgebende Hautniveau erhebt. Grundsätzlich beschränkt sie sich auf das ursprüngliche Verletzungsgebiet. Hypertrophe Narben entstehen vor allem dann, wenn die Wunde nicht ruhiggestellt bzw. geschont wird oder zusätzlich eine Infektion auftritt.
Meistens sind solche Narben stark gerötet, können jucken und schmerzen.
Ursache für die Entstehung dieser Narbe sind häufig starke Zugkräfte, gegen die sich die Wunde während des Heilungsprozesses schließen muss.
Aufgrund der verstärkten Zugkräfte richten sich die Kollagenfasern in Richtung des Zugreizes aus. Durch die kontinuierliche Spannung kommt es zu einer vermehrten Bildung von Blutgefäßen und Bindegewebe. Folge ist eine wulstartige, stark gerötete Narbe. Solche Narben treten bevorzugt im Bereich der Gelenke auf, wo Bewegung die Entstehung von Zugkräften fördert.
Mangelnde Schonung, Wundinfektionen oder auch Verbrennungen können zusätzlich die Bildung einer hypertrophen Narbe begünstigen. Häufig sind Kinder und Jugendliche betroffen, weil sie zur vermehrten Bildung von Bindegewebe neigen.
In einigen Fällen kann es sogar dazu kommen, dass sich die Narbe nach ein bis zwei Jahren spontan zurückbildet.
Man achtet besonders bei Operationen drauf, durch eine gezielte Schnittführung übermäßige Zugkräfte zu verhindern, indem der Operationsschnitt entlang der natürlichen Hautspaltlinien gesetzt wird. Diese Linien bezeichnet man auch als „Langersche Linien".
Keloide entstehen durch eine stark überschießende Produktion von Bindegewebe, die erst nach längerer Zeit nach Abschluss der Wundheilung auftritt. Die Narbe wächst krebsscherenartig über den Wundbereich hinaus in das gesunde Gewebe und beschränkt sich dabei nicht auf das Gebiet der Wunde. Typisch sind hier oft dicke und wulstförmig aufgeworfene Wucherungen, die meist rot oder auch dunkler gefärbt sein können, als die gesunde umgebende Haut.
Häufig besteht auch starker Juckreiz und eine erhöhte Empfindlichkeit des Gewebes. Auch die Größe der Keloide kann sehr stark variieren, sie kann von wenigen Millimetern bis hin zu Größe eines Fußballs reichen. Keloide treten nur in pigmentierter Haut auf.
Vor allem Jugendliche, junge Frauen und Menschen dunkler Hautfarbe ( 10 mal häufiger als bei Menschen mit weißer Hautfarbe) sind hiervon betroffen.
Häufig entstehen solche Narben an Körperstellen, die einer großen Hautspannung ausgesetzt sind, z.B. Schulter. Auch Verbrennungswunden, Aknenarben oder Operationsschnitte können später Keloide ausbilden. In seltenen Fällen können sich Keloide auch spontan zurückbilden.
Man vermutet dass die Ursache für die Entstehung von Keloiden unter anderem eine Störung im Kollagenstoffwechsel sein kann. Auch erbliche Faktoren werden diskutiert, da Keloide familiär gehäuft vorkommen.
Generell unterscheidet sich eine Narbe in Funktion und Aussehen von der sie umgebenden Haut. Zunächst überragt die Narbe die gesunde Haut und hat eine rötliche Farbe. Je stärker sich das Bindegewebe nun strafft, desto stärker geht auch die Durchblutung der Narbe zurück, so dass sie später weiß bzw. blass wird und auch heller bleibt.
Mit der Zeit sinkt das Narbengewebe leicht ein, da sie weniger elastischer Fasern (Kollagen) als die gesunde Haut besitzt. Es kann zu einer Schrumpfung und Verhärtung kommen.
Das Gewebe ist frei von Haaren, Melanozyten (Zellen, die für die Hautfarbe verantwortlich sind), Talg- und Schweißdrüsen, diese werden im Narbengewebe nicht neu gebildet. Auch ist das Narbengewebe geringer durchblutet und enthält weniger Wasser.
