Die PECH-Regel (beziehungsweise das PECH-Schema), die Prof. Dr. Böhmer 1992 aufstellte, ist eine Anleitung zur Ersthilfe bei akuten Verletzungen, wie sie vor allem beim Sport auftreten.
Die vier Buchstaben PECH stehen für die vier Komponenten der Erstversorgung, die in der vorgegebenen Reihenfolge angewandt werden sollten.
Im Englischen wird diese Regel mit RICE beschrieben. Dieses Kürzel ist aus den Anfangsbuchstaben für rest, ice, compression und elevation zusammengesetzt.
Bei jeder Verletzung muss die sportliche Betätigung sofort unterbrochen werden. Der verletzte Bereich sollte ruhig gestellt werden, da sich die Beschwerden sonst verschlimmern und die Heilung erheblich verzögert wird.
Der verletzte Bereich sollte sofort für 20 bis 30 Minuten gekühlt werden, danach ist eine Unterbrechung notwendig, bevor die Kühlung wieder aufgenommen wird. Dieser Zyklus kann je nach Bedarf wiederholt werden, die maximale Kühlzeit sollte jedoch 90 Minuten nicht überschreiten.
Gekühlt wird am besten mit Eis, das in einer Plastiktüte schwimmt, oder speziellen Kühlpacks. Stehen diese beiden nicht zur Verfügung, kann auch mit kalten Umschlägen gekühlt werden. Auf keinen Fall sollte Eisspray verwendet werden, da es zu Erfrierungen am Einsatzort führen kann.
Die Gefahr von Erfrierungen besteht auch bei der Eisanwendung. Das Eis sollte daher nie direkt auf die Haut aufgelegt werden, sondern auf ein Tuch oder eine Binde, die den verletzten Bereich schützt. Die Kühlung muss abgebrochen werden, sobald die verletzte Person sie als unangenehm empfindet.
Bei offenen Wunden ist von einer Kälteanwendung abzusehen!
Bereits während des Kühlens kann der verletzte Bereich mit einem Kompressionsverband versorgt werden. Dieser besteht aus einer elastischen Binde oder einer Sportbandage und wird herzwärts (also beispielsweise vom Fuß in Richtung Schenkel) gewickelt. Gelenke werden in natürlicher Stellung verbunden, so dass der Schmerz möglichst gering gehalten wird. Direkt nach der Verletzung ist auch eine Kompression mit den Händen möglich, wenn keine anderen Hilfsmittel zur Verfügung stehen.
Der Verband sollte nicht zu fest gewickelt werden, da es nach Verletzungen zum Anschwellen des Gewebes kommt. Sobald der Schmerz im verletzten Bereich sich ändert und klopfend oder pulsierend wird, kann der Verband durch die Schwellung zu eng geworden sein und muss entfernt werden. Nach 5 bis 10 Minuten kann er erneut angelegt werden. Auch bei einer Blaufärbung des herzfern gelegenen Körperteils ist der Verband zu eng und muss sofort gelöst werden.
Da die Schwellung in den ersten 12 bis 24 Stunden nicht berechenbar ist, sollten keine Tape-Verbände eingesetzt werden.
Der verletzte Bereich sollte nach Möglichkeit über Herzhöhe gelagert werden. Im Idealfall wird die Hochlagerung auch im Verlauf solange regelmäßig weiter geführt, bis die Schwellung abgeklungen ist.
Die Ruhigstellung des verletzten Körperteils soll helfen, den weiteren Austritt von Blut und Gewebsflüssigkeit durch Quetschung des verletzten Gewebes zu vermindern. Bei weiterer Belastung kommt es hingegen zu einer stärkeren Schwellung und einer vermehrten Entzündungsreaktion im verletzten Gebiet.
Das Kühlen der Verletzung mit Eis lindert den Schmerz und entspannt die Muskulatur, indem es die Leitgeschwindigkeit der Nerven herabsetzt und die Gefäße eng stellt. Durch diese Verminderung der Durchblutung wird gleichzeitig die Schwellung der Weichteile verringert und die körpereigene Blutstillung im verletzten Gewebe gefördert. Die Stoffwechselvorgänge im Gewebe werden vermindert, wodurch weniger Entzündungsstoffe frei gesetzt werden und so die Entzündungsreaktion eingedämmt wird, die zu einer weiteren Zunahme der Schwellung führen würde.
Diese Mechanismen sorgen dafür, dass eine Verletzung, die früh genug und ausreichend lange gekühlt wurde, schneller und besser heilt.
Der elastische Verband sorgt, wenn er herzwärts gewickelt wird, dafür, dass ausgetretene Gewebsflüssigkeit in Richtung der ableitenden Gefäße verschoben wird und abtransportiert wird. Zusätzlich werden die oberflächlichen Venen komprimiert und so die Schwellungsneigung vermindert.
Durch das Hochlagern über Herzhöhe wird der Blutabfluss aus dem verletzten Körperteil zum Herzen erhöht und der Zufluss vermindert. Damit wird ebenfalls die Schwellungsneigung verringert und die Blutstillung gefördert.
Die rasche Anwendung der PECH-Regel sorgt dafür, dass die Verletzung besser und schneller heilen kann. Es sind jedoch noch einige weitere Dinge zu beachten, um diesen Vorteil nicht zunichte zu machen.
In der ersten Zeit nach der Verletzung (für mindestens 24 Stunden) sollte kein Alkohol konsumiert werden. Alkohol regt die Durchblutung an, womit er die Wirkung der oben beschriebenen Akutmaßnahmen aufhebt und zu einer starken Schwellung des verletzten Bereiches führt.
Auch Wärmebehandlungen, durchblutungsfördernde Salben, Bäder und Sauna haben diesen Effekt und sollten vermieden werden. Massagen bergen zusätzlich die Gefahr weiterer Verletzungen und können die Entzündungsreaktion verstärken.
Gerinnungshemmende Salben (zum Beispiel mit dem Inhaltsstoff Heparin) stören die körpereigene Blutstillung und sollten ebenfalls mindestens 24 Stunden nicht angewandt werden.
Für alle Sportverletzungen gilt, dass nach den Sofortmaßnahmen eine ärztliche Untersuchung notwendig ist, um die genaue Art der Verletzung festzustellen und die entsprechende Therapie einzuleiten.
Letzte Aktualisierung am 12.11.2021.