In der Regel dauern die Umbauprozesse in einer Narbe länger als ein Jahr. Auch Jahre später können Veränderungen am Narbengewebe stattfinden. Dies liegt unter anderem daran, das sich die Kollagenfasern nur langsam umstrukturieren.
Gut versorgte chirurgische Operationswunden mit glatten Wundrändern, die ganz dicht beieinander liegen, heilen meist schnell und problemlos. Die Narbe ist sehr klein und schmal, also kaum noch sichtbar.
In der Regel fallen Narben sofort auf. Je nachdem wo sie lokalisiert sind, können sie sehr unterschiedlich aussehen. Es handelt sich um eine Blickdiagnose, die man mit bloßem Auge feststellen kann.
Dagegen gibt es natürlich auch gut versorgte chirurgische Operationswunden mit glatten Wundrändern, deren Ränder ganz dicht beieinander liegen. Diese Narben heilen schnell und problemlos aus, sind sehr klein und schmal, so dass sie fast nicht sichtbar sind.
Narben können natürlich als Folge bei verschiedenen Verletzungen auftreten. In der Regel handelt es sich um mechanische Verletzungen. Um nicht alles erneut zu wiederholen, lese man sich die oberen Abschnitte durch.
Man kann die Narbenbildung im Hinblick auf Aussehen und Funktionalität positiv beeinflussen, indem man während der Wundheilung auf eine gute Wundversorgung achtet. Trotzdem kann eine Narbenbildung nicht vollständig verhindert werden. Leider ist bis heute auch noch keine Narbennachbehandlung möglich, also eine Behandlung, die Narben vollständig eliminieren würde. Jedoch können vorhandene, überschießende Narben mittels Narbenmobilisierung oder invasiver Verfahren (z.B. Laser, Operation oder Stickstoffvereisung) gebessert werden. Auch in diesen Fällen besteht das Risiko der Narben-Neubildung.
Durch monatelanges, mehrmals tägliches Einmassieren spezieller Salben (z.B. Contractubex), Gele und Cremes können Narben behandelt werden. Meistens handelt es sich um Salben mit einer Kombination aus Heparin (lockert Gewebsstruktur auf, wirkt entzündungshemmend und fördert die Wasserbindung im Narbengewebe), Allantoin (reizmildernd und fördert Wundheilung) und Zwiebelextrakt (wirkt antientzündlich, abschwellend und keimtötend) oder silikonhaltige Gele. Die Wirksamkeit Heparin-haltiger Narbengele kann durch Ultraschall zusätzlich unterstützt werden. Weitere Inhaltsstoffe wie Kortikoide, Vitamin-A-Säure und Östrogene wirken zudem hemmend auf die Kollagenproduktion und machen dadurch das Narbengewebe weich und geschmeidig.
Eine frühzeitige Anwendung, dass heißt wenige Tage nachdem sich die Wunde geschlossen hat oder 8 bis 10 Tage nach einer Operation, kann bereits die Entstehung von Narben deutlich reduzieren. So kann man gezielt eine unschöne Narbenbildung vorbeugen. Daneben können auch bestehende Narben mit den bereits erwähnten Wirkstoffen behandelt werden. Sie wirken direkt am Narbengewebe und fördern die Regeneration hin zur optisch unauffälligen Hautstruktur.
Bei manchen Narben sind die Behandlungserfolge sogar innerhalb kurzer Zeit sichtbar, doch nicht alle Narben reagieren so schnell. Es kann sich unter Umständen um einen langwierigen Prozess handeln, die etwas Geduld erfordert. Frische Narben reagieren in der Regel besser und schneller auf die Wirkstoffe, als alte Narben.
Narbenpflaster, besonders Silikonauflagen bei hypertrophen Narben, führen zur Verringerung von Narbenwülsten. In der Medizin wird das Silikon schon seit langer Zeit verwendet. Es handelt sich um einen Stoff der gasdurchlässig, wasserabweisend, temperatur- und alterungsbeständig, elastisch, farb- und geruchlos ist. Silikon wird biologisch nicht abgebaut und ist sehr reaktionsträge. Auch sind keine allergischen Reaktionen bei oberflächlicher Anwendung bekannt. So nutzt man diese Eigenschaften auch bei der Therapie von Narben.
Wird eine Narbe mit einer Silikonzubereitung abgedeckt, so bildet sich eine feuchte Kammer, die zwar durchlässig für Gas, aber nicht für Wasser ist. Die erhöhte Feuchtigkeit führt im Prinzip dazu, dass rund um die verletzte Stelle weniger Kollagen (Narbengewebe) gebildet wird. Somit sinkt das Risiko, dass sich auffällige wulstige (hypertrophe) oder wuchernde Narben (Keloide) ausbilden. Zudem werden die Narben weicher, flacher und insgesamt weniger auffällig. Rote und dunkle Narben werden blasser, der Juckreiz und das Spannungsgefühl lassen innerhalb weniger Tage nach.
Die Silikonbehandlung kann als Pflaster, Gel oder Folie, alleine oder in Kombination mit anderen Methoden angewandt werden. Sie ist sehr gut verträglich und kann daher auch problemlos bei Kindern eingesetzt werden.
Die Silikonanwendung sollte zweimal pro Tag über mindestens zwei Monate erfolgen. Abhängig von der Narbe kann die Therapie aber auch bis zu 12 Monaten andauern.
Zur Behandlung hypertropher Narben und Keloide wird häufig das Kortison eingesetzt. Dabei spritzt man die Kortikoide direkt in das Narbengewebe. Kortikoide hemmen die Kollagenproduktion und unterdrücken somit die überschießende Narbenbildung. In der Folge flacht die Narbe ab, wird weicher und geschmeidiger.
Insbesondere wenn die Narbe noch relativ neu und hellrot ist, kann man die besten Erfolge erzielen.
Der Einsatz von Kortikoiden hat sich auch bei juckenden und schmerzenden Narben bewährt. Zudem kann man auch bei frisch operierten Narben, ein Tag nach Operation, eine Kortisoninjektion durchführen und diese bei Bedarf in dreiwöchigen Abständen wiederholen. Bei kleineren Narben reicht meistens schon eine einmalige Injektion aus. Wichtig und entscheidend ist hierbei, dass die Injektion direkt in das Narbengewebe erfolgen sollte und nicht in die umgebende gesunde Haut!
Falsche Injektionen können häufig zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Hautverdünnung und Pigmentierungsstörungen führen.
Im Falle von eingesunkenen, also atrophen Narben kann man versuchen, den Narbengrund mit Hilfe von Injektionen auf das Niveau der umgebenden Haut anzuheben. Dabei spritzt man unter die Narbe so genannte Biomaterialen ein. Biomaterialen sind beispielsweise eigenes Körperfett, welches zuvor an einer anderen Körperstelle entnommen wurde, Gelatine, Rinderkollagen oder Hyaluronsäure. Biomaterialen werden in der Regel gut vertragen, nur in seltenen Fällen kann es zu einer unerwünschten allergischen Reaktion kommen.
Da die eingespritzten Materialien vom Körper wieder abgebaut werden, muss die Behandlung über Jahre wiederholt werden.
Bei dieser Therapieform versucht man über Verbände kontinuierlich einen leichten Druck von etwa 20 bis 30 mm Hg auf die Narbe auszuüben. Der Druck führt zu einer verringerten Durchlässigkeit der feinen Kapillaren und vermindert die Durchblutung, so dass der Stoffwechsel im Narbengewebe verlangsamt wird. Dies führt wiederum zu einer verbesserten Ausreifung der Kollagenfasern, mit Rückbildung des Narbengewebes. Die Narbe erscheint glatt und elastisch.
Die Drucktherapie wird erfolgreich bei großflächigen Narben (besonders nach Verbrennungen), die zu hypertropher Narbenbildung und Narbenkontrakturen neigen, sowie bei Keloiden angewandt. Die Therapie kann sowohl zur Vorbeugung, als auch bei schon bestehenden Narben durchgeführt werden.
Je nach Ort und Größe der zu behandelnden Narbe können spezielle Bandagen oder Kompressionskleidung zur Anwendung kommen. Hierbei ist wichtig, dass die Kompression kontinuierlich über 24 Stunden getragen werden sollte. Auch hier ist viel Geduld erforderlich, weil sich die Reduktion des Narbengewebes nur langsam vollzieht. So kann eine Kompressionsbehandlung in der Regel zwischen sechs Monaten und zwei Jahren dauern.
Man kann die Drucktherapie auch mit anderen Formen der Narbentherapie kombinieren.
Sind konservative Behandlungsmaßnahmen nicht ausreichend, so können operative Maßnahmen in Betracht gezogen werden. Eine Operation ist in der Regel nur dann sinnvoll, wenn Narbenkontrakturen oder starke Verwachsungen bestehen, die zu einer erheblichen Bewegungseinschränkung, z.B. Narben in der Kniekehle, über Fingergelenken oder dauerhaften Schmerzen führen. Da Verbrennungsnarben häufig großflächig sind, werden auch diese meist operativ nachbehandelt. Auch kosmetisch störende Narben bzw. entstellende Narben werden häufig operiert. Man muss jedoch bedenken, dass nicht jede Narbe operativ behandelt werden kann.
Besteht aber die Möglichkeit einer Operation, so können Narben verkleinert oder geglättet werden.
Es gibt verschiedene Operationstechniken die zur Anwendung kommen, diese wären:
Die Kryotherapie oder Vereisungsbehandlung kommt hauptsächlich bei hypertrophen Narben und Keloiden zur Anwendung. Mit Hilfe von flüssigem Stickstoff (Sprühverfahren), welches eine Temperatur von bis zu minus 196 Grad Celsius hat, oder mit einer Sonde, werden die Narben innerhalb weniger Sekunden eingefroren. Die Kälte bewirkt eine oberflächliche Thrombosebildung im Narbengewebe, so dass diese nicht mehr durchblutet wird. Folglich kommt es zur Blasenbildung auf dem Narbengewebe, die absterben und später vorsichtig abgetragen werden. Erst wenn das Gewebe vollständig aufgetaut ist, sollte man die abgestorbenen Gewebe ablösen. Der Vorgang ist meist schmerzfrei.
Die Behandlung kann alle vier bis sechs Wochen wiederholt werden, bis die Narbe vollständig geglättet ist. Diese Therapieform liefet in der Regel gute Ergebnisse, so sprechen 64 Prozent der Keloide gut und 82 Prozent der hypertrophen Narben sogar sehr gut auf die Kryotherapie an.
Eine mögliche unerwünschte Wirkung der Kryotherapie ist häufig ein depigmentiertes Areal, da die Kälte auch gleichzeitig zu einer Zerstörung der Melanozyten führt. Weitere Nebenwirkungen sind der Kälteschmerz während der Gefrierzeit und örtliche Hautreizungen.
Die spezielle Schleiftechnik kommt vor allem bei eingesunkenen Narben, z.B. Aknenarben, und Narben mit scharfen Abgrenzungen zur Anwendung. Hier werden mit Hilfe eines Diamantschleifers, der sich mit etwa 30.000 Umdrehungen pro Minute dreht, die Narben abgeschliffen. Dabei werden insbesondere die Narbenränder abgeflacht und die obere Schicht glatter geschliffen.
Bei großflächigen Narben sollte man die Behandlung in Vollnarkose durchführen. Meistens sind wiederholte Behandlungen oft sinnvoll.
Man sollte jedoch bei hypertrophen Narben vorsichtig sein, da durch die Anwendung dieses Verfahrens es nicht selten zu einer erneuten Narbenwucherung kommt.
Die Schleifenbehandlung kann unter anderem auch bei der Entfernung oberflächlicher Tätowierungen angewandt werden.
Eine Lasertherapie gehört in die Hand eines Spezialisten und sollte wirklich nur nach strenger Indikation durchgeführt werden. Hierbei wird gebündeltes Licht gezielt in die betroffenen Areale geschossen, mit dem Ziel, dass die Zellen absterben. Es kommt zur Narbenschrumpfung und die Haut strafft sich.
Vor allem hypertrophe Narben sind durch eine Laserbehandlung gut zu behandeln. Jedoch kann auch hier nicht jede hypertrophe Narbe, z.B. an Brust und Rücken, behandelt werden. Meistens sind mehrere Sitzungen erforderlich, die in der Regel mit hohen Kosten verbunden sind.
Die Bestrahlung kommt häufig zum Einsatz, um das Wiederauftreten eines Keloids zu vermeiden. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 88 bis 99 Prozent wird die Behandlung sehr erfolgreich durchgeführt. Dabei wird eine geringe Strahlendosis, direkt nach der Operation eines Keloids, auf das betroffene Gewebe abgegeben. Die Strahlen erreichen eine Eindringtiefe von etwa vier bis sechs Millimeter in der Haut. Die Therapie wird in der Regel etwa zwei Wochen durchgeführt.
Eine Bestrahlung kommt als primäre Behandlung, dass heißt vor einer Operation, kaum in Frage. Bestehen jedoch Keloide, die auf andere Behandlungsversuche nicht ansprechen, so kann man unter Umständen eine Bestrahlung durchführen. Wichtig ist hierbei, dass die Behandlung innerhalb der ersten Monate nach Entstehung des Keloids erfolgen sollte. In dieser Zeit ist das Gewebe viel empfindlicher gegenüber Röntgenstrahlen. Die Empfindlichkeit nimmt nach den ersten sechs Monaten stark ab.
Nach der Wundheilung kann man unter Umständen durch eine vorsichtige Massage eine Schrumpfung des Narbengewebes erreichen. Physiotherapeuten versuchen dabei durch leichte ziehende und streichende Bewegungen, die Verklebungen des Narbengewebes mit den darunter liegenden Gewebsschichten zu lösen. Zudem verringert man durch eine gezielte Massage, die Neigung des Narbengewebes sich zusammenzuziehen. Auch kann man während der Massage Lokaltherapeutika in Form von Salben oder Gels in die Narbe einmassieren und so die Bildung einer geschmeidigen Narbe unterstützen.
Wassernabelkraut ist eine asiatische Pflanze die in der Volksmedizin häufig angewandt wird. Obwohl diese Pflanze viel zur Anwendung kommt, wurde sie bislang von der Kommission E nicht bearbeitet. Die Kommission E ist eine Kommission des Bundesgesundheitsamtes, die sich ausschließlich mit pflanzlichen Präparaten befassen.
Es liegen zwar keine offiziellen Empfehlungen vor, aber die Pflanze wird erfolgreich in den Bereichen der Wundheilung, Verbrennungen, Ekzeme, Geschwüre und hypertrophe Narben eingesetzt. Bisher sind keine Nebenwirkungen und Kontraindikationen bekannt.
Wassernabelkraut wirkt antibakteriell (gegen Bakterien), entzündungshemmend (antiphlogistisch), antibiotisch, antimykotisch (gegen Pilze), wundheilungsfördernd und reguliert die Bindegewebsneubildung.
Zudem gibt es eine Reihe von Triterpensäuren, die über die Regulation der Fibroblastenaktivität direkt in den Vernarbungsprozess eingreifen und somit auch regulierend auf die Bindegewebsneubildung eingreifen.
Narben können in der Regel nicht vollständig eliminiert werden. Man kann jedoch durch eine gute Wundversorgung die Narbenbildung im Hinblick auf Aussehen und Funktionalität positiv beeinflussen. Eine Narbenbildung kann trotzdem nicht verhindert werden. Auch führen die verschiedenen Therapiemöglichkeiten nicht zu einer vollständigen Elimination der Narbe, aber zu einer wesentlichen Besserung und zu einem besseren kosmetischen Ergebnis. In der Regel hinterlassen gut versorgte Operationswunden mit glatten Wundrändern, die dicht beieinander liegen eine sehr kleine und kaum sichtbare Narbe.
Wie bereits mehrfach erwähnt kann man auch durch eine Narbennachbehandlung keine vollständige Elimination der Narbe erreichen. Durch die verschiedenen Therapiemöglichkeiten kann man jedoch ein wesentlich besseres kosmetisches Ergebnis erreichen.
Zudem gibt es eine Reihe von verschiedenen Heilpflanzen die wundheilungsfördernd und regulierend auf die Bindegewebsneubildung einwirken. Diese stehen in der Regel als wässrige Aufgüsse oder Tinkturen zur Verfügung, aus denen Teilbäder oder Umschläge hergestellt werden können.
Letzte Aktualisierung am 25.06.2021.